Dokumentation des Isolationswahnsinns: Bo Burnhams – Inside

Der Ort des Geschehens. Foto: Netflix

Ein Mann, ein Raum, eine Isolation. Zu sehen sind Equipment und Bestellungen aus dem Internet, manchmal auch nur er mit einem Keyboard und Beleuchtung am Ort des Geschehens. Den einzigen Ort des Geschehens.

Bo Burnham inszeniert in seinem aktuellen Netflix Special Inside sein Erleben der vergangenen Monate, welches von der Isolation geprägt wurde; eine Zeit, in der wir viele Stunden in unserem Zuhause verbringen mussten. Inside wurde von Bo Burnham geschrieben, inszeniert, gefilmt und geschnitten. Ohne Unterstützung und ohne Publikum verbrachte er wie viele andere seinen Alltag alleine in seinem Haus und hielt seine Gedanken und Gefühle nicht nur über die Isolation, sondern von unserer Zeit insgesamt fest. Die einzelnen Acts sind mehr oder weniger zusammenhanglos aneinandergereiht, unterbrochen von Szenen zwischen den Aufnahmen, von der Produktion oder auch nur Bilder von Bo Burnham, wie er versucht die Motivation zu finden, aufzustehen und einen weiteren Tag anzugehen.

In seinen einzelnen Stücken stellt er alltägliche Situationen der Isolation dar. Von täglichen Videocalls mit der Familie, die einen mit ihrer Trivialität nach scheinbar unendlicher Wiederholung doch mehr nerven, als dass sie ein Gefühl der Gemeinschaft hervorrufen, vom „White Woman’s Instagram“, das auch trotz ihrer Follower und ‚basic‘ Bildern doch nur ein Mensch ist und versucht durchs Leben zu kommen. Oder mein persönlicher Favorit, „Welcome to the Internet“, der treffendsten Darstellung des Internets unserer Zeit mit seinen nahezu grenzenlosen Möglichkeiten und Abgründen. Gleichzeitig verarbeitet er die Situation der Welt, die in den vergangenen Monaten zu brennen scheint, wobei er mit seiner eigenen Bedeutungslosigkeit und Hilfslosigkeit konfrontiert ist, welche er in mehreren Stücken darstellt. Jeder kurze Sketch, und scheint er ein noch so banales Thema zu haben, geht in die Tiefe und spiegeln die eigenen Gedanken und Vorgänge wider.

In den anderthalb Stunden Länge des Specials reflektiert Bo Burnham den Wahnsinn, durch den wir alle in den vergangenen Monaten gegangen sind. Das Gefühl, seine Zeit zu verschwenden, die nicht gewollte und doch erzwungene Selbstreflektion und über alle dem das durchgängig anhaltende Gefühl der Isolation, worin wir uns alle wiederfinden können.

Inside ist kein leichtes Comedy-Special für zwischendurch, doch die anderthalb Stunden, in denen Bo Burnham sein Überleben in der Corona-Isolation dokumentiert, lohnen sich auf jeden Fall.

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