Kein Weihnachten ohne Bücher! – Teil 2

Bild: pixabay

„Advent, Advent, ein Kerzlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier und schon steht das Christkind vor der Tür!“ Diesen Kinderreim hat wahrscheinlich jeder von uns schon mehrmals gehört, während wir voller Vorfreude auf Heiligabend gewartet haben. Je mehr Kerzen brennen, desto näher rückt Weihnachten. Doch kaum jemand weiß, woher die Tradition, Christis Geburt und das damit einhergehende Verteilen von Geschenken mit brennenden Kerzen anzukündigen, kommt.

Tatsächlich feiert der Adventskranz dieses Jahr seinen 180-jährigen Geburtstag. 1839 erfand der Theologe Johann Hinrich Wichern den Adventskranz. Damals noch ein Wagenrad, welches Wichern in dem Betsaal seines Waisenhauses aufhing, sollte die Konstruktion den Kindern das Warten auf Weihnachten verkürzen. Anstatt der heutzutage üblichen vier Kerzen befanden sich jedoch auch kleinere Kerzen für die Werktage auf dem Wagenkranz. Die etwas wohnzimmerfreundliche Variante aus Tannengrün mit nur vier Kerzen wurde erst knapp 100 Jahre später in Köln hergestellt.

Auf jeden Fall darf in den meisten Haushalten der Adventskranz als Teil der vorweihnachtlichen Vorfreude nicht fehlen. An diesem zweiten Advent hat die Digitur-Redaktion wieder einmal eine Menge Büchervorschläge zusammengesammelt, welche sich besonders gut bei Kerzenschein lesen lassen:

Lektüreempfehlung von Jannick Girguhn: „Schreckliche Gewalten“. Bild: Jannick Girguhn

„Was tun, wenn sich die eigene Mutter auf der Flucht befindet, nachdem sie sich nachts in einen Werwolf verwandelt und in „irre[r] Vernunft“ den schlafenden Vater zerfleischt hat? Die Zwillinge Iselin und Edvard beschließen, ihre eigenen Wege zu gehen: Während Iselin zusammen mit ihren Mitbewohnerinnen eine terroristische Vereinigung gründet, begibt sich Edvard gemeinsam mit seinem Freund Simon auf eine Reise durch die Sowjetunion. Edvards unbegründetes Ziel lautet Afghanistan. So weit, so absurd. Bis hierher, denn Jakob Nolte wartet in seinem zweiten Roman Schreckliche Gewalten mit vielen weiteren brutalen, aber vor allem aberwitzig komischen Gewalttätigkeiten auf. Das Abtauchen in diese düster-phantastische Welt bietet ein ungeheures Lesevergnügen, welches Noltes ausschweifender und unkonventioneller Erzählstil perfekt abrundet.“ (Matthes & Seitz Verlag 2017, 340 Seiten, 22 Euro)

 

Lektüreempfehlung von Nora Schulte: „Stolz und Vorurteil“ Bild: Nora Schulte

„Im Winter werde ich immer sentimental. Deswegen möchte ich euch einen Klassiker ans Herz legen. In Jane Austens wohl bekanntestem Roman Stolz und Vorurteil (von 1813) bringt die Autorin dem Leser das England Ende des 18. Jahrhunderts auf ironische wie auch romantische Weise näher. Neben mehr oder weniger glamourösen Bällen und zum Tanzen aufgelegten Gesellschaften, scheint es vor allem der niemals ruhen zu wollende Heiratsmarkt zu sein, der das Leben der Familien bestimmt. Liest man die Geschichte mit einem Auge für die ironische Porträtierung  der Frau dieser Zeit, so ist es der persönliche Reifeprozess der Protagonistin, Elisabeth Bennet, der die Feministinnen dieses Jahrhunderts stolz macht. Ihre immer wiederkehrenden Aufeinandertreffen mit Mr. Darcy machen das Buch aus.  Ihre Vorurteile und ihr Stolz halten die beiden kontroversen Charaktere davon ab, einander näher zu kommen. Zusätzlich zu der Liebesgeschichte macht auch die etwas altertümliche Sprache das Buch besonders lesenswert.“ (Penguin Verlag 2017, 640 Seiten, Taschenbuch 10,00 Euro; gebundenes Buch 24,90 Euro)

 

