Leipziger Buchmesse 2019: Ein Streifzug durch die Welt der Worte

Vom 21. März 2019 – 24. März 2019 konnten Bücherfans die Hallen der Leipziger Buchmesse durchstöbern.

Vom 21. März – 24. März konnten Bücherfans die Hallen der Leipziger Buchmesse durchstöbern. Bild: Lena Kosakowski

Auch in diesem Jahr bot die Leipziger Buchmesse den Besucher*innen ein vielfältiges Programm. Auf dem Messegelände sowie in der gesamten Stadt verteilt gab es etwa 3600 Veranstaltungen für Lesebegeisterte aller Altersgruppen. Lesungen, Signierstunden, Diskussionsrunden und natürlich konnten auch Autor*innen und Verlage ihre neuen Werke vorstellen. Digitur war dabei und sah sich auf der Messe um. Voller Vorfreude, den Veranstaltungsplan in der Hand, stürmten wir kurz nach Eröffnung die Hallen – denn es gab viel zu entdecken.

KI, Digitales und der Streit ums Urheberrecht

Bei den Vorträgen und Diskussionsrunden war in diesem Jahr ein Schwerpunkt alles rund um das Thema künstliche Intelligenz. Es wurden sowohl Gefahren und Ängste als auch die neuen Möglichkeiten bei der Nutzung von KI-Systemen diskutiert. Die Veranstaltung »KI in Verlagen und Medienhäusern« veranschaulichte den aktuellen Entwicklungsstand von KI-Modellen in der Verlagsbranche und wie Künstliche Intelligenz im Arbeitsbetrieb produktiv genutzt werden kann. Dabei geht es vor allem um Automatisierungsprozesse, welche die Arbeit unterstützen und erleichtern könnten.

Besonders aktuell war das Gespräch »Netzfreiheit ohne Urheberrecht?« zwischen Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren, und Redakteurin Daniela Fürst zum Streit um die umstrittene Reform des Urheberrechts. Im Fokus standen insbesondere die momentan heftig diskutierten Artikel 11 und 13. Am heutigen Dienstag, den 26. März, stimmte das Europaparlament der Urheberrechtsreform zu. Internetplattformen sollen demnach keine Inhalte mehr verbreiten dürfen, für die sie keine Lizenz haben und müssten, um Strafen zu entgehen, möglicherweise sogenannte Uploadfilter einführen. Infolgedessen befürchten viele Kritiker eine Zensur des Internets.

Relikte und Messegetümmel

Während die Frühlingssonne die Luft unter dem Glasdach der Haupthalle immer mehr erwärmte, entdeckten wir Relikte aus alter Zeit: Buchdruckmaschinen. Das Gutenberg-Museum in Mainz führte den Besucher*innen nämlich regelmäßig die Kunst alter Buchdruckverfahren vor. An einem anderen Stand konnte man zudem die Linotype-Setzmaschine bewundern. Nach ausgiebigem Stöbern entschlossen wir uns, bei den Signierstunden vorbeizuschauen. Natürlich hatten wir nicht daran gedacht, das Buch der Autorin im Vorfeld zu besorgen. Auf der Suche nach dem Buch wurden wir von den Mitarbeitern in einen Irrlauf von Halle 2 in Halle 4 und wieder zurück geschickt. Das Buch endlich in den Händen, eilten wir zwanzig Minuten vor Ende der Signierstunde zum Stand – gähnende Leere. Beim Verlagsstand erfuhren wir, dass die Signierstunde schon eine halbe Stunde eher zu Ende war. Pech gehabt. Nachdem die Enttäuschung überwunden war, weckte ein Aufsteller mit der Aufschrift »Wischmopps oder doch Wischmöppe? Speed-Quiz in Sachen Rechtschreibung + Co. zum Mitmachen« unsere Neugier. Also weiter.

Im Reich der Fantasie – Manga-Comic-Con

Auch die Fans gezeichneter Geschichten kamen natürlich nicht zu kurz. Wie in den letzten Jahren fand nämlich parallel die Manga-Comic-Con statt. Bereits kurz nach Einlass füllte sich die Halle schnell mit Cosplayern, Manga-Liebhaber*innen und anderen neugierigen Besucher*innen. Die Austeller*innen präsentierten dort alles aus den Bereichen rund um Manga, Comics, Graphic Novels und Games – also alles, was das Nerd-Herz begehrt. Einen vielleicht zu großen Teil nahmen dabei die Verkaufsstände mit Merchandiseartikeln, Kuscheltieren und Süßigkeiten aus Japan ein, an denen meist ein identisches Sortiment angeboten wurde.

