Kein Weihnachten ohne Bücher! Teil 2

Weihnachtsgebäck zum Nikolaus. Bild: CC0 Pixabay (Gundula Vogel)

Willkommen im Dezember 2021! Mit dem frühen ersten Advent dieses Jahr im November, kommen wir erst jetzt im letzten Jahresmonat an. Nun darf endlich ohne schlechtes Gewissen Lebkuchen, Christstollen, Spekulatius, Vanillekipferl und Gebäck gebacken und gekauft werden. Wenn man in Kuschelsocken und Wollpullover in der Küche steht und den Teig knetet, fängt die Weihnachtszeit für manche erst richtig an. Einzelne Kerzen brennen und flackern im Hintergrund, die Weihnachtsplaylist oder traditionell die CD spielt die Lieder, zu denen man jedes Wort mitsingen kann. Noch ist man nicht im Weihnachtsstress zum Putzen, Kochen und Geschenke finden.  Zudem ist morgen bereits der 6. Dezember, der Nikolaustag. Laut einer Umfrage von 2017 feiern 99% der befragten deutschen Bevölkerung diesen Tag und füllen die Stiefel für ihre Liebsten. Zu den Füllungen gehören Süßigkeiten wie ein traditioneller Schokoladennikolaus oder Weihnachtsmann, Nüsse und sogar kleine Geschenke. Bevor die Stiefel gefüllt werden, müssen diese natürlich vom Besitzer oder der Besitzerin ordentlich gesäubert und klassischerweise vor die Tür gestellt werden. Am Nikolausmorgen wartet auf die ein oder andere Person dann eine schöne Überraschung. Falls ihr Lesenden allein wohnt oder als „zu alt“ für den Nikolausbrauch geltet, seid euer eigener kleiner Nikolaus. Eine Freude machen kann man sich auch selbst und zu Zeiten wie diesen kann jede:r ein Lächeln mehr vertragen! Wenn diese Freude etwas größer sein darf als Schokolade und Nüsse, dann ist bei den folgenden Büchern vielleicht etwas für euch dabei:

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Fundstück: Lange Rede, Kurzer – der Podcast für die Pause im Alltag

Kaffeepause

Quelle: pixabay.com

Unser heutiges Leben ist sehr schnelllebig, das ist nichts Neues mehr. Mit unserem täglichen Begleiter, dem Smartphone, sind Nachrichten schnell getippt und gelesen. TikTok Videos sind auf absolute Kürze ausgelegt – umso schöner ist es doch, wenn man sich an einem Tag für eine Stunde eine Pause gönnt. Mit einer Tasse Kaffee, oder Tee, oder was das Herz begehrt, eine Stunde die Zeit still stehen lassen. Genau das kann der Podcast „Lange Rede, Kurzer“ ermöglichen. Zwei wundervolle Frauen, die Synchronsprecherin Natasha Geisler und die YouTuberin Ella TheBee, treffen sich und reden über Themen, die in unserer hektischen Welt schnell mal unter den Tisch gekehrt werden. Unter anderem besprechen sie das Mama Sein, das Gefühl die Welt verbessern zu wollen und wie man diese Energie in wundervolle Projekte stecken kann, Mobbing oder das mehr denn ja aktuelle Thema des Einsam sein. Weiterlesen

Kein Weihnachten ohne Bücher! Teil 1

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt… Bild: CC0 Unsplash (Waldemar Brandt)

Heute ist der erste Advent und vielleicht beginnt auch ihr euch spätestens jetzt die Frage zu stellen, was ihr dieses Jahr zu Weihnachten verschenken wollt. Man zerbricht sich den Kopf, sucht nach dem perfekten Geschenk und letztendlich ist der Artikel ausverkauft, nicht rechtzeitig lieferbar oder überschreitet das Budget. Aber mit einer Sache kann man selten etwas falsch machen: Bücher. Es gibt kaum ein einfacheres Geschenk, mit dem man zugleich eine große Freude machen kann. Scheinbar sind viele dieser Meinung, denn laut einer Statista-Umfrage planen 39% der befragten Personen, dieses Jahr Bücher zu Weihnachten zu verschenken. Damit liegen Bücher auf Platz 4 auf der Liste mit den beliebtesten Weihnachtsgeschenken. Doch eine Auswahl zu treffen, welche Bücher man nun den Eltern, dem Lieblingsonkel oder der besten Freundin schenkt, fällt nicht immer leicht. Und hier kommt Digitur ins Spiel: Wie jedes Jahr stellen wir euch in unserem Special „Kein Weihnachten ohne Bücher“ unsere Lieblingsbücher vor. Um euch die Entscheidung zu erleichtern, sind also hier unsere ersten Geheimtipps:  

