Die Corona-Pandemie: ein schlechter Film für deutsche Kinos?

leere Säle in deutschen Kinos (Bild: pixaby)

Obwohl die Kinos in Deutschland bundesweit seit dem 2. Juli wieder geöffnet sind, bleiben die Säle in großen Teilen leer. Das liegt zum einen an der Angst der Menschen vor Ansteckung an dem Corona-Virus, zum anderen auch an den Hygienemaßnahmen. Mundschutzpflicht und die eingeschränkte Sitzreihenbelegung sind Teil dieser. Die Maßnahmen lassen eine Auslastung von kaum mehr als 20% der eigentlichen Kapazitäten zu, so Kim Ludolf Koch, Geschäftsführer der Cineplex-Gruppe, im Gespräch mit dem Deutschlandfunk Kultur. Es bleibt fraglich, ob die Verluste durch eine Schließung der Filmpaläste nicht sogar geringer ausfallen würden, als mit der Wiedereröffnung.

Koch geht davon aus, dass 50 bis 60% der Kinobesucher während der Corona-Krise verloren gehen. Laut dem Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) gehen die Hälfte aller Kinobetriebe durch die drohenden finanziellen Verluste diesen Jahres, von 200 bis 300 Millionen Euro, pleite.

Neben den leeren Sälen und Kassen sind auch neue Filme ein Problem in der Kinobranche. Die Starttermine bereits angekündigter Hollywood-Produktionen, wie des Live-Action-Remakes Mulan von Disney, die vieler Besucher anlocken sollten, wurden auf unbestimmte Zeit nach hinten verschoben. Auch Paramount verlegt den Kinostart des Horrorfilms A Quiet Place Part II bis in den Juli 2021. 20th Century Studios und Warner Bros. haben die Filmstarts ihrer Großprojekte ebenfalls verschoben.  The Batman füllt im September kommenden Jahres auf die Leinwände deutscher Filmtheater und Avatar 2 soll sogar erst im Dezember 2022 in unsere Kinos kommen. Der James-Bond-Blockbuster Keine Zeit zu sterben läuft voraussichtlich trotz Verschiebung des Starttermins, die bis zu 50 Millionen US-Dollar gekostet haben soll, noch Mitte November diesen Jahres an. Auch die Hoffnung auf deutsche Produktionen wird enttäuscht. Der Constantin-Film Kaiserschmarrndrama oder der Kinostart für Contra, mit Christoph Maria Herbst wurden auf unbestimmte Zeit oder das nächste Jahr verschoben.

Neben den Startstops der Filme wurden auch die Drehtermine für Film und Serienproduktionen in großen Teilen ausgesetzt oder im Vorfeld bereits verschoben. Der Dreh des Elvis Presley Portraits mit Tom Hanks, der am Set positiv auf Corona getestet wurde ist abgebrochen worden. Der US-Filmbranche drohen Verluste in Milliardenhöhe. Die Auswirkungen reichen aber bis in die deutsche Kinobranche, denen die Filme im Programm fehlen.

Die Filmstudios versuchen ihre Verluste durch Streaming auszugleichen. Kassenknüller werden schneller als üblich für Streamingdienste freigegeben. So war Birds of Prey noch bis Ende Februar im Kino zu sehen und bereits am 24. März auf Netflix verfügbar. Normalerweise liegen zwischen Kinostart und Streamingstart mindestens 6 Monate. Ähnlich lief es auch bei die Eiskönigin 2.

Der Kinobranche bringt das leider wenig. Deswegen wirbt der Hauptverband Deutscher Filmtheater damit, dass die Ansteckungsgefahr an Corona im Kino weniger hoch sei als am Arbeitsplatz. Sie berufen sich dabei auf eine Atemluftstudie des Hermann-Rietschel-Instituts der Technischen Universität Berlin. Da im Kino kaum gesprochen würde, betrüge die Aufnahme von Aerosolen gerade mal 0,3% der Menge, die in einem Büro, indem Gespräche stattfinden würden, aufgenommen würde und damit besteht hier ein wesentlich geringeres Ansteckungsrisiko. Damit will der HDF auch eine Aufhebung des Mindestabstands von 1,5 Metern in den Sälen erreichen.

Die schon so häufig totgesagte Kinobranche muss kreativ sein. Sie verkaufen Popcorn zum Mitnehmen, organisieren Autokinos oder setzen auf Gutscheinverkäufe treuer Kinogänger. Die Branche wünscht sich aber zusätzlich mehr Unterstützung von den Landesregierungen. Kulturelle Förderungen oder Subventionen wie sie die Gastronomie bereits erhalten hat. Die Filmförderungsanstalt Nordmedia in Bremen und Niedersachsen hat einmalig 150.000 Euro an Kinos vergeben. Rheinland-Pfalz hat bereits 500.000 Euro zur Verfügung gestellt. Filmkunst gilt als kulturelles Gut und sollte überall gefördert werden. Eine Soforthilfe für Kinos wäre ein wichtiger Schritt zu deren Rettung.

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