Bei der Rede von Gedichten kommt vielen der Deutschunterricht in den Sinn: Was war noch gleich der Unterschied zwischen Jambus und Trochäus? Die Wahrheit ist: Den muss man nicht kennen, um Gedichte zu genießen. Lyrik gehört nicht nur in Erinnerungen an die Schulzeit. Nein, sie gehört gelesen, sie gehört in unseren Alltag. Sollten wir alle nun den alten Schiller entstauben? Muss nicht sein. Die heutige Zeit hat ihre eigenen Dichter*innen. Einer, der mit dem Dichten zu Recht erfolgreich ist, ist Jan Wagner. Selbstporträt mit Bienenschwarm ist eine Sammlung ausgewählter Texte aus sieben seiner Bände. Es lohnt sich, sie zu entdecken.
Kein Sommer ohne Bücher! – Teil 3
Hallo zur letzten Runde unseres Spezials! Der Sommer ist in vollem Gange, die Flughäfen werden überrannt, die Leute wollen in den Urlaub. Gut, wenn man dann während des Wartens in der Schlange ein spannendes Buch dabei hat, um sich von den Worten in eine andere Welt führen zu lassen. Damit man kurz den Trubel am Bahnhof oder am Flughafen vergisst. Oder im Garten mit den warmen Strahlen der Abendsonne und einem kühlen Getränk in der einen und einem entspannten Buch in der anderen Hand einen ruhigen Sommerabend ausklingen zu lassen. Wir empfehlen euch heute daher zum einen einen dystopischen Roman. Dieser führt uns ein Szenario vor, das nicht so weit von unserer Gegenwart entfernt ist, wie wir es gerne hätten. Mit gekonnt gezogenen Parallelen zur heutigen Welt fasziniert der Roman von Rob Hart aufs Neue. Wem das eine Nuance zu realistisch ist, der findet sich vielleicht in der nordischen Welt und ihren Mythen und Sagen wieder. Der von Johan Egerkrans nacherzählte und illustrierte Band Nordische Götter lässt einen in genau jene Welt eintauchen.
Eine literarische Reiseempfehlung: Shakespeare’s Globe in London
Während eines Kurztrips nach London im Juni habe ich an einem Abend das Globe Theatre besucht. Dabei hatte ich, ohne zu übertreiben, den besten Theaterabend meines Lebens. Es wurden während des Stücks so unglaublich viele Emotionen transportiert, dass man eigentlich hätte überlaufen müssen vor Empathie und Freude. Deshalb möchte ich euch hiermit wärmsten empfehlen, dem Theater auch einen Besuch abzustatten, solltet ihr mal in der englischen Hauptstadt sein. Warum? Weiterlesen
Kein Sommer ohne Bücher! – Teil 2
Hallo zu Runde zwei unseres Spezials! Dieses mal mit zwei abwechslungsreichen Empfehlungen – einem Manga und einem Roman!
In diesem Jahr scheinen wir wohl auch wieder in den Genuss eines „normalen“ Sommers zu kommen – so gut wie ohne Corona Auflagen, Festivals und Konzerte finden wieder statt und die Leute strömen auf Conventions. So könnt ihr unter Anderem auch die Autorin von Evelyns Empfehlung live auf dem Elbenwald Festival im August treffen, oder euch mit Evas Empfehlung entspannt in ein Eiscafé setzen und während einem fantastischen Erdbeerbecher in die Welt von Automaton eintauchen.
Fundstück: Drei Pinguine sind einer zu viel
Es ist warm und sonnig, auf der Terrasse blüht die Erdbeerpflanze und die Vögel zwitschern bis spät am Abend. Da gibt es kaum etwas schöneres, als draußen in der Sonne zu schmoren und ein gutes Buch zu lesen. Doof nur, wenn das Bücherregal keine ungelesenen Bücher hergibt…
Naja, dann müssen wohl die Kinderbücher her. Und so habe ich An der Arche um Acht wieder ausgekramt. Eine irrwitzige Geschichte von drei Pinguinen auf der Arche Noah. Moment – drei Pinguine? Ja, ganz richtig. Zwei Tickets gab es noch für die Arche, doch die zwei großen Pinguine wollten den kleinen nicht im Stich lassen. Also schmuggeln sie ihn auf das Schiff. Und das entpuppt sich als gar nicht so einfach…
An der Arche um Acht greift zwar die biblische Geschichte der Sintflut auf, ist aber keine streng theologische Abhandlung. Vielmehr schafft Ulrich Hub ein lustiges Abenteuer, in der die Pinguine allerlei philosophische Überlegungen anstellen – über Freundschaft, Liebe, Glaube und Verantwortung. Dabei steht die kindliche Neugierde im Mittelpunkt. Doch auch Erwachsene dürfen schmunzeln und sich amüsieren.
