Fundstück: Was wir von Sterbenden lernen können

„5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ (Bild: Elena Hesterkamp)

Stell dir vor: Du liegst im Sterben. Sicher, kein schöner Gedanke. Vermutlich würdest du dein Leben Revue passieren lassen. Vielleicht würde dir durch den Kopf schießen „ich wünschte, ich hätte dieses oder jenes gemacht.“ Doch in dem Moment wäre es zu spät. Was würde ich bereuen? Diese Frage sollten wir uns nicht erst am Ende stellen. Aber wir können von jenen lernen, die sich genau dort befinden: am Ende ihres Lebens. Mit ihrem Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ geht die australische Autorin Bronnie Ware dem nach.

Was bewegt Menschen vor dem Tod?

Ware hat acht Jahre lang als Palliativkrankenschwester gearbeitet, also Sterbende gepflegt und begleitet. Was bewegt Menschen kurz vor dem Tod? Auf welche Handlungen blicken sie mit Freude zurück, auf welche mit Bedauern? Was hätten sie anders gemacht? Die Autorin gibt uns keine Liste mit fünf Stichpunkten an die Hand. Sie erzählt Geschichten: von Grace, die sich nie getraut hat, unabhängig von ihrem Mann ihre Träume zu verwirklichen; von John, der zu viel Zeit mit Arbeit und zu wenig mit seiner Familie verbracht hat; von Josef, der sich nicht überwinden konnte, seine Gefühle zu zeigen; von Doris, die den Kontakt zu ihren Freunden verloren hat; und von Rosemary, die glaubte, sie verdiene kein Glück.

Die Autorin teilt aber auch ihre eigene Geschichte. Und die ist nicht so rosig wie das Buch-Cover. Ware hat nicht immer Sterbende gepflegt. Über zehn Jahre lang war sie Bankangestellte – ein Beruf, der ihr keine Erfüllung brachte. Nach dem Entschluss, ihr „altes“ Leben zu verlassen, hat sie an unterschiedlichen Orten gelebt und Geld mit verschiedenen Jobs verdient. Ihr Traum: als Sängerin und Musikerin zu arbeiten. Wir lernen eine willensstarke Frau kennen, die dem Glück hinterherjagt und es auch im Kleinen findet.

Buch gibt wertvolle Denkanstöße

Ich finde: Wares Schreibstil ist nicht außergewöhnlich, ihre Formulierungen wenig überraschend. Wer ein sprachlich überragendes Buch sucht, wird hier nicht fündig. Der Gewinn beim Lesen liegt klar in den Denkanstößen, der Wert des Buches in der Wirkung. Denn es fragt uns unweigerlich: Führe ich aktuell das Leben, das ich führen will? Damit wir nicht erst erkennen, was zählt, wenn es zu spät ist.

„5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ gibt es als Taschenbuch im Goldmann Verlag.

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