Der hintere Teil der Halle stand Zeichner*innen zur Verfügung, die an ihren Ständen ihre Bilder präsentieren und verkaufen konnten. Sogar einige japanische Mangaka sind extra nach Deutschland gekommen. So hatte Hiro Mashima, der durch seine Manga-Serie Fairy Tail bekannt geworden ist, seine neue Reihe Edens Zero für Carlsen im Gepäck, Erubo Hijihara stellte für Tokyopop den ersten Band ihrer dreiteiligen Science-Fiction-Serie Our Lonely War vor und das Künstlergespann suu Morishita, bestehend aus Autorin Makiro und der Zeichnerin Nachiyan, war für den Verlag Altraverse mit ihren Serien Daily Butterfly und Short Cake Cake dabei. Da Tschechien dieses Jahr das Gastland der Leipziger Buchmesse war, sind zum ersten Mal Zeichner der tschechischen Comicszene eingeladen worden. So stellte u.a. das Autorentrio Marek Šindelka, Vojtěch Mašek und Marek Pokorný ihren Comicroman  Svatá Barbora (wörtlich Heilige Barbara) vor und Jan Novák und Jaromír 99 zeigten anhand ihrer Graphic Novel Tschechenkrieg wie man in Comics historische Geschichten aufgreifen kann. Da der Hype um koreanische  Popmusik auch in Deutschland zunimmt, gab es erstmals auch Tanzworkshops und musikalische Veranstaltungen für K-Pop-Fans.

Preise und Auszeichnungen

Am Eröffnungstag erhielt die amerikanisch-russische Publizistin Masha Gessen den mit 20.000 Euro dotierten Leipziger Preis zur Europäischen Verständigung. Seit 1994 wird er an Autor*innen verliehen, die sich um Verständigung zwischen den europäischen Ländern bemühen.

Mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2019 in der Kategorie »Belletristik« wurde Anke Stelling für ihren Roman Schäfchen im Trockenen ausgezeichnet. Anhand ihrer Hauptfigur beschreibt Stelling die Ängste eines sozialen Abstiegs und die Folgen der Gentrifizierung. Aktuell ist das Buch bereits vergriffen, der Verlag kündigte aber weitere Auflagen an, um die Lieferbarkeit zu garantieren. Für das beste Sachbuch wurde Harald Jähner geehrt. Sein Buch Wolfszeit behandelt die Nachkriegszeit in Deutschland. Den Preis in der Kategorie »Übersetzung« erhielt Eva Ruth Wemme für ihre Übersetzung des rumänischen Romans Verlorener Morgen von Gabriela Adameşteanu.

Ein Wink in die digitale Zukunft: Zum ersten Mal wurde der digital publishing award im Rahmen der Leipziger Buchmesse verliehen. Der Award zeichnet herausragende Projekte digitaler Innovationen in der Verlagsbranche aus und wird vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützt. Die Gründer sind Daniel Lenz und Steffen Meier, die Herausgeber des digital publishing report sowie Digitalexperte Vedat Demirdöven. Die ersten Preisträger*innen sind Book Sprints (Book Sprints), We Audiobook You (Bookwire), Blood Sugar Lounge (Verlag Kirchheim), Content Blockchain (content-blockchain.org), Sound of Magic und Michaela Philipzen (Ullstein).

Leipziger Buchmesse im Livestream und Podcast

Natürlich konnten wir nicht alle Programmpunkte ansehen, die wir uns vorgenommen hatten. Umgeben von so vielen Büchern verflog die Zeit rasend schnell und zwischendurch musste einfach mal Pause sein, um sich überteuertes Messeessen zu kaufen und seinen Füßen etwas Entspannung zu gönnen. Praktisch ist, dass man zahlreiche Veranstaltungen der Leipziger Buchmesse als Audio Livestream verfolgen konnte. Diese stehen Interessierten unter https://voicerepublic.com/users/leipziger-buchmesse auch nach der Messe als Podcasts zur Verfügung. Erschöpft, aber glücklich machten wir uns schließlich am Ende des Tages auf die Heimreise und freuen uns jetzt schon auf die nächste Buchmesse.

Lena Kosakowski

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