Blätterst du noch oder swipest du schon?

Buch oder E-Book, das ist hier die Frage. Bild: pixabay

Herbstzeit ist Lesezeit. Wenn die Tage wieder kürzer werden und die tiefstehende Sonne den laubbedeckten Boden golden färbt, sitzen die wahren Bücherwürmer schon eingekuschelt in ihre Lieblingsdecke, versorgt mit einer Tasse Tee, gebettet auf einem Retro-Sessel, in ihren Händen ein … einen E-Book-Reader? Was für einige vielleicht schon eine normale Assoziation ist, will mir nicht so schnell in den Kopf. In meiner Vorstellung gehört zum beschriebenen Szenario ein alter zerlesener Schmöker oder das neueste Bestseller-Taschenbuch, in jedem Fall aber etwas mit Seiten aus Papier, bedruckt mit Tinte, was zum Anfassen halt. Bis ich so ein Buch aber in den Händen halte, ist damit schon viel passiert. Und daher frage ich mich gestern zum Weltklimatag nicht zum ersten Mal: Sind E-Books die nachhaltigere Variante des Lesens? Weiterlesen

Fundstück: The Devil All The Time

The Devil All The Time ab dem 16.September auf Netflix. Quelle: Wikipedia

“Hell is empty and all the devils are here.”

 

William Shakespeare, The Tempest

 

 

Der Teufel ist in vielen Kulturen das personifizierte Böse. Manche stellen ihn sich als Wesen mit schwarzen Flügeln vor, quasi als das Gegenteil eines Engels. Im Christentum beispielsweise glaubt man, dass der Teufel ein gefallener Engel ist, der verdammt wurde, weil er gegen Gott rebellierte. Andere wiederum stellen ihn sich mit Hörnern und behaartem Körper vor. Aber ist der Teufel wirklich etwas übermenschliches oder ist er menschlicher, als man glauben würde? Shakespeare wusste schon 1611, dass es in der Hölle ziemlich leer sein muss, weil Teufel getarnt und unbemerkt unter uns weilen. Das Ausmaß menschlicher Abgründe macht auch António Campos zum Thema des neuen Netflix-Thrillers The Devill All The Time (2020). Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Donald Ray Pollock, der in der originalen englischen Fassung auch als Erzähler zu hören ist. In dem Thriller geht es um menschliches Versagen, religiösen Fanatismus und darum, dass das Ermessen des Bösen immer eine Frage der Perspektive ist. Bill Skarsgard, Sebastian Stan und Riley Keough sind nur einige der Schauspieler:innen, die in dieser Geschichte auftauchen. Egal, wer einem am meisten am Herzen liegt, dieser Film zeigt auf, dass niemand zu hundert Prozent böse oder von ganzem Herzen gut ist und dass  in jedem von uns das Potential steckt, zum Teufel zu werden. Dass wir nicht als schlechte Menschen geboren werden, sondern dass uns die Umstände dazu machen. Figuren, die ehrenhafte Absichten haben, überschreiten trotzdem immer wieder moralische Grenzen. Der Fokus des Thrillers liegt nicht auf actiongeladenen Szenen, und die Geschichte wird eher langsam erzählt. Dafür geht es bei The Devil All The Time psychologisch in die Tiefe. Die Stimmung ist von Anfang bis Ende sehr düster und nicht unbedingt etwas für Zartbesaitete. Wer sich aber trotzdem traut, kann sich The Devil All The Time seit dem 16. September auf Netflix anschauen.

 

Eine kulinarische Reise durch die Literatur

Bienenbrot nach buchhaimer Art aus Walter Moers „Die Stadt der träumenden Bücher“. Nachmachen auf eigene Gefahr. Bild: Saskia Ziemacki

Wem läuft bei Butterbier und Kürbissaft nicht das Wasser im Mund zusammen? Und wer bekommt nicht Lust, die Leckereien aus Romanen wie Harry Potter und Co. nachzumachen? Bei Fantasy-Romanen kann sich das schon mal schwieriger gestalten, weniger jedoch, wenn es um Klassiker oder Romane mit echten Speisen geht. Die Rede ist hier vom Plettenpudding aus den Buddenbrooks, den Madeleines als wichtigstes Gebäck der Literaturgeschichte und Hemingways Lieblingsgericht in Paris: den Kartoffelsalat. Genau diese Begegnung mit Essen und Literatur macht sich der NDR Podcast eat.READ.sleep. Bücher für dich zum Thema. Weiterlesen