Lektüreempfehlung von Annika Vahle: „Eisige Tage“ Bild: Annika Vahle

„Wer in der kalten Jahreszeit einen literarischen Kontrast zum besinnlichen Weihnachtsfest sucht, sollte unbedingt Eisige Tage von Alex Pohl lesen. Bei der Ermittlung des Mordes an einem Anwalt stoßen die Kommissare Hanna Seiler und Milo Novic auf skandalträchtiges Material, welches verschwundene minderjährige Mädchen zeigt. Was hat der Anwalt zu verbergen? Schon bald befindet sich das eher aus Einzelkämpfern bestehende Duo immer tiefer in der Leipziger Unterwelt, in der ein Menschenleben nichts wert ist und man sich fragen muss, wie fest das organisierte Verbrechen in unserer Gesellschaft verankert ist. Selbst die Jüngsten spielen schon ein gefährliches Spiel, bei dem sie nicht nur ihr eigenes, sondern auch das Leben anderer riskieren. Gespickt mit Perspektivwechseln sowie Zeit- und Handlungssprüngen ist Pohls Auftakt einer neuen Krimireihe ein Muss für jeden, der Spannung liebt und auf der Suche nach einem Buch mit Suchtpotenzial ist.“ (Penguin 2019, 432 Seiten, 10 €)

 

Lektüreempfehlung von Julia Hübel: „Mieses Karma“ Bild: Julia Hübel

„Eine Geschichte, bei der die Protagonistin eines Tages im Körper eines Insektes aufwacht? Klingt sehr kafkaesk. Aber die Protagonistin heißt weder Gregor Samsa noch handelt es sich um reinen Zufall – Sie ist gestorben. Erwischt von einer russischen Raumsonde und wiedergeboren in einem Ameisenkörper, da sie zu viel schlechtes Karma in ihrem Leben als Kim Lange gesammelt hatte. Aber statt sich mit ihrem neuen Leben zufrieden zu geben, ist für sie klar: Sie will zurück zu ihrer Familie, und das wieder als Mensch, nicht als Ungeziefer. Egal wie viele Sprossen der Reinkarnation sie dafür erklimmen muss. Zugegeben, wer mit einer gewissen Albernheit nicht leben kann, sollte sich das Buch nicht anschaffen. Allen, die komischen Gegebenheiten und lustigen Wendungen sowie Safiers aberwitzigen Beschreibungen etwas abgewinnen können, kann ich den Roman jedoch wärmstens ans Herz legen.“ (Rowohlt Verlag 2007, 283 Seiten, 10 Euro)

 

Lektüreempfehlung von Julian Mawick: „Eddies Bastard“ Bild: Julian Mawick

„Eines Tages findet der alte Thomas Mann jr ein Körbchen mit einem Baby auf seiner maroden Veranda. Ausschließlich ein Zettel weist auf seine Identität hin:„Eddies Bastard“. Obwohl sich der alte Mann bereits wie jeden Vormittag im Whisky-Deliriums befindet, erkennt er seinen Enkel sofort. Zwar schafft er es kaum noch für sich selbst zu sorgen, beschließt jedoch den letzten Nachkommen der einst großen Mann-Familie bei sich aufzunehmen. Mit gebratener Mortadella und Geschichten über eine Straußenfarm, zieht er den kleinen Billy Mann in einem Haus voller Gespenster groß. In Eddies Bastard erzählt William Kowalski eine einfühlsame Coming-of-Age-Geschichte, die sich sowohl um Selbstfindung und Herkunft dreht, als auch das viel zu häufige Wegsehen unserer oberflächlichen Gesellschaft behandelt.“ (Bastei Lübbe, 477 Seiten, 8,90 Euro)

 

 

Lektüreempfehlung von Malin Zinke: „Das Silmarillion Bild: Malin Zinke

„Wie alt ist eigentlich Gandalf? Woher kommt Sauron? Und wohin segeln die Ringträger am Ende der Herr der Ringe-Trilogie? Wer sich nach der bekannten Buch- und Filmreihe solche Fragen stellt, sollte unbedingt Das Silmarillion – auch als das Alte Testament Mittelerdes bezeichnet – lesen. Es geht – wie so oft in großen Werken – um Liebe, Verrat, Krieg und Macht, das ewige Leben im Segensreich und die Sterblichkeit der Menschen. Dieses Epos ist zugegebenermaßen nichts für „mal eben zwischendurch“. Sich in den drei Zeitaltern, Handlungsorten, Elbengeschlechtern und der über Jahrtausende andauernden Fehde um die begehrten Silmaril-Steine zu verlieren, kann ebenso freudvoll wie frustrierend sein. Für alle die bei den Verwandtschaftsverhältnissen zwischen Feanor, Fingon, Finrod und Co. den Überblick verlieren, gibt es jedoch ausführliche Stammbäume im Anhang, die bis zu Tolkiens berühmten Figuren Elrond und Aragorn reichen. Die gebundene und illustrierte Ausgabe eignet sich dabei hervorragend als Weihnachtsgeschenk für Mittelerde-Fans.“ (Klett-Cotta, 589 Seiten, 27,00 Euro)

 

Die Redaktion von Digitur wünscht euch allen einen schönen Advent und wir hoffen, dass diese Empfehlungen euch die Vorweihnachtszeit versüßt.

 

 

 

 

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