Das Kinderbuch basiert auf Ulrich Hubs gleichnamigen Theaterstück, das 2006 mit dem Deutschen Kindertheaterpreis ausgezeichnet wurde. Mit Illustrationen von Jörg Mühle ist An der Arche um Acht als Taschenbuch für 6,99 Euro erhältlich.
… der Urlaub steht bevor und dir fehlt die perfekte Lektüre? Unsere Redaktion stellt im Spezial „Kein Sommer ohne Bücher“ weitere Buchempfehlungen für den Sommer vor.
Kein Sommer ohne Bücher! – Teil 1
Pünktlich zu den ersten richtig warmen Sommertagen möchten wir euch natürlich auch mit frischen und den wärmsten Buchempfehlungen versorgen. Ideal für die warmen Tage am See oder im Park. Und perfekt für die typischen Sommergewitter, bei denen die rhythmisch klopfenden Regentropfen am Fenster für genau die richtige entspannte Stimmung sorgen. Also schnappt euch ein Eis, macht euch einen erfrischenden Ice Coffee und genießt die Zeit in der Welt der Bücher.
Teil Eins startet mit einer angenehm abwechslungsreichen Auswahl aus Roman und Graphic Novel. Elena stellt euch Was wir sind von Anna Hope vor. Ein Roman über die Einflüsse von Erwartungen, vielseitigen Charakteren und dynamischer Erzählweise.
Charlottes Empfehlung ist der Graphic Novel Heartstopper von Alice Oseman. Begeistert von der emotionalen Ausgestaltung der liebevollen Zeichnungen ist das ihre Sommerempfehlung für euch.
Und Nora schließt Runde eins mit Malibur Rising Taylor Jenkins Reid ab. Ein Roman, der gleich mehrere aktuelle und wichtige Themen auf spannungsreiche Art miteinander verknüpft und den Nora so schnell nicht wieder weglegen konnte.
Wenn Tolstoi und Hugo singen und tanzen – Literatur auf der Musical-Bühne
Es ist eine reinste Erfolgsgeschichte: Im Urlaub liest er eine Biographie und ist so begeistert vom Stoff, dass er beginnt, diesen in musikalischen Stücken zu verarbeiten. Es soll ein Mixtape entstehen und den ersten Ausschnitt darf er sogar im Weißen Haus vortragen. Dort wird seine Kreativität geschätzt, aber auch belächelt. Doch er hält an seiner Idee fest und – was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß – wird fast acht Jahre später wieder vor dem Präsidenten im Weißen Haus auftreten. Denn aus einem Mixtape wird ein revolutionäres Erfolgs-Musical. Inzwischen hat Hamilton genug Auszeichnungen erhalten, um ein ganzes Bücherregal zu füllen, wird auf diversen Bühnen in aller Welt gespielt (ab Oktober sogar in deutscher Übersetzung in Hamburg) und hat seinen Erschaffer Lin-Manuel Miranda zu internationalem Ruhm katapultiert. Und dabei hat alles mit einer kleinen Urlaubslektüre begonnen…
Fundstück: „Du hättest gehen sollen“ von Daniel Kehlmann
Eigentlich möchte der Erzähler nur ein wenig Ruhe, um an seinem Drehbuch zu schreiben, der Fortsetzung einer gut verkauften, aber seinen eigenen Ansprüchen nicht genügenden Komödie. Zusammen mit seiner Ehefrau Susanna und seiner vierjährigen Tochter Esther quartiert er sich für ein paar Tage in der Vorweihnachtszeit über Airbnb in einem abgelegenen Haus in Österreich ein.
In der Ehe kriselt es ein wenig. Sie tippt die ganze Zeit auf ihrem Smartphone herum, er schreibt immerwährend in sein Notizheft: Gedanken für das Drehbuch, Erinnerungen, aber auch das, was um ihn herum passiert, zeitgleich und in Rückblenden. Nach und nach fallen ihm Kleinigkeiten auf, die plötzlich sonderbar zu sein scheinen. Diese Straße, die über Serpentinen ausschließlich zu diesem einen Ferienhaus führt. Der kleine Einkaufsladen im Dorf mit dem wortkargen Verkäufer, der einsilbig und in Rätseln danach fragt, ob schon etwas vorgefallen sei und dem namenlosen Vater ein Geodreieck in die Hand drückt: Er könne ja die Winkel im Haus mal ausmessen. Der Flur, der plötzlich länger erscheint. Fragmente in seinem Notizbuch, die er in seiner Erinnerung nicht geschrieben hat. Das Haus scheint sich zu verändern. Der Schauer wird real.