Fundstück: 20. Internationales Literaturfestival Berlin

International literarischer Austausch im Garten des Hauses der Berliner Festspiele in den vergangenen Jahren. Bild: Hartwig Klappert

Noch bis Samstag, den 19. September 2020, findet in der Hauptstadt das Internationale Literaturfestival Berlin, kurz ilb, statt. Grund zur Freude gibt es besonders in diesem Jahr, denn die Veranstaltung feiert 20-jähriges Jubiläum. Das Internationale Literaturfestival Berlin ist dafür bekannt, jedes Jahr im September neue Werke diverser literarischer Genres aus aller Welt vorzustellen. Die Kategorien sind: Prosa, Lyrik, Nonfiction, Graphic Novel sowie Kinder- und Jugendliteratur. Im Rahmen von Workshops, Lesungen, Gesprächen und Begegnungen wird der internationale Austausch – denn das Festival sieht sich den Menschenrechten, der Weltoffenheit, der Multiperspektivität, dem Dialog und der Gastfreundschaft verpflichtet – gefördert.

Viele der Teilnehmer*innen, wozu neben Schriftsteller*innen auch Illustrator*innen zählen, treten mit der Festivalteilnahme erstmalig im deutschsprachigen Raum auf. Dieses Jahr kommen 128 Leute aus Ländern wie Ägypten, Brasilien, Indien oder Malta zu Besuch oder werden aufgrund von Corona per Video zugeschaltet. Teil der digitalen Realisation sind auch die Livestreams, durch die Interessent*innen am Event teilhaben können. Ein Einzelticket kostet in der Regel 10 Euro, der ermäßigte Preis beträgt 6 Euro. Wer noch an Tickets interessiert sein sollte, findet hier weitere Informationen.

Schaut euch doch mal den Trailer an!

 

Ein visionärer Denker: zu Ehren des 40. Todesjahrs Erich Fromms

Erich Fromms zeitdiagnostisches Werk Haben oder Sein. Bild: Jannick Griguhn

Erich Fromms diagnostisches Werk Haben oder Sein. Bild: Jannick Griguhn

„Zum ersten Mal in der Geschichte hängt das physische Überleben der Menschheit von einer radikalen Veränderung des Herzens ab“, schrieb Erich Fromm 1976 in einem seiner bedeutendsten Werke namens Haben oder Sein. Was zunächst als pathetisch und leicht kitschig anmutet, erscheint bei einer gründlichen Lektüre der Texte des Psychoanalytikers, Philosophen und Soziologen als dringlicher, authentischer und ernsthafter Appell an seine Mitmenschen: Denn eine Gesellschaftsordnung wie die unsere, die auf Eigensinn, Profit, Machtstreben, Begehren und Besitz fußt, so Fromms These, erzeugt nicht nur notorisch unglückliche Menschen, sondern führt unweigerlich zu Kriegen und zur Ausbeutung der Natur und des Menschen.

Erich Fromm, der am 23. März 1900 in Frankfurt am Main geboren wurde und am 18. März 1980 in Locarno starb, ist vor allem durch seine zeitweilige Verbindung zur sogenannten Frankfurter Schule bekannt, als deren bekannteste Vertreter*innen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer gelten. Im Jahre 1934 emigrierte Fromm in die Vereinigten Staaten Amerikas, da er sich aufgrund seiner jüdischen Herkunft von der Machtergreifung der NSDAP bedroht sah. Seine Schriften und Analysen reihen sich in eine humanistische Denktradition ein, die bei ihm stark von Buddha, Jesus, Meister Eckart, Karl Marx, Johann Jakob Bachofen, Sigmund Freud sowie den religiösen Schriften des Judentums geprägt war. Doch was macht Erich Fromm auch 40 Jahre nach seinem Ableben zu einem Sozialphilosophen und Gesellschaftskritiker, dessen Gedanken heutzutage noch treffender als zu seinen Lebzeiten erscheinen? Weiterlesen

Fundstück: Kauf-ein-Buch-Tag

Lieber eBook als alter Schinken. Foto: Pixabay

Am 7. September wird seit 2010 der amerikanische Buy a Book Day, zu Deutsch Kauf-ein-Buch-Tag, gefeiert. Laut der Website kuriose-feiertage.de, die gerade solche außergewöhnlichen Feiertage sammelt, soll der Tag den Buchhandel unterstützen und die Wichtigkeit von Büchern als Kulturgut mal wieder hervorheben. Weiterlesen

