Fundstück: „Fragebogen“

Viele Fragen, sortiert in elf Bögen. Quelle: Suhrkamp

Es ist ein schlankes Buch. Titel und Inhalt scheinen simpel. Auf den ersten Blick sind es einfach nur Fragen. Viele Fragen, unterteilt in Kategorien wie Geld, Liebe, Tod, Hoffnung. Fragen wie:

„Wem wären Sie lieber nie begegnet?“,

„Was tun Sie für Geld nicht?“ oder

„Lieben Sie jemand? Woraus schließen Sie das?“

In elf Fragebögen widmet sich Max Frisch den existentiellen Fragen des Lebens. Die Antworten überlässt er den Leser*innen. Dabei wird sehr schnell deutlich, dass sich hinter der scheinbaren Oberflächlichkeit eine Dimension befindet, die aufrütteln, anregen, zum Hinterfragen einladen soll.

Natürlich muss das Buch in seinem Kontext gesehen und gedacht werden. Der Fragebogen entstammt Frischs zweitem Tagebuch von 1966-1971. Damit ist evident, dass er als heterosexueller, weißer Cis-Mann sein eigenes Leben reflektiert, sich Gedanken macht um Finanzen, seine Beziehungen, Vaterschaft, die eigene Endlichkeit, Heimat. Dementsprechend sind nicht alle Fragen für alle Menschen gleichermaßen relevant und auch nicht darauf ausgerichtet. Diese Einschränkung tut dem Lektürevergnügen jedoch keinen Abbruch, sondern lädt im Gegenteil dazu ein, nicht nur für und mit sich, sondern vor allem mit anderen ins Gespräch zu kommen.

Der schweizerische Tausendsassa hätte am 15. Mai seinen 110. Geburtstag gefeiert. Neben seiner Tätigkeit als Dramatiker, Autor und Architekt war Max Frisch vor allem eines: Ein pointierter, scharfsinniger Denker, der nie damit aufgehört hat, gute und wichtige Fragen zu stellen. Die elf Bögen bieten eine Kostprobe.

Aufschlussreich, amüsant und spannend. Perfekt für einen Abend mit Freund*innen.

Das Buch ist auf der Webseite des Suhrkamp-Verlages für 8,00 Euro erhältlich.

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