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Fundstück: Jenseits der Ordnung: 12 weitere Regeln fürs Leben von Jordan Peterson

Das Buch, das mein Leben veränderte (Bild: tnc.news)

Es ist mehr als ein Buch zur Selbsthilfe. Seit Mai 2021 ist der zweite Teil des über 4 Millionen Mal verkauften Buches 12 Rules for Life: Ordnung und Struktur in einer chaotischen Welt von Jordan Peterson auf Deutsch erhältlich.

Wer ist Prof. Dr. Jordan Peterson?

Jordan Peterson ist ein kanadischer klinischer Psychologe, Kulturkritiker und Professor an der Universität in Toronto, der spätestens 2018 mit seiner konservativen Haltung zur Politischen Korrektheit und der Genderpolitik internationale Aufmerksamkeit erregte. Die hitzige Diskussion mit der britischen Reporterin Cathy Newman über genau diese Themen wurden von mehr als 34 Millionen Menschen auf YouTube angesehen.

2013 begann Peterson seine Vorlesungen über komplexe psychologische, mythologische, religiöse und philosophische Sachverhalte auf YouTube hochzuladen, um die dahinterstehenden Bedeutungen für die westliche Gesellschaft verständlich zu erklären. Zum aktuellen Zeitpunkt hat er dort 4,25 Millionen Follower.

Das Buch, das mein Leben verändert hat

Ob man seine Ansichten teilt oder nicht, ist allerdings irrelevant für das Wirken seines Buches. Jeder, der sein Leben selbst in die Hand nehmen möchte findet in Jenseits der Ordnung: 12 weitere Regeln für das Leben Ansätze, die zu einer positiven Lebensgestaltung führen können. Dabei sind es keine ausgelutschten Phrasen wie „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“ oder „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Stattdessen finden sich Ratschläge wie:

„Stellen Sie sich vor, wer Sie sein könnten, und arbeiten Sie dann zielstrebig darauf hin.“ (Regel 2),

„Arbeiten Sie so hart, wie Sie können, an mindestens einer Sache und sehen Sie, was passiert.“ (Regel 7) und

„Wenn alte Erinnerungen Sie noch immer quälen, schreiben Sie diese mit Sorgfalt vollständig nieder.“ (Regel 9)

Peterson erklärt diese Prinzipien nicht nur, sondern füllt sie mit Anekdoten aus seinem eigenen Leben, aber auch mit Erfahrungen, die er in seiner Zeit als klinischer Psychologe bei der Begleitung von unterschiedlichsten Persönlichkeitstypen gesammelt hat. Besonders gefällt mir, dass Peterson dabei immer realistisch und pragmatisch bleibt, was manchmal etwas erschreckend sein kann, wenn man anschließend über seine eigene Lebensgestaltung und Persönlichkeit reflektiert.

Seid ihr auch bereit das Chaos in Eurem Leben so zu ordnen, dass ihr das bestmögliche aus euch macht? Oder möchtet ihr jemanden in eurem Leben einen diskreten Hinweis geben, dass sie ihr Leben auf die Reihe bekommen sollen? Dann empfehle ich euch Jenseits der Ordnung: 12 weitere Regeln für das Leben zu lesen. Das Buch ist in deutscher Sprache bei Thalia für 23€ erwerbbar.

Kollaboratives Schreiben und Kryptowährungen – ein Projekt zum Scheitern verurteilt

Bitcoin, Ethereum und co. – heutzutage lässt sich alles mit Kryptowährungen kaufen. So auch Kunst und Literatur. Bild: CC0 Unsplash.

