Hunderttausende demonstrieren gegen Rechtsextremismus. Die Enthüllungen der CORRECTIV-Recherche zum Vernetzungstreffen, an dem Politiker*innen, rechtsextreme Akteur*innen und Geldgeber*innen teilnahmen, erschüttern. Doch ein solches Treffen platzt nicht unangekündigt in unsere Gegenwart. Es ist die Folge des jahrelangen Aufstiegs einer rechten Partei, eines von Diskriminierungsstrukturen durchsetzten Systems und nicht zuletzt der Akzeptanz von Mikroaggressionen und scheinbar unüberlegten Randbemerkungen sowie mangelnder Gegenrede. Wie tief verankert Diskriminierung in unserem Alltag ist, verdeutlichen Beispiele aus allen Lebensbereichen. Seit Ende 2023 ist eines davon besonders unter Buchblogger*innen ein Thema. Ein Buch aus dem Piper Verlag steht in der Kritik, denn eine Bloggerin wird darin rassistisch diffamiert und ist infolgedessen Bedrohungen ausgesetzt. Weiterlesen
Fundstück: „Die Madonna im Pelzmantel“ von Sabahattin Ali
Vor einigen Wochen rief mich mein Freund an, um mir begeistert von dem Buch zu erzählen, das er gerade beendet hatte. Bei dem Buch, das ihm so gut gefallen hatte, handelte es sich um Die Madonna im Pelzmantel von Sabahattin Ali (übersetzt von Ute Birgi). Ein Klassiker der türkischen Literatur, fand ich in einer kurzen Google-Recherche heraus und lieh mir das Buch in der Bibliothek.
Der Roman aus dem Jahr 1943 enthält das fiktionale Tagebuch von Raif Efendi, der in den 1920ern nach Berlin kommt, um dort eine Ausbildung zu absolvieren. Statt zu arbeiten jedoch lässt sich der junge Mann durch die Stadt treiben und entdeckt bald in einem Kunstmuseum das Selbstporträt einer Frau im Pelzmantel. Dieses zieht ihn so sehr in den Bann, dass er fortan jeden Tag andächtig vor dem Bild verbringt. Eines Tages erkennt er die Künstlerin auf der Straße wieder und es entwickelt sich eine einzigartige und intensive Beziehung zwischen den beiden.
Auch mir gefiel der Roman extrem gut. Sabahattin Ali erzählt eine berührende und zeitlose Liebesgeschichte, die einem lange im Gedächtnis bleibt.
Zehn Jahre Digitur: Wie alles begann …
Im vergangenen Oktober haben wir mit Digitur unser zehnjähriges Bestehen gefeiert. Wir haben darauf zurückgeblickt, was auf dem Blog in dieser Zeit passiert ist, Digitur in Zahlen gemessen und die Gedanken und Zukunftswünsche der aktuellen Redaktion mit euch geteilt. Heute erinnert sich Digitur-Mitgründerin Kristina Petzold an den Anfang des Projekts.
In meiner Erinnerung ist der Gründungsort von Digitur ein halb leerer Seminarraum am Essener Campus der UDE, in dem sich im Jahr 2013 eine kleine Gruppe von LuM-Studierenden fast schon etwas verloren, aber hochmotiviert zusammenfand. Thomas Ernst hatte einen Text mitgebracht, in dem der Begriff Weblog erklärt und die wichtigsten Features von Blogs beschrieben wurden. Wenn ich an die darauffolgenden Wochen und Monate zurückdenke, erinnere ich mich vor allem an sehr viel WordPress-Fummelei, an intensive Redaktionstreffen und ein maximal kreatives Brainstorming zu möglichen Titeln unseres Blog-Babys. Das Schöne an Digitur war für mich dabei immer diese ganz besondere Mischung: dass wir ein Projekt gemeinsam, als Kollektiv, auf die Beine stellten; praktisch und theoretisch unglaublich viel Neues lernen durften; recherchieren, auf Veranstaltungen und Buchmessen fahren und spannende Menschen interviewen konnten und dabei ein kleines bisschen besser verstanden, wie die große Veränderung, die wir ‚Digitalisierung‘ nennen, sich ganz konkret im literarischen Feld zeigt. Kurz: Ich habe durch Digitur die Begeisterung für ein Forschungsfeld entdeckt, das bis heute mein wissenschaftliches Interesse prägt. Vielen Dank an alle, die so engagiert dafür sorgen, dass es Digitur noch gibt und happy Birthday!
Vielen Dank, Kristina, dass du uns mit in die Anfangszeit von Digitur genommen hast!
