Der Winter versetzt die Welt in den Ruhemodus, der Frühling flößt ihr neue Energie ein. Es ist die Zeit der Neuanfänge. Die lang ersehnte Wärme der Sonne kitzelt erst Schneeglöckchen, dann Krokusse und Narzissen wach. Die fast tot geglaubten Baumkronen über uns öffnen ihre Knospen und formen einen Himmel voller Blätter und Blüten. Und auch wir drücken innerlich auf „Play“: Wir schälen uns aus raugelegenen Kuscheldecken und folgen dem Ruf der Sonne. Doch eines haben wir immer dabei: gute Geschichten. Wir feiern mit euch Ostern, indem wir Neuanfänge teilen, die uns zwischen Buchseiten oder Filmszenen bewegt haben. Wir zeigen: Ein Neustart ist nicht immer so rosig wie ein Kirschbaum. Doch er lehrt uns stets etwas über das Leben. Euch erwarten: sechs Neuanfänge, sechs Buch- und Filmtipps.
Newsflash – Nachrichtenpodcasts für Zwischendurch
In der heutigen Zeit immer auf dem neusten Stand zu sein, ist gar nicht mal so einfach. Einerseits versuchen wir, die aktuellen Nachrichten mitzuverfolgen, um stets informiert zu bleiben und unseren Teil zu diesem Erwachsensein beizutragen. Andererseits ist der durchgängige Ansturm an Informationen, vor allem bei der aktuell Weltlage, sehr überfordernd.
Um ein gutes Mittelmaß zwischen dem informiert sein und dem überwältigenden Gefühl einer schrecklichen Realität zu finden, stelle ich euch drei Nachrichten Podcasts vor, die unter der Woche täglich aktualisiert werden und die man sich gut nebenbei anhören kann. Ob beim Fertigmachen, in der Bahn oder Abends beim Kochen, die Podcasts sind eine gute Unterhaltung für Zwischendurch. In diesen werden aktuelle Geschehnisse und Hintergrundinformationen gut rüber gebracht, sodass man nach dem Anhören zumindest etwas mehr das Gefühl hat, sich in der aktuellen Lage zurechtzufinden.
Liebe, Drama und Skandal in London: „Bridgerton“
Mit der Serie „Bridgerton“ hat Filmproduzentin Shonda Rhimes ein fesselndes Historiendrama erschaffen, das die Zuschauenden in eine andere Welt eintauchen lässt. Die bislang erfolgreichste Netflix-Produktion kombiniert die altbekannte Geschichte der Liebe mit Hindernissen mit modernen Neuerungen – und schafft so den perfekten Eskapismus. Am 25. März erschien die zweite Staffel der Serie. Weiterlesen
Fundstück: Komplettlösungen für alle Alltagsfallen
Ein neues Semester beginnt mal wieder und auch wenn zum Sommersemester weniger junge Menschen den Schritt ins neue, unabhängige Leben wagen als zum Wintersemester, gibt es bestimmt den ein oder anderen, für den dieses Buch eine große Hilfe im Alltag sein könnte. (Mir hat es jedenfalls so manches Mal geholfen)
Nach dem Auszug von zu Hause glauben viele, dass sie sich in kürzester Zeit in einer neuen Stadt zurecht finden, den Haushalt führen und ihren Alltag meistern können. Endlich können sie die Freiheit genießen und alles selbstbestimmen! Nur um leider oft feststellen zu müssen, dass Wäsche waschen, kochen und putzen doch nicht ganz so einfach ist, wie es die Mütter immer aussehen lassen. Schnell kommt es zu kleinen bis mittelschweren Katastrophen, bei denen nur noch ein Griff zum Telefon mit der Kurzwahltaste zum Mutterschiff helfen kann. Was aber wenn Mutti mal keine Zeit hat? Was ist mit denen, den eine Standleitung nach Hause zu teuer oder zu peinlich ist? Für all jene haben Bernhard Finkbeiner und Hans-Jörg Brekle dieses Buch geschrieben: „Frag Mutti. Das Handbuch nicht nur für Junggesellen“
Fundstück zum internationalen Kinderbuchtag: Cornelia Funke
Heute, am 2. April, ist internationaler Kinderbuchtag. Dieser Tag im April wurde in Gedenken an den Geburtstag des Schriftstellers Hans Christian Andersen gewählt. Seit 1967 findet dieser Aktionstag jährlich in Deutschland und international statt. Heute soll die Freude am Lesen gefeiert, sowie das Interesse an und Zugang zu Kinder- und Jugendliteratur gefördert werden. Dieser Tag feiert neben Kinderbüchern daher auch Jugendbücher, wobei dieses Fundstück heute eher nostalgischer Natur sein soll.