Warum steht da wieder Geh weg? Denk doch logisch. Wenn sie es in dein Notizbuch geschrieben hätte, wie könnte es sich dann in die Zeile einfügen? Hätte sie es nicht höchstens an den Rand schreiben können? (aus Du hättest gehen sollen)
Daniel Kehlmann schafft es auf gerade einmal 96 Seiten eine Geschichte zu erzählen, die subtil, fast unmerklich Traum und Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwebt, sodass Zeitlichkeit sich nicht mehr an Uhr- oder Tageszeiten, sondern an sonderbaren Momenten, an widerkehrenden und neuen Bruchstücken sich verschiebender Ereignisse festmacht, die Stück für Stück die Realität verrücken. Dabei sorgen bekannte Horror-Elemente wie das abgelegene Ferienhaus mit wenig Kontakt zu anderen Menschen, wenige und absonderlich wirkende Bewohner*innen oder eine mysteriös unvollständige Narration des Ortes für ein immerwährendes und mulmiges Gefühl der Unruhe im Rezipierenden, das sich nach und nach als valide erweisen wird.
Das Buch ist in der gebundenen Ausgabe für 15,00 Euro auf der Seite des Rowohlt-Verlags erhältlich.
„Stranger Things 4“, der Nachfolger von „American Horror Story“?
Platz eins der Netflix Charts in 83 Ländern geht erneut an die Erfolgsserie „Stranger Things“. Nach drei Jahren Produktionszeit brach die Serie zum Start am 27.05 alle Rekorde: Über 286 Millionen Stunden wurde die vierte Staffel am ersten Wochenende gestreamt. Damit werden Netflix Erfolge wie „Bridgerton“ und „Squid Game“ in den Schatten gestellt.
Wieder die erfolgreichste Netflix-Serie überhaupt
Doch wieso bricht „Stranger Things“ erneut alle Rekorde? Ein Grund dafür mag die nostalgische Atmosphäre der 1980er sein, die heutzutage immer mehr an Popularität gewinnt. Der Charme des Klassikers. Hits der 1980er wie „Thriller” (Michael Jackson), „Material Girl“ (Madonna), „Wake Me Up Before You Go Go“ (Wham!) und „Should I Stay Or Should I Go?” (The Clash) unterstreichen den 80‘s-Vibe der Serie. Gerade aber Kate Bushs „Running Up That Hill“ aus dem Jahr 1985, der eine große Rolle für Max (Sadie Silk) spielt, feiert ein Comeback. Der Song stieg in den US-Charts direkt auf Platz eins.
Die 1980er, eine Welt ohne Smartphones, Internet oder soziale Medien. Wenn man sich mit Freunden treffen möchte, werden sie angerufen, oder, auf Dustins Art: mit einem Walkie-Talkie angefunkt. Es wird mit dem Fahrrad durch die fiktive Stadt Hawkins gefahren, Arkaden werden aufgesucht und Rollschuh wird gefahren, um den harten Schulalltag zu vergessen.
Fundstück: Das Kochbuch der versteckten Wunder
Es begann mit einem ganz normalen Nachmittag. Die Abgaben für die Uni häuften sich langsam aber sicher an, das bisschen Haushalt hat sich immer noch nicht von alleine erledigt und auch dieses Sozialleben wollte irgendwie erlebt werden. Und zwischen all den leichten und mittleren Krisen muss man sich täglich dazu entscheiden, was man essen möchte um den Körper weiterhin am laufen zu halten.
In dieser Situation befand ich mich an besagtem Nachmittag, bis mir wieder einfiel, wie ein paar Tage zuvor eine Freundin mir ein Rezept aufgeschrieben hat, ganz altmodisch mit Stift und Papier. Sie wollte mir ihr Geheimnis des ultimativen Kartoffel-Gratins weitergeben. Kurze Zeit später waren die Kartoffeln gratiniert und ich zufrieden. Einen Tag später berichtete ich einer anderen Freundin von diesem Erfolgserlebnis und wurde mit dem Wissen über einen Kartoffel-Brokkoli Auflauf belohnt. Motiviert von dem Gratin bat ich auch sie, mir das Rezept altmodisch zu notieren.
Das eigene Kochbüchlein
Zuhause angekommen wurde mir bewusst, dass ich mit den handgeschriebenen Rezepten eine neue Zettelwirtschaft begonnen hatte, zusätzlich zu den diversen Stapeln von wichtigen bis weniger wichtigen bis zu ich-bin-mir-nicht-sicher-wichtigen Stapeln an Papierkram. Um den liebevoll geschriebenen Rezepten dieses mitleidenswerte Schicksal zu ersparen übertrug ich sie sorgfältig in eines der 50 Notizbücher, die so zuhause herumliegen. Die Zettel steckte ich in die letzten Seiten des Büchleins. Zusätzlich zu dem Rezept schrieb ich mir auf, von wem ich dieses erhalten hatte. Nachdem ich mit den beiden fertig war, überlegte ich mir in Ruhe die Gerichte, die ich selbst gerne und einfach kochen konnte und fügte auch diese in das Büchlein hinzu.
Und so begann eine Sammlung an Rezepten, die nicht nur für unterschiedliche Gelegenheiten funktioniert, sondern mich auch immer an die Person erinnert, die mir das Rezept gegeben hat und ich besaß von nun an ein Kochbuch der versteckten Wunder.