Das World Wide Web ist ein Konglomerat an Möglichkeiten, um sich kreativ auszuleben: Selbstproduzierte Musik oder Videos hochladen, Aufträge für Kunst entgegennehmen oder Eigenkreationen verkaufen – all dies ist inzwischen auf Youtube, Etsy und co. möglich. Und natürlich hat sich auch die Literaturszene das Internet zu Nutze gemacht: Fanfiction-Plattformen wie Wattpad bieten jungen Nachwuchsautor*innen erste Veröffentlichungsmöglichkeiten, Selfpublishing hat sich inzwischen etabliert und durch kollaborative Schreibprojekte entstehen neue, interessante Formen von Literatur. Doch solch ein Schreibprojekt hat vor Kurzem in der Öffentlichkeit große Wellen geschlagen. 

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Fundstück: Wöchentliche Lyrik-Dosis mit Ours Poetica

Gedichte gehören in antiquierte vergilbte Bücher? Die Videoserie „Ours Poetica“ sieht das anders und bringt Lyrik online zum Sprechen. (Bild: CC0 unsplash)

Gedichte sind da, um gelesen und gehört zu werden. Denn die Kombination aus visueller und klanglicher Erfahrung lässt die Poesie eine besondere Wirkung entfalten. Ein solches Erleben macht der englischsprachige YouTube-Kanal Ours Poetica möglich. Zweimal pro Woche tragen Dichter:innen und andere Gäste in kurzen Videos Gedichte vor, die eine besondere Bedeutung für sie haben. Oft sind es ihre eigenen Texte. Parallel zum Vortrag erscheinen die Worte schwarz auf weiß im Video, sodass die Zuschauer:innen mit- jedoch nicht vorauslesen können.

In Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Poetry Foundation ging das erste Video der Serie schon im August 2019 online. Im September dieses Jahres startete das Projekt in seine zweite Staffel. Kuratiert wird sie von den Lyrikerinnen Charlotte Abotsi und Sarah Kay, produziert von Videoblogger und Schriftsteller John Green sowie Kuratorin und Kunstpädagogin Sarah Urist Green.

Vor allem jungen Menschen möchte die Videoserie den Zugang zur Lyrik erleichtern. Indem eine Bandbreite poetischer Stimmen präsentiert wird, zeigt das Projekt verschiedenste Anknüpfungspunkte auf. In der ersten Staffel waren unter anderem die Schriftstellerin Jaqueline Woodson, der Lyriker Ilya Kaminski und die Schauspielerin Shailene Woodley mit Beiträgen vertreten. Auch in der zweiten Staffel sind bereits 15 Videos veröffentlicht worden. Zuletzt trug Ashley M. Jones ihr eigenes Gedicht „It Is Entirely Possible For A Black Girl To Be Loved“ vor.

Ours Poetica ist nicht nur eine Chance, Gedichte und Autor:innen für sich zu entdecken. Wertvoll sind auch die persönlichen Eindrücke der vortragenden Gäste. Wieso haben sie sich entschieden, einen bestimmten Text bei Ours Poetica zu präsentieren? Was macht dieses Gedicht so bedeutsam für sie? Bevor sie mit ihrem Vortrag beginnen, geben die Lesenden eine kurze Antwort auf diese Fragen. Als Zuschauende begegnen wir dem Text so nicht nur aus der eigenen Perspektive. Große Empfehlung für Liebhaber:innen englischsprachiger Lyrik und die, die es noch werden wollen!

Fundstück: Herbst in Neuengland

(Bild: filmstarts.de)

Was gibt es Gemütlicheres als ein regnerischer Herbstabend im eigenen Heim? Draußen überdecken die orangenen und roten Blätter die düstere Atmosphäre und geben der Welt ein bisschen Farbe. Drinnen duftet es nach Tee, vielleicht auch schon nach Lebkuchen. An solchen Tagen verkrümele ich mich gern aufs Sofa und lese ein gutes Buch oder schaue einen Film. In diesem Herbst habe ich eine alte Serie ausgekramt: Gilmore Girls.

