Ein krönender Abschluss – Alida Bremer liest aus „Korallenprinzessin“

Alida Bremers Lesung am Essener Campus war gut besucht. Gebannt lauschten die Gäste ihrem neuen Text. Bild: Digitur

Am 14.11. erhielten die Besucher*innen im Café der Evangelischen Studierendengemeinde am Essener Campus einen Einblick, der bisher nur wenigen Menschen vergönnt war. Alida Bremer, ihres Zeichens Schriftstellerin, Übersetzerin, Literaturwissenschaftlerin und einer der wichtigsten Stimmen der Kulturvermittlung zwischen Deutschland und Kroatien bzw. dem Balkan, las den Beginn ihres unveröffentlichten Romans Korallenprinzessin, mit dem sie es 2017 auf die Shortlist des Alfred-Döblin-Preises schaffte. An diesem Abend wurde sie von allen Beteiligten, die bei der Realisierung ihrer Projekte an der Universität Duisburg-Essen halfen, mit Lob überschüttet. Hört man sich bei den Studierenden um, vernimmt man ähnliche Lobeshymnen auf die engagierte Literaturfanatikerin.

An diesem Abend erfuhren die Zuhörer*innen von Bremer, dass ihr Roman sich über einen Zeitraum von einer Juliwoche im Jahr 1936 in der kroatischen Stadt Split abspielen und bereits im nächsten Jahr erscheinen werde. Die kroatisch-stämmige Autorin bleibt ihrer Herkunftsregion Dalmatien literarisch also weiterhin treu und verarbeitet für ihr neuestes Werk eine skurrile historische Begebenheit: In ihrem Roman nimmt sie drei deutsche Filmteams in den Blick, die sich in besagter Juliwoche im Auftrag des nationalsozialistischen Regimes parallel in Split aufhalten, um Filme zu drehen. Während dieser Dreharbeiten entsteht auch der titelgebende Film Die Korallenprinzessin. Doch das Produzieren von fiktionalen Filmen ist nicht der einzige Auftrag der deutschen Filmteams. Sie betätigen sich ebenfalls als Spione und kundschaften die militärische Absicherung der kroatischen Hafenstadt für eine zukünftige Invasion des NS-Regimes aus. Wie bereits in Bremers Debütroman Olivas Garten vermischt sich auch in Korallenprinzessin die mediterrane, sommerliche Atmosphäre Kroatiens mit der in der Luft liegenden Kriegsstimmung, die die faschistischen Strömungen an die idyllische Adriaküste spülen.

Wer Alida Bremer einmal beim Sprechen und Lesen erleben konnte, bemerkt, dass ihr ironischer, leicht heiterer Erzählton nicht nur ihr Werk, sondern auch die Persönlichkeit der Autorin widerspiegelt. Ihr gelingt es, auch durch ihre lebensbejahende Ausstrahlung, die für Dalmatien typisch zu sein scheint, die Zuhörer*innen bereits nach wenigen Sätzen nach Split zu versetzen, durch dessen nasse Steingassen sie ihre Figuren treiben lässt. Eng verknüpft mit ihrer Person ist zudem ihre bescheidene Art, die während ihrer Lesungen als Poet in Residence immer wieder zum Vorschein kam. So auch an diesem Abend, als sie sich bei allen Beteiligten dafür bedankte, dass sie die Möglichkeit erhalten hatte, das Projekt Eine Uni – Ein Buch und die Poet-in-Residence-Veranstaltungen mitzugestalten und für diese ausgewählt worden zu sein. Besonderes Lob richtete sie speziell an die Studierenden, die an ihrer Schreibwerkstatt teilnahmen. Sie sei von den kreativen Potentialen der Studierenden gleichermaßen überrascht als auch schockiert gewesen, da Bremer ihre eigene Kreativität von ihnen übertroffen sah. Die während der Schreibwerkstatt gesammelten Erfahrungen seien für Bremer mit Sicherheit einer der schönsten Erlebnisse dieser Zeit gewesen.

Im Anschluss an die Lesung und zum Abschluss des Projekts Eine Uni – ein Buch wurden die acht Gewinner*innen des Fotowettbewerbs, bei dem das Thema Distanz im Mittelpunkt stand, gekürt. Der Fotowettbewerb wurde von der organisatorischen Leitung des Projekts ins Leben gerufen – insgesamt 42 Menschen folgten diesem Aufruf. Die Fotos der ersten Achtplatzierten werden demnächst in den Universitätsbibliotheken von Essen und Duisburg ausgestellt. Aber auch diejenigen, die sich nicht in den Top Acht wiederfanden, gingen nicht leer aus. Alle anwesenden Teilnehmer*innen erhielten als Dank für ihre Einsendungen ein Fotobuch, in dem alle Einreichungen des Wettbewerbs abgedruckt wurden.

Nachdem der offizielle Teil des Abends abgeschlossen war, lud die gemütliche Stimmung im Café die Anwesenden noch dazu ein, sich bei kroatischen Oliven und einem Glas Sekt über die Lesung und die eingereichten Fotos auszutauschen. Ein insgesamt liebevoll gestalteter Abend (mit zahlreichen Blümchen), der dem Projekt Eine Uni – Ein Buch und der Veranstaltungsreihe Poet in Residence einen würdigen Abschluss verlieh.

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