Unter Harry Potter Fans ist er ein Idol: Rufus Beck. Der Schauspieler und Regisseur hat die Harry Potter-Reihe eingelesen und seine Stimme ist in Deutschland unmittelbar mit den Büchern verknüpft. Seine klanghafte Verkörperung der magischen Bevölkerung hat den Figuren eine ganz eigene Dimension mit viel Wiedererkennungswert verliehen. Mr Weasley hat zum Beispiel einen norddeutschen Akzent; Professor Dumbledore spricht mit einer rauchigen Stimme; und Fred und George sagen ihre Sätze immer gemeinsam auf. Man hat das Gefühl, mit diesen Stimmen hat Rufus Beck den inneren Kern der Charaktere nach außen gekehrt.
Viele (erwachsene) Kinder hören die Hörbücher zum Einschlafen. Rufus Becks Stimme vermittelt ihnen Geborgenheit. Wenn er aus Harry Potter vorliest ist es zugleich spannend und beruhigend.
Anstatt ihm beim Einschlafen zu lauschen, bekamen im Oktober alle Fans die Gelegenheit, bei der lit.Ruhr eine Live-Lesung mit Rufus Beck zu besuchen. Die meterlange Schlange vor dem Eingang sprach für die Popularität der Veranstaltung. Überall waren Hogwarts-Umhänge, runde Brillen und Zauberstäbe zu sehen. Und es waren nicht nur Kinder, die die Accessoires trugen.
Beim Einlass konnten die Zuschauer:innen ihre Plätze frei wählen, weshalb alle, die nicht überpünktlich waren weiter hinten Platz nehmen mussten. Aber es ging ja eh nicht ums Sehen, sondern eher ums Zuhören.
Eine Moderatorin begrüßte das Publikum und sagte Rufus Beck kurz an. Sie versuchte auch die beiden Übersetzer:innen für Gebärdensprache mit einem Gag einzubinden und vorzustellen, die den gesamten Abend begleiteten. Sie fragte das Publikum, was es glaube, was die Gebärde für Harry Potter sei. Leider wurde die Lösung des Rätsel bereits durch die sofortige Übersetzung der beiden vorweggenommen sonst hätten gehörlose Personen ihre Frage wohl kaum verstanden.
Anstatt Beck und sein Wirken mit einer langen Rede näherzubringen, erklang nach dem Auftritt der Moderatorin ein Song aus den Lautsprechern. Auf die Melodie von „Sie ist Weg“ von den Fantastischen Vier wurde „Er ist Beck“ gerapt. Eine kreative Art den Star des Abends vorzustellen, die vor allem für eine Kinderverantstaltung sehr angebracht war.
Dann betrat Rufus Beck die Bühne und bekam stürmenden Applaus. Ohne große Worte stürzte er sich in die Harry Potter-Welt. Zum Aufwärmen las er eine Passage aus einem Quidditch-Spiel vor und das Publikum sollte die Soundeffekte liefern. Der Saal johlte, buhte, zischte und raunte während Harry versuchte den Schnatz zu fangen. Damit war das Eis gebrochen und die Atmosphäre war für den gesamten Abend sehr locker, lustig und gut gelaunt.
Anschließend setzte Beck die Geschichte auf Anfang und las eine geraffte Version der ersten Kapitel aus „Harry Potter und der Stein der Weisen“. Völlig gebannt konnte man lauschen. Es klang zwar anders als in den aufgenommenen Hörbüchern – schneller und aufregender – aber trotzdem fühlte man sich von der Stimme geborgen und wenn man die Augen schloss, hätte man auch im Bett liegen und gleich einschlafen können.
Zwischen den Passagen interagierte Rufus Beck auch kurz mit den zwei Übersetzer:innen für Gebärdensprache. Ab und zu schielte er gespannt hinüber, um herauszufinden wie manche doch sehr spezifische magische Begriffe gebärdet wurden. Das war auch als Zuschauer:in spannend zu verfolgen.
Eine Premiere gab es auch: Das erste Mal las Rufus Beck die Stimme von Dobby dem Hauselfen vor Publikum. Allerdings konnte er das Kapitel aus „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ aus Zeitgründen nicht zu Ende lesen.
Stattdessen las er als Abschluss das Kapitel „18 Jahre später“ aus dem siebten Band vor und beendete damit abrupt den Abend.
Zumindest auf der Bühne. Anschließend durften alle Fans zu Rufus Beck nach vorne kommen und sich ein Autogramm abholen. Viele ließen sich eines ihrer Bücher signieren. Dabei hat Beck die Bücher gar nicht geschrieben. Vermutlich nicht ungewöhnlich, aber das zeigt vor allem, wie sehr er zu der Geschichte des magischen Waisenjungen dazugehört.
Insgesamt war es ein gelungener Abend. Die Neugier darüber, was hinter den Hörbüchern für eine Arbeit steckt, wurde gestillt ohne die Hörbücher selbst zu entzaubern. Das einzig enttäuschende war das abrupte Ende der Veranstaltung. Man hätte noch Stunden einfach dasitzen und zuhören können. Aber ab jetzt müssen sich alle Zuschauer:innen wieder auf ihre Hörbücher im CD-Regal beschränken.
Hat mittlerweile das gesamte Kontingent ihrer Lieblings-Bücherei verschlungen und jedes Genre einmal ausprobiert. Steckt ihre Nase nicht in einem Buch, findet man sie in Gesellschaft guter Freunde, auf dem Sportplatz oder mit einem Rucksack irgendwo in der Weltgeschichte.