Die Serie aus den frühen 2000er Jahren begleitet Lorelai Gilmore und ihre Tochter Rory in ihrem alltäglichen Leben im fiktiven Stars Hollow im US-Bundesstaat Connecticut. Wir steigen kurz vor Rorys 16. Geburtstag ein, wenn sie zu einer Privatschule wechselt, um dem Traum von Harvard näherzukommen. Gilmore Girls gibt einen Einblick in das Kleinstadtleben Neuenglands voller Klatsch und Tratsch, Rorys High-School-Erlebnisse, ihre erste Liebe, Lorelais chaotisches Leben als Single Mom und Betreiberin eines Inns und die defekte Beziehung zu ihren Eltern. Charaktere wie der exzentrische Stadtbewohner Kirk, der ständig neue Jobs annimmt, Diner-Inhaber Luke, der mehr als nur Lorelais Bekanntschaft und Partner in Crime zu sein scheint, und der pingelige, selbstgefällige Bürgermeister Taylor Doose sorgen für Kleinstadt-Drama vom allerfeinsten. Jeden Freitagabend begleiten wir Lorelai und Rory nach Hartford zum Abendessen mit Lorelais Eltern Emily und Richard. Schnell wird klar: Im Anwesen der Gilmores mangelt es nicht an Drama, Streit und Neckereien.

(Bild: theguardian.com)

In erster Linie lernen wir jedoch eine Mutter und ihre Tochter kennen, die sich besser nicht verstehen könnten. Sie sind taff, witzig und Freundinnen zum Pferde stehlen. Gilmore Girls ist geprägt von schnellen Schlagabtauschen und lustigen Sprüchen der jungen Frauen. Und Literatur- und Musikliebhaber finden viele Referenzen wieder, die noch mehr Witz und Charme sorgen.

Zu sehen ist Gilmore Girls auf Netflix oder Amazon Prime. Eine Folge dauert etwa 40 Minuten – regelmäßiges Schmunzeln und ein zunehmender Kaffeekonsum garantiert.

Mein liebster Feind: Mr. Hyde

Mr. Hyde, Alter Ego Dr. Jekylls, löst Grauen in jedem Menschen aus, der ihn erblickt. (Bild: Charles Raymond Macauley (1871 – 1934), Public Domain, via Wikimedia Commons)

Wie kann eine Figur, die der Inbegriff des Abstoßenden ist, mein liebster Bösewicht sein? Eine Figur, an der nichts liebenswertes, kein mitgefühlerregender Funke zu finden ist? Robert Louis Stevensons Mr. Hyde, der sich geradezu durch seine Eindimensionalität auszeichnet, fasziniert durch einen zeitlosen Horror.

Seinem Pendant, dem angesehenen Arzt Dr. Jekyll, ist es in Experimenten gelungen, eine Substanz zu entwickeln, die ihn von seiner lasterhaften Seite – verkörpert durch Mr. Hyde – isoliert. Doch der Versuch, sich vom „Bösen“ zu trennen, führt schließlich dazu, dass ihn genau dieser Teil seiner selbst überwältigt.

„A moment before I had been safe of all men’s respect, wealthy, beloved – the cloth laying for me in the dining room at home; and now I was the common quarry of mankind, hunted, houseless, a known murderer, thrall to the gallows.” – Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde (Robert Louis Stevenson)

Was genau dieses Böse eigentlich ist, bleibt dabei ungeklärt. Klar ist, dass es um mehr geht als grausame Taten. Allein der Anblick von Mr. Hyde löst in den Menschen Abscheu und Entsetzen aus. Er verkörpert das, was gesellschaftlich verachtet ist, von der Norm abweicht und den respektablen Dr. Jekyll ruinieren würde. Er hat keine Skrupel, weil seine Skrupel im guten Jekyll zurückbleiben, wenn dieser sich in sein Alter Ego verwandelt. Hyde ist Jekylls ängstlich gehütetes Geheimnis.

Jekylls Furcht vor seinen (vermeintlichen) Schattenseiten ist zutiefst menschlich. So wie es unmöglich erscheint „Dr. Jekyll“ zu sagen ohne ein „und Mr. Hyde“ anzuschließen, lässt sich auch Gut und Böse nicht immer klar voneinander trennen. In seinem unspezifischen Horror verstehe ich Mr. Hyde als Prototyp des Bösewichts. Das macht ihn für mich zu meinem liebsten literarischen Feind.

Mein liebster Feind: Cruella De Vil

Cruella De Vil

Auf Dalmatiner-Jagd: Disney-Schurkin Cruella De Vil (Quelle: kino.de; © Disney)

Zugegeben, mich für dieses Special auf eine Figur bzw. einen Charakter festzulegen, viel etwas schwerer als sonst. Denn, wer hat schon einen „liebsten Feind“? Ganz klar, ein Widerspruch in sich. Doch ob Film, Buch oder Serie: Ohne Bösewicht*in läuft die Story oftmals nicht.