Kein Weihnachten ohne Bücher! – Teil 2
Die ganze Stadt erstrahlt im Lichterglanz, festliche Stimmung macht sich breit und aus den Häusern strömt ein Duft nach süßem Gebäck. Ob das der Hauch von Magie ist, der der Weihnachtszeit oft zugesprochen wird?
Voller Wunder sind auch die Bücher, die wir euch heute vorstellen. Auf unterschiedliche Weise spielen sie mit dem Magischen, leiten uns in andere Welten und versprechen wohlige Lesestunden – nicht nur für Fantasy-Liebhaber*innen. Weiterlesen
Kein Weihnachten ohne Bücher! – Teil 1
Bücher sind in diesem Jahr erneut das beliebteste Weihnachtsgeschenk der Deutschen. 49% der Menschen wollen 2023 laut einer Studie der FOM Hochschule für Ökonomie und Management mindestens ein Buch unter den Weihnachtsbaum legen. Vielleicht seid ihr ja auch noch auf der Suche nach einem passenden Buchgeschenk oder fragt euch gerade, mit welcher Lektüre ihr euch die Feiertage versüßen könnt. Diesen und nächsten Sonntag versorgen wir euch deshalb wieder mit Leseempfehlungen aus unserer Redaktion.
Heute erwarten euch zwei Buchtipps, die eine Auszeit von überbordender Festlichkeit und Winterkälte versprechen. Es geht zurück in den Spätsommer und in eine Zukunft, die von künstlichen Intelligenzen bestimmt wird. Weiterlesen
Fundstück: „Bretonische Verhältnisse, ein Fall für Kommissar Dupin“ von Jean-Luc Bannalec
Die Bretagne, ein entlegener Teil Frankreichs – und ausgerechnet dorthin wird der pariser Kommissar Georges Dupin zwangsversetzt. Gleich sein erster Fall führt ihn tief in die Geschichte Frankreichs und der Bretagne hinein. Im Küstendorf Pont Aven wird der Besitzer eines Hotels scheinbar grundlos erstochen. Während seiner Ermittlungen verstrickt sich der Kommissar zunehmend in ein Geflecht aus dubiosen Alibis und Geschichten und lernt dabei die Abgründe des idyllischen Küstenörtchens kennen. Er taucht nicht nur tief in die Geschichte des berühmten Hotels ein, sondern begibt sich auch auf das weite Feld der Kunst. Zusammen mit einer Kunstwissenschaftlerin der Universität in Brest und seinem Team gelingt es ihm, den Mord an dem Hotelier aufzuklären.
Ein packender Krimi
Jean-Luc Bannalec gelingt es, seine Ermittlerfigur, Georges Dupin, durchweg sympathisch und einnehmend zu gestalten. Zudem liegt ein besonderes Augenmerk auf der ausgeprägten Gestaltung der Orte. So entführt uns Bannalec nicht bloß in einen spannenden Kriminalfall, sondern ebenso an einen bezaubernden Ort dieser Welt – in die Bretagne. Die Mischung aus der spannenden Entwicklung der Mordaufklärung sowie der anschaulichen Beschreibung der Orte und der charmanten Ermittlerfigur lässt den Lesenden dieses Buch kaum mehr aus der Hand legen.
„Bretonische Verhältnisse“ ist der erste Band der bretonischen Krimi-Serie und ist bei Thalia für 16,00 Euro erhältlich.
Fundstück: Zwei Seiten – Der Podcast über Bücher
Bücher lesen, darüber sprechen und sie weiterempfehlen. In diesen Kreislauf beziehen Mona Ameziane und Christine Westermann seit Mitte des Jahres die Hörer*innen ihres Podcasts Zwei Seiten ein. Jede Woche empfehlen die beiden sich gegenseitig ein Buch zu einem bestimmten Thema. In der Woche darauf werden die Lektüren dann ausführlich und spoilerfrei besprochen, bis es am Ende der Folge die nächsten Empfehlungen gibt. Zum Mitlesen ist das Format also ideal geeignet – ganz gleich ob parallel mit den Moderatorinnen in Vorbereitung auf die neue Folge oder im Anschluss daran. In den 24 bisher erschienenen Episoden ging es zum Beispiel um Liebeskummer, Dunkelheit, Körper, Reichtum, Geschwister oder die Natur. Die aktuelle Folge widmet sich dem Thema Nachbarn.
Nicht nur ihre Leidenschaft für das Lesen teilen Ameziane und Westermann. Auch ihre beruflichen Laufbahnen ähneln sich: Beide sind (auch außerhalb von Zwei Seiten) Moderatorinnen und Journalistinnen und haben selbst Bücher geschrieben. Dass sich ihre Wege einmal kreuzen würden, erscheint im Rückblick nahezu unausweichlich. Noch besser, dass daraus ein gemeinsames Projekt entstanden ist!