Rowlings Rückgabe des Robert F. Kennedy Human Rights Ripple of Hope Award

Mit diesem Buch fing alles an. Umschlagsgestaltung der Ausgabe: Becky Terhune

Joanne K. Rowling, die Autorin des Harry Potter-Romanzyklus, darf inzwischen als einer der, wenn nicht die Angesehenste und Bestverdienende unter Schriftstellerinnen gelten. Dafür, dass sie die Früchte ihres Erfolgs nutzt, eine gemeinnützige Organisation zu gründen, mit dem Ziel, Kindern global ein Zuhause finden zu können (Lumos), erhält sie Ende 2019 den Robert F. Kennedy Human Rights Ripple of Hope Award. Den Menschenrechtspreis, den sie keinen Monat nach ihrem 55. Geburtstag wieder zurückgibt. Weiterlesen

Fundstück: Sag ihr, ich war bei den Sternen – Dani Atkins

Stell dir vor, an deiner Seite steht der Mann, den du liebst. Du spürst seine Hand in deiner, und sie passt perfekt in deine. Es ist sein Lächeln, das dich morgens weckt. Die Zukunft gehört euch beiden, ihr werdet heiraten. Und in deinem Bauch wächst euer Kind heran. Allein der Gedanke daran lässt dein Herz überlaufen vor Glück. Doch dann: ein unachtsamer Schritt. Ein abgelenkter Autofahrer. Ein schrecklicher Unfall. Du fällst in einen tiefen Schlaf. Und während du schläfst, geht das Leben einfach weiter. Wenn du erwachst, wird nichts mehr so sein wie zuvor. Denn dein Happy End gehört nun einer anderen…

 

Bild: bixabay.com

Dani Atkins ist bekannt für ihren emotionalen Schreibstil und hat ihre Fans mit dem Roman „Sag ihr, ich war bei den Sternen“ nicht enttäuscht. Die ein oder andere Träne (oder auch mehr) lässt sich beim Lesen mit Sicherheit nicht zurückhalten. Mit dem Hauptcharakter Maddie, der aus dem Koma erwacht und feststellen muss, dass es ihr Leben so wie sie es kannte nicht mehr geben wird, fühlt man sofort mit. Gleichzeitig kann man ihre Stärke bewundern, die sie in dieser außergewöhnlichen Situation beweist. Ihren Platz hat nun Chloe eingenommen, die man auch einfach nicht nicht mögen kann. Das Ende hält auf jeden Fall viele Überraschungen bereit…

Sag ihr, ich war bei den Sternen (Dani Atkins, erschienen am 01.10.2019 beim Knaur Taschenbuch Verlag, 432 Seiten, 9,99€)

Goodreads – Ein Selbstexperiment

Die Goodreads-App. Bild: Evelyn Messel

Als am Ende des Jahres 2019 in den sozialen Medien manche die Erfüllung der „Goodreads Reading Challenge“ feierten oder andere das Nichterfüllen bedauerten, fragte ich mich, was es eigentlich damit auf sich hatte. Sogleich suchte ich also Goodreads auf, auf das ich bisher nur auf der Suche nach Literaturzitaten gestoßen war.

„Meet your next favorite book“ – das verspricht die Leserplattform Goodreads. Im ersten Moment klingt das ein wenig wie ein liebloser Werbespruch einer Dating-Website. Statt eines Partners soll man nun eben ein Buch fürs Leben (oder für eine Nacht) finden. Das Katalogisierungssystem ermöglicht es, jedes Buch samt Klappentext, Rezensionen und Buchvorschlägen zu finden und diese dann in virtuellen Regalen (beispielsweise nach Themen oder Genres sortiert) oder in Lesewunschlisten einzuordnen. Weiterlesen

Wahnsinn, Horror und kosmische Monster – HP Lovecrafts 130er Geburtstag

H.P. Lovecrafts berühmteste Schöpfung – Das Monster Cthulhu Bild: Pixabay

Fans von Horrorfilmen und Büchern haben bestimmt schon einmal den Namen H.P. Lovecraft, den Meister des kosmischen Horrors, gehört. Und selbst jenen, die dieses Genre nur flüchtig interessiert, werden Lovecrafts Werke bekannt vorkommen. Kosmische Götter, wie Dagon und Cthulhu, oder die Maulwurfmenschen, welche unter den Straßen Bostons ihre Heimat haben, sind wahrscheinlich die bekanntesten Kreaturen des amerikanischen Autors. Lovecraft ist für die Schöpfung einer ganz besonderen Art des Horrors berühmt geworden, welche noch bis in die heutige Zeit Einfluss auf unsere Literatur und Pop-Culture hat. Weiterlesen