Zum heutigen Anlass habe ich meine alten Kindheitslieblinge aus dem Schrank genommen und einen ungeschliffenen Diamanten entdeckt. Die meisten deutschen Kinder der Jahrhundertwende kennen mindestens eine Geschichte von der Autorin Cornelia Funke. Ihre beiden größten Kinderbuchreihen sind Tintenherz und Die Wilden Hühner, welche beide verfilmt worden sind. Was viele Kinder und Erwachsene jedoch nicht kennen ist Potilla. Dieses magische Kinderbuch erzählt die Geschichte von Arthur, der in den Ferien in einer Harry Potter ähnlichen Situation bei seiner Tante, seinem Onkel und den Zwillingscousins lebt. Spätabends findet er im Wald eine kleine zierliche Fee namens Potilla, die nicht nur meinungsstark, sondern auch eine mächtige Königin ist. Die Fee braucht Arthurs Hilfe, um einen Eindringling in ihrem Feenhügel zu bekämpfen. So begeben sich Arthur, Potilla und Arthurs Freundin Esther auf ein Abenteuer ins Feenreich und treffen auf Finsterlinge, Dopplinge und Mützendiebe.
Potilla ist voller Magie, Abenteuer und Witz und gespickt mit Illustrationen der Autorin. Für alle Fans von den Wilden Hühnern und Tintenherz, ist die Welt von Cornelia Funke’s Potilla eine schöne Alternative. Ich wünsche allen erwachsenen Leser*innen einen nostalgischen Kinderbuchtag und allen Kindern viel Spaß beim Stöbern und Lesen!
Dressler Verlag, 1992, 160 Seiten, 12 Euro (gebunden).
Gegen das „Doomscrolling“: Ronja von Wurmb-Seibels „Wie wir die Welt sehen“ hilft aus der Hoffnungslosigkeit
Alles geht den Bach runter: Das habe ich in letzter Zeit häufiger gedacht. Klimakrise, Pandemie, Krieg – wie soll man da nicht verzweifeln? Morgens ein Blick in die Nachrichten – schon starte ich sorgenvoll in Tag. Nun versuche ich, Optimistin zu werden. Auch dank Ronja von Wurmb-Seibel. Ihr neues Buch Wie wir die Welt sehen brauchen wir alle dringender denn je.
Welttag des Theaters: Zeit zusammenzukommen
Schon seit 1962 wird am 27. März der Welttag des Theaters gefeiert — dieses Jahr also zum 60. Mal. Vom International Theatre Institute (ITI) ins Leben gerufen, soll der Tag daran erinnern, welch enormen Wert das Theater für unsere Gesellschaft hat.
Jährlich zum Feiertag richtet ein:e Autor:in aus der Szene eine Rede an die Öffentlichkeit, in der er/sie eine kulturelle Botschaft verpackt. Dieses Jahr ist es Peter Sellars, US-amerikanischer Regisseur für Oper, Theater und diverse Festivals. Weiterlesen
Fundstück zum Welttag der Poesie: lyrikline.org
Heute haben wir den 21. März 2022 und feiern damit den Welttag der Poesie. Dieser Tag wurde vor 22 Jahren von der UNESCO ausgerufen und wird seitdem jährlich gefeiert, um besonders im Zeitalter der digitalen Medien an die Bedeutung von Sprache als Kulturgut zu erinnern und einen interkulturellen Austausch zu fördern. Das Haus für Poesie, das 1991 zunächst mit dem Namen Literaturwerkstatt Berlin gegründet wurde, richtet jedes Jahr die deutsche Veranstaltung zum Welttag der Poesie aus. Dazu werden Autor*innen aus verschiedenen Ländern auf die Bühne gebracht, die dort ihre Texte in der Originalsprache lesen. Zudem ertönt die deutsche Übersetzung. Weiterlesen
Krieg gegen die Ukraine – Reaktionen aus der deutschen Literaturszene
Ein Krieg, der schon seit Jahren andauert, rückte vor drei Wochen ins Zentrum der (medialen) Aufmerksamkeit in Europa, als Wladimir Putin die Invasion in die Ukraine einleitete. Seitdem gehen schockierende Bilder um die Welt. Sie zeigen Menschenmassen an den Grenzübergängen nach Polen, Geburtsstationen, die in Krankenhauskeller verlegt wurden, zerbombte Wohnhäuser und kampfbereite Soldat:innen. Aber auch Solidaritäts-Demonstrationen und freiwillige Helfer:innen, die Sachspenden sammeln oder Geflüchtete versorgen.
