Wer sich für Literatur und den Literaturmarkt interessiert und sich damit auseinandersetzt, ist in den letzten Tagen kaum an der Schlagzeile, dass der größte, deutsche Buchgroßhändler die Koch, Neff & Volckmar Gmbh (KNV) Insolvenz anmelden musste, vorbei gekommen. Die Verhandlungen der KNV-Gruppe mit einem möglichen Investor sind gescheitert. Nun steht eine der bedeutendsten Größen des deutschen Buchmarktes vor dem Aus. Für viele Literaturliebhaber*innen ist die KNV-Gruppe eine unbekannte Größe, denn meist operiert der Riese im Hintergrund des täglichen Buchgeschäfts. Seit 185 Jahren sorgt das Stuttgarter Unternehmen dafür, dass Buchhandlungen wie Thalia oder die Mayersche, aber auch die kleinen Buchhandlungen ums Eck, die Bücher zur Verfügung haben, die gerade gefragt sind. Egal ob Bestseller-Roman, Fachliteratur, Sach-, Hör- oder E-Books – eben alles, was es in einer Buchhandlung zu kaufen gibt – vertreibt KNV nach eigener Aussage. Und sicherlich hat den ein oder anderen der „Über-Nacht-Bestellservice“ durch die Schul- und Studienzeit begleitet. Wenn man mal wieder vergessen hatte sich rechtzeitig die Lektüre oder den Lektüreschlüssel für die Klausurvorbereitung zu bestellen, dann konnte die Dienstleistung der KNV-Gruppe einem das Leben retten.
Die Nachricht, dass ein so großes und altes Unternehmen insolvent geht, kam am Donnerstag, dem 14.02.2019 für viele Brancheninterne überraschend und sorgt für Unsicherheit. Wie geht es mit dem Buchhandel weiter? Wird es Lieferengpässe geben? Wird das Unternehmen weiterhin existieren? Sicher ist, dass im Buchmarkt nun einige Veränderungen bevorstehen, denn Libri und Umbreit, KNV’s deutschsprachige Konkurrenten, können das Pensum des Giganten, der über 1800 Mitarbeiter*innen beschäftigt, nicht komplett auffangen. 590.000 Artikel, KNV’s Barsortiment, lagern in den Hallen des Unternehmens in Erfurt und sind bereit zur Auslieferung. Durch die Insolvenz der KNV-Gruppe bricht somit fast die Hälfte des Barsortiments in Deutschland weg, was einen erheblichen Einfluss auf die Lieferung und Verfügbarkeit innerhalb des Buchmarktes haben wird. Das trifft auch die Kunden: Die beliebte Abholung am nächsten Tag, wird ohne die Lieferung der Artikel über Nacht, durch das eigene Logistik-Unternehmen der KNV, leider schwierig bis unmöglich.
Beeinflussen wird der Insolvenzantrag aber nicht nur die Buchhändler*innen und deren tägliches Geschäft, sondern auch die Verlage. Verträge hat die KNV-Gruppe mit bekannten Verlagen wie Suhrkamp, Piper oder dtv. Viele der Verlage haben bereits einen Lieferstopp veranlasst. Insbesondere die kleineren Verlage und Buchhandlungen bangen um ihre Zukunft. Auch die fast 2000 Mitarbeiter*innen blicken ins Ungewisse. Der Staat kommt laut Medienberichten zwar für die Personalkosten in den ersten drei Monaten auf, wie es danach weiter geht, ist jedoch noch ungeklärt.
Fest steht nur, dass die Insolvenz der KNV-Gruppe einen großen Einfluss auf viele Bereiche der Bücherbranche hat und einige gravierende Veränderungen bevor stehen. Inwieweit wir Verbraucher die Veränderungen mitbekommen werden, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Der „Über-Nacht-Bestellservice“ wird wir mir und bestimmt auch vielen anderen Literaturliebhaber*innen, Bücherwürmern und Buchhandlungsfreund*innen, sicherlich fehlen, wenn hierfür keine neue Lösung gefunden wird.
Lea Rindfleisch