Blätterst du noch oder swipest du schon?

Buch oder E-Book, das ist hier die Frage. Bild: pixabay

Herbstzeit ist Lesezeit. Wenn die Tage wieder kürzer werden und die tiefstehende Sonne den laubbedeckten Boden golden färbt, sitzen die wahren Bücherwürmer schon eingekuschelt in ihre Lieblingsdecke, versorgt mit einer Tasse Tee, gebettet auf einem Retro-Sessel, in ihren Händen ein … einen E-Book-Reader? Was für einige vielleicht schon eine normale Assoziation ist, will mir nicht so schnell in den Kopf. In meiner Vorstellung gehört zum beschriebenen Szenario ein alter zerlesener Schmöker oder das neueste Bestseller-Taschenbuch, in jedem Fall aber etwas mit Seiten aus Papier, bedruckt mit Tinte, was zum Anfassen halt. Bis ich so ein Buch aber in den Händen halte, ist damit schon viel passiert. Und daher frage ich mich gestern zum Weltklimatag nicht zum ersten Mal: Sind E-Books die nachhaltigere Variante des Lesens?

Den einen Maßstab gibt es nicht

Gemessen wird die Ökobilanz eines E-Book-Readers im Vergleich zum gedruckten Buch zum Beispiel anhand der CO2-Emissionen, die durch die Herstellung und Nutzung entstehen. In einer Studie zur Umweltauswirkung von E-Books verdeutlicht sich, dass die meisten CO2-Äquivalente bei der Herstellung entstehen. Dabei steht es 24 zu einem Kilogramm für das herkömmliche Buch. Wohlgemerkt ein Buch. Es geht bei der Ökobilanz-Rechnung also vorallem darum, wieviele Bücher man pro Jahr liest. Die Studie des Freiburger Öko-Institus kommt zu dem Schluss, dass es sich ab 22 Büchern jährlich lohnt, sie digital zu beziehen. Das klingt erst einmal viel. Allerdings wird bei der Untersuchung mit Büchern im Umfang von 200 Seiten gerechnet. Wer gerne in fremde Fantasy-Welten, historische Romane oder Familiendramen á la Buddenbrooks eintaucht, für den könnte sich ein E-Book-Reader schon ab 10 Büchern jährlich oder sogar weniger lohnen.

Bei diesen Bilanzen kommt es aber immer auch darauf an, mit welcher Wirkungskategorie gerechnet wird. Neben den CO2-Äquivalenten, die das Treibhauspotential beschreiben, kann auch der Energieaufwand bei der Produktion begutachtet werden. Legt man diesen zugrunde, ergibt es sich, dass die Herstellung von 11 gedruckten Büchern genauso viel Energie verbraucht wie die Produktion eines E-Book-Readers. Die Anzahl der zu lesenden Bücher variiert also stark je nach Vergleichparameter. Ebenfalls macht es einen Unterschied, ob Recycling-Papier oder das häufiger verwendete Frischfaserpapier zur Herstellung eines Buches genutzt wird und ob ihr einen E-Book-Reader mit E-Ink-Display beziehungsweise LCD-Farbdisplay habt.

Bei der E-Ink-Technik bewegen sich kleine Farbtropfen durch elektrische Spannung, sodass entweder ein schwarzer Punkt zu sehen ist oder nicht. Der Text ist dabei genauso kontrastreich wie bedrucktes Papier und daher ebenso gut am Strand oder im Garten lesbar wie ein Buch. In der Herstellung verbraucht der E-Ink-Reader zwei Kilogramm CO2-Äquivalent weniger als ein LCD-Farbdisplay. Für nostalgische Leser:innen gibt es beim digitalen Medium meistens auch eine „umblättern“-Funktion. Trotzdem, das Rascheln der Seiten würde mir wohl fehlen. Auch auf ein schön gestaltetes Bücherregal mag die ein oder andere Leseratte wohl nicht gerne verzichten. Der immaterielle Wert von Büchern lässt sich sowieso in keine Statistik miteinbeziehen und daher ist es am Ende vorallem eine ganz persönliche Entscheidung ob E-Book oder gedrucktes Werk.

Wie lese ich am liebsten?

Bin ich Vielleser, dazu vielleicht noch oft unterwegs, umweltbewusst und schmücke meine Wohnung lieber mit Bildern und Dekoobjekten? Oder brauche ich für mein Lesevergnügen dieses eine Buch, wo jeder Seitenknick und Kaffeefleck verraten, dass mich diese Geschichte schon länger als eine kurze Zugfahrt begleitet? Doch auch wenn ihr zu Letzteren gehört, könnt ihr auf eine ökologische Lesebilanz achten, indem ihr Bücher in Bibliotheken ausleiht, anstatt sie zu kaufen. Sie unter Freunden austauscht oder sie anstatt sie wegzuwerfen in Bücherschränke weitergebt. Der Wechsel zu einem Ökostromanbieter ist nicht nur für die Leselampe von Vorteil, sondern natürlich erstrecht, wenn ihr einen E-Book-Reader benutzt, dessen Akku ihr schließlich aufladen müsst. Wenn ihr das digitale Lesegerät dann auch noch innerhalb eures Haushalts teilt und für dessen Langlebigkeit pflegsam damit umgeht, seid ihr beim Thema nachhaltig lesen ganz vorne mit dabei.

2 Kommentare

  1. Hallo,

    sehr interessant, dann bin ich mal wieder auf dem neusten Stand! 🙂

    Ich lese ich schon seit längerem nur noch eBooks, weil ich darauf angewiesen bin, die Schrift groß einstellen zu können, und/oder die Sprachausgabe beim Lesen mitlaufen zu lassen. (Ich habe visuelle und kognitive Einschränkungen durch meine MS.)

    Daher informiere ich mich regelmäßig darüber, wie es mit der Öko-Bilanz aussieht – das hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert! Früher musste man noch über 70 Bücher lesen, bis ein Reader von der Öko-Bilanz her vertretbar war.

    LG,
    Mikka

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