Als Kind der 90er bin ich mit Disney-Filmen auf VHS-Kassetten groß geworden. Einer meiner liebsten Zeichentrickfilme: 101 Dalmatiner (1961); später kam die Verfilmung mit Glenn Close (1996) zu meinen Favoriten hinzu.

Bösewichtin der Story und Schrecken der Dalmatiner-Familie: Die wohlhabende, extravagante Mode-Designerin Cruella De Vil.

Recap: Cruella liebt Pelz. Und um sich einen schönen Pelz im Dalmatiner-Look anfertigen zu können, ist sie wie besessen auf der Jagd nach den 15 Welpen des Dalmatiner-Paars Pongo und Perdita. Die gehören ihrer ehemaligen „Freundin“ bzw. Mitarbeiterin Anita. Ende gut, alles gut: Nach intensiver Befreiungsaktion werden letztlich ganze 101 Dalmatiner unversehrt befreit.

Cruella De Vil

101 Dalmatiner-Verfilmung (1996): Glenn Close als Cruella (Quelle: kino.to; © Disney)

In Erinnerung bleibt Cruellas Look: Spindeldürr und schwarz-weißes Haar, das an Halloween oder Karneval gern als Kostüm-Vorlage dient.
Aber vor allem ihre skrupellose, herzlose Art katapultiert sie auf die Liste der Disney-Schurk*innen.

Doch in reinster Yin-Yang-Manier: There is always good in the bad and bad in the good.

Die neuste Cruella-Verfilmung aus dem Jahre 2021 mit Emma Stone in der Hauptrolle wirft einen Blick auf die Kindheit und Jugendjahre von Cruella. Vielmehr wird portraitiert, wie aus dem Waisenkind Estella letztlich die herzlose, Dalmatiner-jagende Cruella wurde, die sich Macht, Ruhm und Erfolg hart erkämpfen musste.

 

Cruella

Emma Stone als Estella & Cruella (2021) (Quelle: vogue.de;  © Disney)

„I’m not sweet Estella, try as I might. I never was. I’m Cruella, born brilliant, born bad, and a little bit mad.”

Und hier könnte man dann letztlich von meiner „liebsten Feindin“ sprechen. Denn die Neu-Verfilmung „entdämonisiert“ Cruella: Gezeigt wird eine menschliche Seite der Mode-Designerin, die durch Schicksalsschläge, wie den frühen Tod der Mutter und einem Leben als obdachloses Kind auf den Straßen Londons, geformt wurde. Macht, Ruhm und Erfolg musste sie sich hart erkämpfen, was es Zuschauer*innen nach Jahrzehnten ermöglicht, ein wenig mit dem Charakter Cruella De Vil zu sympathisieren.

Mein liebster Feind: Norman Bates von Alfred Hitchcocks Psycho

Psycho – Von Alfred Hitchcock. Einer, vielleicht DER bekannteste Horrorfilm aller Zeiten.

 

Starrer Blick, Kopf leicht geneigt, Mundwinkel verzerrt. Anthony Perkins als Norman Bates (Bild: www.horrorfacts.com).

Links, Anthony Perkins, der Mann, der mit seiner Verkörperung des labilen, Mutter-vernarrten Frauenkillers Norman Bates ohne Zweifel für den Riesenerfolg Hitchcocks Psycho verantwortlich gemacht werden kann. Sein Blick, starr, jedes noch denkbare Lebenszeichen verloren. Die Augen durchdringen den Zuschauer, gnadenlos.

Nur das Foto allein reicht aus, um sich nicht mehr sicher und geborgen zu fühlen. Vielleicht wäre eine ausgedruckte Version das ideale Geschenk in dieser Jahreszeit.

 

 

Psycho (1960)

Durch strömenden Regen fährt Marion Crane (Janet Leigh) bis tief in die Nacht hinein mit unterschlagenen $40.000 nach Fairvale, Kalifornien, um endlich ihren verschuldeten Mann Sam Loomis zu heiraten.

