Fundstück: „Bunny“ von Mona Awad

„Ein Fiebertraum“, „Mean Girls auf LSD“, „verstörend“. So beschreiben User:innen den Roman Bunny von Mona Awad auf Instagram und TikTok. Schneller kann man mich nicht überzeugen, ein Buch in die Hand zu nehmen.

„I love you, Bunny“

Samantha ist eine Außenseiterin an der fiktionalen Warren University. Die Eliteuni ist für ihren harten Auswahlprozess und experimentellen Zugang zum kreativen Schreiben berüchtigt. Ihre vier Kommilitoninnen bilden eine Clique, die Bunnys. Sie tragen sündhaft teure Kleidchen, umarmen einander theatralisch, finden die Kurzgeschichten der jeweils anderen so innovativ und nennen einander Bunny. Als die Bunnys Samantha zu einem ihrer geheimnisvollen smut salons einladen, glaubt diese noch an einen Scherz. Sie akzeptiert jedoch die Einladung und wird in die Bunny-Clique hineingesogen. Was dann geschieht, dehnt und sprengt die Realität so sehr, dass am Ende nicht mehr klar ist, was eigentlich passiert ist – und was nicht.

Der Roman „Bunny“ wurde hauptsächlich durch soziale Netzwerke populär. (Foto: Luca Gerke)

Literatur in den sozialen Medien

Ich finde Bunny nicht nur wegen seiner haarsträubenden Handlung so interessant, sondern auch, weil seine Präsentation im Internet zeigt, wie Literatur und soziale Medien miteinander verwoben sind. Populär wurde Bunny nämlich – wie soll es anders sein – auf TikTok. Während der Roman noch immer als „the weirdest book you’ll ever read“ angepriesen wird, sind andere User:innen längst dazu übergegangen, die Ästhetik des Romans einzufangen – Kerzen, Sommerkleidchen, pastellfarbene Pillen und wahlweise niedliche oder gruselige Kaninchen. Die Diskussion des Romans findet längst nicht mehr nur auf inhaltlicher, sondern auch auf visueller Ebene statt.

Auf einem Blog über Literatur und Digitales sollte es keine überraschende Feststellung sein, dass Algorithmen nicht nur bestimmen was wir kaufen, sondern auch was wir lesen. So froh ich auch bin, Bunny auf Instagram entdeckt zu haben, lässt mich die Frage nicht los, was ich lesen würde, wenn ich nicht ständig vom Algorithmus mit Buchempfehlungen gefüttert würde. Manchmal vermisse ich es, ganz unvoreingenommen in die Buchhandlung zu gehen und einfach die Bücher auszuwählen, die mich ansprechen.

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