Little Women: Vom 19. Jahrhundert bis Heute

Aktuell im Kino zu sehen: Little Women (Bild: Netzbild.de)

Im Amerika des 19. Jahrhunderts herrschte eine ganz bestimmte Ideologie vor, die das Verhalten von Frauen bestimmte. The Cult of True Womanhood ist ein Konzept, das vorsah, dass Frauen jungfräulich, still, elegant und grazil zu sein haben. Verhielten sich Frauen entgegen dieser Vorstellung, war sich die Gesellschaft einig, dass es schwer werden würde, einen geeigneten Ehemann zu finden. Und das war immerhin das größte Ziel, das es zu erreichen galt.

            Eine Autorin, die sich durch ihre Werke diesem Ideal zu widersetzen versuchte, war Louisa May Alcott. Mit ihrem Buch Little Women (1868) beschreibt sie das Leben der vier „March Schwestern“ – Meg, Jo, Beth und Amy. Jede von ihnen ist auf ihre eigene Art und Weise ganz besonders und jede hat eine besondere Leidenschaft. Meg geht für ihr Leben gern auf Bälle und träumt davon, eines Tages ihr eigenes Anwesen zu führen, Jo liebt es, sich Geschichten auszudenken, und will Schriftstellerin werden, für Beth gibt es nichts Schöneres als zu Hause zu bleiben und zu musizieren und Amy träumt davon eine berühmte Malerin zu werden.

            Obwohl in dem Roman oft Sätze fallen, die auf das traditionelle Rollenbild hindeuten, werden diese Ansichten immer wieder durch die Hauptfiguren entkräftet. Vor allem durch Jo, die mehr als ein Mal durch ihre aufbrausende Art und Interesse an Abenteuern auffällt. Trotzdem gibt es im Roman noch genug Passagen, die als nicht feministisch interpretiert werden könnten. Wenn man nicht gerade Literaturwissenschaftler*in ist, könnte man sich fragen „wen interessiert das heute noch?“. Die Antwort darauf lautet: hoffentlich alle, denn die Thematik ist noch genau so aktuell wie damals. Zwar werden Frauen nicht mehr ganz so sehr in ein Korsett aus Konventionen gezwängt wie damals, aber eng genug ist es immer noch.

            Die neue Filmadaption des Klassikers schafft es, jegliche feministischen Stolperfallen, für die der Roman teilweise kritisiert wird, auszubügeln. Greta Gerwig, die auch schon bei Lady Bird Regie führte, ist der ursprünglichen Geschichte zwar größtenteils treu geblieben, hat es aber durch entscheidende Änderungen trotzdem geschafft, den Bezug zu unserer Gegenwart nicht zu verlieren und den feministischen Diskurs noch mehr in den Vordergrund zu rücken.  Carolin Würfel schreibt in ihrer Rezension für Die Zeit:

            „Anders als die bisherigen Verfilmungen nähert sich Gerwig den vier March-Schwestern und ihrem Schicksal (Ehe) mit spielerischer Zärtlichkeit. Oder anders gesagt: Sie nimmt die Frauen und ihre Ambitionen ernst. Natürlich muss auch sie Luftschlösser zum Einstürzen bringen, aber sie tut es voller   Respekt. Am Ende von Little Women hat man tatsächlich den Eindruck, dass die Töchter der Familie March – jede auf ihre Art – einen Weg gefunden haben, innerhalb der Konventionen den Konventionen zu trotzen“.

Gerwig hat wunderschöne Bilder und Dialoge erschaffen, die man so schnell nicht mehr vergessen wird. Besonders Jo sticht durch ihre Entschlossenheit und feministische Agenda heraus. Andererseits wird trotzdem eine Figur wie Meg, die sich gegen eine Schauspielkarriere und für die Ehe entscheidet, nicht als unfeministisch abgetan. Jeder Traum und Lebensweg hat seine Berechtigung und das wird in dem Film immer wieder betont. Ob die jungen Frauen ihre Ziele am Ende erreichen, könnt ihr derzeit noch im Kino sehen.

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