Warum „Dr. Strange in the Multiverse of Madness“ nicht funktioniert

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Ein neuer Monat, ein neuer Marvel Film. Sechs Jahre musste man auf eine offizielle Fortsetzung des ersten Dr. Strange Films warten. Ob und wie viele MCU-Fans einer Rückkehr des überheblichen Zauberers entgegensehnten, vermag sich schwer sagen zu lassen. Dafür aber, dass der Film sowohl bei Rezensenten als auch bei Fans sehr gut ankommt und bei rotten tomatos aktuell eine Bewertung von 74% hat. Und doch geht der Film nicht richtig in sich auf. (Spoilers Ahead!)

Wer ist hier eigentlich der Hauptcharakter?

Dem Titel nach zu urteilen, wäre diese Frage natürlich leicht zu beantworten, aber hat man den Film gesehen, muss man sich doch ein bisschen wundern, weshalb sich hier für einen Dr. Strange Film entschieden wurde. Der eigentliche Star der Geschichte ist nämlich America Chavez, ein für das Cinematic Universe neuer Charakter, die durch Zufall an Steven Strange gerät und ihn um Hilfe bittet. Sie ist aber nicht nur der McGuffin für den Plot, sondern bildet den Kern des Films. Americas Schwierigkeiten, ihre Kräfte zu kontrollieren, sind der Auslöser und schließlich auch der entscheidende Faktor für die Auflösung des Hauptkonflikts. Steven Strange übernimmt dabei eine Art unterstützende Nebenrolle, trägt aber nicht wirklich maßgeblich zur Handlung bei. Nur am Ende hat er die glorreiche Aufgabe, America zu sagen, dass sie einfach nur an sich selbst glauben müsse (das haben wir ja noch nie gehört) und den Rest erledigt die zukünftige Ms. America dann von selbst.

Dr. Strange entwickelt sich nicht weiter

Zugegeben, es wird versucht Dr. Strange einen persönlichen Nebenbogen zu geben, aber auch der geht nicht so wirklich auf. Christine Palmer, welche im letzten Film noch mit Steven anbandelte, ist in diesem Teil glücklich mit jemand anderem verheiratet. Wie sich herausstellt, sind die beiden auch in keinem anderen besuchten Universum zusammen. Steven ist offensichtlich unzufrieden damit und versucht den Film über zu ergründen, woran seine Beziehung zu Christine zerbrochen ist. Am Ende wird es so dargestellt, als hätte Steven etwas Großes darüber gelernt was es heißt, loszulassen und zu akzeptieren, dass die Beziehung nie funktioniert hätte.

Dabei wirkt diese innere Problematik sich überhaupt nicht auf Stranges Entscheidungen und Handeln im Film aus. Er versucht nicht ihr die Entscheidung schlecht zu machen oder unternimmt waghalsige Maneuver, die anderes gefährden, nur um noch einmal eine Chance bei ihr zu bekommen. Man fragt sich, ob von seiner Seite aus überhaupt etwas darüber gelernt werden musste. Außerdem passiert all dies auch eher am Rande des Geschehens und wirkt dadurch extra irrelevant.

Schwieriger Gesamteindruck

Das ist besonders frustrierend, weil es in diesem Film thematisch eigentlich grundsätzlich um unerfüllte Sehnsüchte und deren Akzeptanz geht. Wanda Maximoff ist die Antagonistin des Films und hat mit ihren eigenen unerfüllbaren Wünschen zu kämpfen. Wie am Ende der Serie WandaVision klar wurde, sind ihr Ehemann und ihre Kinder nur Fabrikationen von Wandas Magie gewesen und in diesem Film zeigt sich, dass sie mit diesem Verlust nicht abgeschlossen hat. Stattdessen setzt sie alles in Bewegung und bedient sich dunkler Magie, um ihre Kinder aus einem anderen Universium zu sehen und selber großzuziehen. Wanda wird in diesem Film einzig durch ihren Mutterwunsch charakterisiert und obwohl das in seiner Darstellung sehr einseitig und nicht gut durchdacht wirkt, dient es doch als hervorragendes Motiv, mit dem jede*r Zuschauer*in mitfühlen kann.

Wandas Wünsche könnten also perfekt als verzerrter Spiegel zu Stranges Sehnsüchten nach einer Beziehung mit Christine fungieren. Strange würde erkennen, wozu es führen kann, wenn man sein Schicksaal derartig zu verändern versucht und käme zu der Erkenntnis, dass man manchmal die Umstände akzeptieren muss, die einem das Leben gibt. Während sich auch in dieser Version die Frage stellt, ob man einen Kinderwunsch nach deren Verlust gegen eine gescheiterte Fast-Beziehung ausspielen sollte, würde das zumindest thematisch funktionieren.

Nur muss Strange nicht zu jener Erkenntnis kommen, da er sich schon im Vorhinein korrekt verhält. Somit steht Wandas Wunsch, ihre Umstände zu ändern, zwar als verständlich, aber auch allein dar. Als hätte nicht jeder manchmal Schwierigkeiten damit, einen Verlust hinzunehmen und nach vorn zu schauen. Die Botschaft des Films erscheint dadurch unreflektierter als sie müsste.

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