Reaktionen auf den brutalen Angriff kommen nicht nur von Politiker:innen und Aktivist:innen. Prominente, Unternehmen, Organisationen und zahlreiche Privatpersonen schließen sich Solidaritätsbekundungen und Hilfsaktionen an. Auch die deutsche Literaturszene bleibt nicht still. Autor:innen, Verlage, Buchhandlungen und Blogger:innen bekunden ihre Solidarität und ihre Unterstützung für die Menschen in und aus der Ukraine. Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und Präsident des Europäischen Verlegerverbandes FEP, ruft die Buchbranche im Börsenblatt auf, den Krieg in der Ukraine zu thematisieren und sein Ende zu fordern. Weiterlesen
Fundstück: „Anja Niedringhaus. Bilderkriegerin“
Falludscha, Irak, 5. Februar 2005: Von der schweren, sandfarbenen Metalldoppeltür blättert die Farbe. Rostige, rissige Metallflecken ziehen sich durch den beigen Farbverlauf. Vor dem rechten Teil der Tür steht verschwindend klein ein Kind, khakifarbene Hose, pinke Sandalen, den dunkelblauen Pullover ziert eine dunkelrote 07, darüber liest sich Beckham. Das Kind presst sich die Hände auf die Ohren. Der Blick wandert nach links, fast an den Rand des Bildes. Dort steht im Vergleich fast überlebensgroß ein Soldat, im Anschnitt fast bis zum Knie. Das Farbspektrum seiner Uniform fügt sich mit den gedeckten Braun-, Grün- und Beigetönen fast in den Hintergrund ein. Einzig die Weste und das Gewehr, das er zum Boden gerichtet in den Händen hält, lenken ästhetisch den Blick auf sich. Der Soldat hat den Kopf von der Kamera abgewendet, auch er schaut das Kind an. Ein Knall steht im Raum. Das Kind steht steif gerahmt vor der der Metalltür. Ausgestellt, verwundbar. Unsicherheit spiegelt sich in den dunklen Augen. Falludscha wurde im Verlauf des Irakkrieges fast vollständig zerstört.
Anja Niedringhaus hat jahrelang in unterschiedlichen Kriegsgebieten fotografiert, auf dem Balkan, im Irak, in Afghanistan. Ihre Fotos zeigen die Brutalität des Krieges in all seiner Rohheit, die Gewalt, die Abgründe, die Tragik. Aber auch immer gibt es Aufnahmen, die den Fokus auf das Leben im Dauer-Ausnahmezustand legen. Kleine, zarte, sogar schöne Szenen, die klarmachen: Es gibt einen Alltag im Krieg. Es gibt Zusammenhalt, Routinen, Humor. Augenblicke vermeintlicher Normalität, für die Zivilbevölkerung wie für die Soldaten. Im Angesicht ständiger Gefahr, manchmal über Tage, Wochen, Monate. Dieses Foto aus Falludscha zeigt Unschuld und Schuld, den rohen Moment einer Begegnung zwischen zwei Menschen in einem Kontext aus Zerstörung und Tod. Anja Niedringhaus verstand es meisterhaft, Kriege und ihre Geschichten in all ihren Facetten zu zeigen, direkt und glasklar. Für ihre Arbeit wurde sie unter anderem mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. Der Band versammelt Aufnahmen von prägenden Reisen der Fotojournalistin, flankiert von Texten, Interviews und Erinnerungen langjähriger Wegbegleiter*innen. Auch wenn die Arbeit ihren Tribut forderte, gab Anja Niedringhaus nicht auf, die Geschichten bewaffneter Konflikte in die Weltöffentlichkeit zu tragen, aufzuzeigen, welche Gesichter Kriege mit sich bringen können und dass sie eins nicht werden dürfen: normal.
Niedringhaus wurde am 4. April 2014, einen Tag vor der Präsidentschaftswahl in Afghanistan, erschossen.
Der Band Anja Niedringhaus. Bilderkriegerin, herausgegeben von Hannelore Firscher, ist der Begleitkatalog zur gleichnamigen Ausstellung im Käthe-Kollwitz-Museum in Köln aus dem Jahr 2019. Das Buch ist für 29,80 Euro auf der Webseite des Wienand Verlags erhältlich.