Die Deutschen lesen immer noch gerne Bücher! In einer Studie aus dem Jahre 2017 des Marktforschungsinstituts SPLENDID RESEARCH schmökern 61% der Befragten regelmäßig in Büchern, nur 13% lasen gar nicht. Die Studie befasste sich auch mit anderen Kategorien rund ums Lesen, so kam z.B. heraus, dass ein Großteil der Leute das Papierbuch dem E-Book vorziehen. Jedoch scheint sich dieser Trend über die letzten Jahre hinweg langsam zu wenden. Schon zwei von fünf Menschen laden sich zusätzlich E-Books herunter. Es kann also mit einiger Sicherheit gesagt werden, dass das Medium Buch noch sehr weit davon entfernt ist auszusterben. Es wirft jedoch die Frage auf, wo wir unser Lesematerial herbekommen. Die meisten Leser werden diese Frage damit beantworten, dass sie ihre Bücher (oder E-Books) entweder online oder in einer der großen Buchhandlung in einem Kaufhaus kaufen. Ein schon kleinerer Anteil wird sagen, dass er in einer kleinen lokalen Buchhandlung ihre Leselust erfüllen.
Aus diesem Grund stellt die Digitur Redaktion in den kommenden Wochen mehrere lokale Buchhandlungen aus Essen und Umgebung vor. Den Start in dieser Reihe macht die Buchhandlung Durchblick, welche sich vor allem auf Literatur für Kinder und Jugendliche spezialisiert hat, und ihre Inhaberin Natalie Stember aus Essen-Holsterhausen. Digitur besuchte Frau Stember auf der Gemarkenstraße und stellte ihr einige Fragen dazu, was es bedeutet eine lokale Buchhandlung zu besitzen.
Digitur: Frau Stember, Sie haben Ihre Buchhandlung vor kurzem hier in Holsterhausen eröffnet. Was sind Ihre Hintergründe?
Fr. Stember: Ich bin gebürtige Essenerin und lebe schon seit 15 Jahren in Holsterhausen. Seit knapp 20 Jahren betreibe ich hier auch eine Lerntherapiepraxis, in der ich mich mit Kindern und deren Lernverhalten beschäftige.
Digitur: Aus welchen Gründen haben Sie sich entschieden eine Buchhandlung speziell für Kinder und Jugendliche zu eröffnen?
Fr. Stember: Kinderbücher haben mich schon immer begeistert. Hinzu kommt, dass ich den Kindern Bildung nicht mehr klassisch über Nachhilfe und Frontalunterricht vermitteln wollte, sondern über Bücher und Literatur. Ich selbst lese und schreibe sehr viel und möchte dies gerne an die Kinder weitergeben.
Digitur: Inwiefern hat Ihre frühere Erfahrung mit Kindern und in der Pädagogik geholfen die Buchhandlung zu eröffnen?
Fr. Stember: Es hat natürlich sehr viel geholfen, dass ich schon guten Kontakt zu vielen Schulen und Kindergärten in der Umgebung hatte. Viele Familien kannten mich schon. Ich habe mich aber trotzdem mit einem Unternehmensberater zusammengesetzt und eine Strategie ausgearbeitet. Momentan betreibe ich die Buchhandlung und die Lerntherapiepraxis zeitgleich. Ich merke jedoch, dass die Buchhandlung sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Dies musste ich jetzt erst lernen, da ich ja keine ausgebildete Buchhändlerin bin.
Digitur: Haben Sie das Gefühl, dass Kinder und Jugendliche heutzutage weniger lesen als vielleicht zu Ihrer Kindheit?
Fr. Stember: Das würde ich so nicht sagen. Ich denke eher, dass es den Kindern wirklich an Angeboten fehlt. Ich habe hier Kinder getroffen, die nicht einmal wussten, was eine Buchhandlung ist. Sie kennen zwar Bibliotheken, da sie dort mit ihrer Schule zu Besuch waren, aber das Prinzip einer Buchhandlung, in der sie einfach mal stöbern können, ist ihnen fremd. Was ich jeden Tag sehe ist, dass die Kinder, sobald sie die Möglichkeit haben, sehr begeistert von Büchern sind. Sie wollen sofort darin rumblättern und alles erkunden.
Digitur: Und das ist Ihrer Meinung nach auch einer der Vorteile Ihrer Buchhandlung gegenüber einer der größeren Buchläden?
Fr. Stember: Auf jeden Fall! Hier können die Kinder ganz in Ruhe sich umschauen und bekommen von mir eine angepasste Beratung. Ich möchte, dass sich die Kinder so viele Bücher wie möglich angucken. In einem der größeren Läden muss man ja erstmal an sämtlichen Regalen mit der Erwachsenenliteratur vorbei und dann sind die Kinderabteilungen meistens auch nicht sehr einladend eingerichtet. Da möchte eigentlich kein Kind viel Zeit verbringen und durch die Bücher blättern. Das versuche ich in meinem Laden zu ändern!
Digitur: Sehen Sie sich im Nachteil zu den großen Läden oder dem Onlinehandel? Viele Leute kaufen aus Bequemlichkeit online ein, da dort das Buch schneller bei ihnen zuhause ankommt. Haben Sie in dieser Richtung eine Entwicklung bemerkt?
Fr. Stember: Ich habe mit meinem Laden sehr viel Glück gehabt. Der Standort hier auf der Gemarkenstraße ist natürlich vorteilhaft, doch auch die meisten Kunden geben mir positive Rückmeldung. Viele sagen, dass sie lieber bei mir bestellen und kaufen als sich das Buch online zu besorgen, selbst wenn sie länger warten müssten.
Digitur: Und zu guter Letzt, was erhoffen Sie sich von der Zukunft?
Fr. Stember: Ich hoffe, dass ich es mit diesem Laden schaffe viele Kinder zum Lesen zu begeistern. Ich möchte, dass die Kinder diese Einstellung, dass es normal ist zu lesen, mit nach Hause nehmen und beibehalten. Bücher und andere Literatur sind ungemein wichtig für die Bildung und Entwicklung von Kindern und ich hoffe einfach, dass dies wieder wichtiger in den Familien wird.
Digitur: Vielen Dank für das Interview und Ihre Zeit, Frau Stember.
Fr. Stember: Sehr gerne und auch Ihnen vielen Dank!
Die Buchhandlung Durchblick liegt auf der Gemarkenstraße 65 in Essen-Holsterhausen und hat montags bis freitags von 9:00 bis 18:00 Uhr und samstags von 9:00 bis 13:00 geöffnet. Mehr Informationen gibt es unter www.durchblick-abc.de. Digitur dankt Frau Stember für das freundliche Interview.
Großer Fan von HP Lovecraft und amerikanischer Literatur und den USA im Allgemeinen. Abgesehen von guten Büchern/Filmen genieße ich meine Zeit gerne in der Gesellschaft meiner Freunde.
Inhaber hat kürzlich gewechselt, wohl gut für diesen netten Laden ! Er entwickelt sich offenbar sehr positiv, Schwerpunkt Kinder- und Jugendliteratur wie auch Regionalliteratur.