Einen entscheidenden Unterschied gibt es jedoch zwischen den beiden: Mona Ameziane ist 29 Jahre alt, Christine Westermann 74. Die verschiedenen Generationen und Lebensphasen spiegeln sich in ihren Perspektiven auf die Themen und in ihrer Bücherauswahl. Jedes der besprochenen Bücher wird im Podcast also von den titelgebenden zwei Seiten beleuchtet. Mal sind beide Seiten im Einklang und ergänzen sich, mal hören wir zwei sehr verschiedene Ansichten. Das hat natürlich nicht immer nur mit dem Alter zu tun, oft spielt es aber zumindest eine Rolle.
Mit ihrer Begeisterung für die besprochenen Bücher und ihrer Wertschätzung füreinander stecken die Podcasterinnen an. Wer bei Buchempfehlungen also stets die Ohren spitzt oder einfach gerne Gesprächen über Bücher lauscht, ist bei Zwei Seiten mit Mona Ameziane und Christine Westermann sehr gut aufgehoben. Viel Spaß beim Reinhören!
„We’re all mad here. I’m mad. You’re mad.“ Christina Henrys „Alice im Wunderland“
Mittlerweile ist die Erzählung von Lewis Carroll über Alice, den Kaninchenbau und den verrückten Hutmacher massenmedial bekannt. Gerade durch die Verfilmung mit Johnny Depp erfuhr die Erzählung neuer Bekanntheit. 2020 hat Christina Henry sich des literarischen Klassikers erneut angenommen und ihre eigene, finstere Interpretation der Alice-Geschichte verfasst. Die 3-teilige Alice Romanreihe ist komplett veröffentlicht.
In den Gassen der alten Stadt wächst die junge Alice in einer Anstalt für geistig kranke und irre Menschen auf. In ihren Träumen tauchen Schatten von Erinnerungen auf – lange Ohren, eine Teeparty, Blut. Eines Nachts bricht ein Feuer in der Anstalt aus und Alice kann mit ihrem Zellennachbarn, Hatcher, aus der Anstalt fliehen. Doch etwas anderes bricht mit ihnen aus, etwas gefährliches, dunkles und machtvolles. Gemeinsam mit Hatcher versteckt sie sich in den Schatten der alten Stadt, um den Spuren der Kreatur zu folgen. Dabei ahnen sie nicht, dass sie damit in das Gebiet des Kaninchens eindringen.
lit.Kid.Ruhr: Expecto Patronum! 25 Jahre Harry Potter in Deutschland. Mit Rufus Beck
Unter Harry Potter Fans ist er ein Idol: Rufus Beck. Der Schauspieler und Regisseur hat die Harry Potter-Reihe eingelesen und seine Stimme ist in Deutschland unmittelbar mit den Büchern verknüpft. Seine klanghafte Verkörperung der magischen Bevölkerung hat den Figuren eine ganz eigene Dimension mit viel Wiedererkennungswert verliehen. Mr Weasley hat zum Beispiel einen norddeutschen Akzent; Professor Dumbledore spricht mit einer rauchigen Stimme; und Fred und George sagen ihre Sätze immer gemeinsam auf. Man hat das Gefühl, mit diesen Stimmen hat Rufus Beck den inneren Kern der Charaktere nach außen gekehrt.
Viele (erwachsene) Kinder hören die Hörbücher zum Einschlafen. Rufus Becks Stimme vermittelt ihnen Geborgenheit. Wenn er aus Harry Potter vorliest ist es zugleich spannend und beruhigend.
Anstatt ihm beim Einschlafen zu lauschen, bekamen im Oktober alle Fans die Gelegenheit, bei der lit.Ruhr eine Live-Lesung mit Rufus Beck zu besuchen. Die meterlange Schlange vor dem Eingang sprach für die Popularität der Veranstaltung. Überall waren Hogwarts-Umhänge, runde Brillen und Zauberstäbe zu sehen. Und es waren nicht nur Kinder, die die Accessoires trugen. Weiterlesen
10 Jahre Digitur: Aus der Perspektive von Redaktionsmitglieder*Innen
Schon 10 Jahre lang wird Digitur wöchentlich mit Beiträgen gefüttert. Die Themen sind vielfältig, gehen mit Trends mit oder beleuchten unbekannte Nischen. All das wäre nicht möglich, wenn es nicht über 10 Jahre hinweg fleißige Schreiber und Schreiberinnen für diesen Blog geben würde. Daher möchten wir hier einmal genau denen Raum geben, die Digitur mit ihren Worten Leben einhauchen.