Doch dann der fatale Fehler: Sie entscheidet sich dafür, eine Nacht im Bates Motel zu bleiben. Norman Bates, der zurückhaltende Motelbesitzer, kümmert sich wohlwollend um Marion. Sie sei der erste Gast seit Monaten, da der Anschluss zum Highway verlegt wurde. Er erzählt ihr, dass er mit seiner Mutter im viktorianischen Haus hinter dem Motel lebt. Sie sei, nach dem Tod ihres Mannes nicht mehr klar bei Verstande, deshalb kümmere er sich um sie. Ein Heim für sie zu finden, kommt für Norman nicht in Frage.

Marion, geplagt von Schuldgefühlen, beschließt, das Geld am nächsten Tag zurückzugeben. Doch dazu kommt es nicht mehr. Eine Gestalt in Frauenkleidern reißt den Duschvorhang ruckartig zur Seite und sticht mehrere Male mit einem Fleischermesser auf sie ein. Marion ist tot. Ich kann wetten, dass die quietschenden Streichinstrumente, jetzt lautstark in Euren Köpfen ertönt.

Diese Szene gehört schnitttechnisch und musikalisch zu den berühmtesten in der gesamten Filmgeschichte, obwohl keine Messereinstiche zu sehen sind. Was viele nicht wissen: Anthony Perkins war an dieser Szene nicht beteiligt. Anstatt von Kunstblut nutzte Hitchcock Schokoladensirup. Im Schwarz-Weiss-Film wirkte dies am realistischsten.

Völlig entsetzt, findet Norman Marions toten Körper. Da seine Mutter immer eifersüchtig gegenüber den Liebschaften ihres Sohnes wurde, vermutet Norman, dass sie Marion getötet hat. Aus Liebe zu ihr, beseitigt er alle Spuren im Bad, versteckt die Leiche im Kofferraum und ertränkt das Auto im Sumpf.

Doch Mutter Bates hat Marion nicht getötet. Norman hat seine Mutter selbst aus Eifersucht gegenüber ihrem neuen Liebhaber vergiftet. Die Mutterleiche präparierte Norman und versteckte sie jahrelang im Keller, da er sie so abgöttisch liebte. Deswegen auch die Frauenklamotten.

Zum Schluss des Thrillers, liefert ein Psychiater die Erklärung für Normans Handeln: Durch das Trauma des Muttermords spaltete sich seine Persönlichkeit in Norman und Mutter Bates. Sobald er eine attraktive Frau begegnet, übermannt ihn die Mutterseite und er muss sie in der Rolle der eifersüchtigen Mutter töten.

Norman Bates – Mein Lieblingsschurke

Doch, was macht ihn für mich zu meinem liebsten Feind? Es ist nicht Anthony Perkins durchdringende Grinsen. Auch nicht die Spaltung des Ichs nach Freudschem Vorbilds, oder die wahre Geschichte, auf die Norman Bates beruht, die des amerikanischen Serienmörders Ed Gein. Es ist Normans Menschlichkeit. Ein Mann, der sich mitten in seinen 40ern, immer noch liebevoll um seine Mutter kümmern will. Bei ihr ist, sie unterstützt. Diese Intention verdient meinen größten Respekt. Und ja, ich kaufe es ihm ab. Obwohl er grausame Morde begeht, schwingt immer das Mitgefühl mit. Es ist ein Schock für uns, dass dieser liebevolle, kümmernde Mann diese Taten begehen muss. Norman ist nicht mehr Herr seines Willens. Eines der schlimmsten Dinge, die ein Mensch verlieren kann. Er kann doch nichts dafür. Der dünne Grad zwischen Schizophrenie und Unschuld ist das, was mich an Norman Bates fasziniert.

Der junge Norman Bates, gespielt von Freddie Highmore in der Serie Bates Motel. (Bild: www.pinterest.de/kimberann22/bates-motel/).

Auch, dass die Figur Norman Bates zeitlos ist, macht ihn zu meinem ‚Lieblingsbösewichten‘. Es gibt nicht nur unzählige Remakes auf der Leinwand, Eastereggs in allen möglichen Serien oder Doppelgänger an Halloween. Auch die junge Generation erfährt das grausame Schicksal Norman Bates. So nutzt die Serie Bates Motel (2013-2017) Hitchcocks Psycho als Inspiration. Gespielt wird der junge Norman hier von Freddie Highmore, der in Charlie und die Schokoladenfabrik jedes Herz erwärmte. Am Ende drehen wir doch alle mal durch.