Der achtjährige Tom hat einen Tumor im Kopf, er wird bald sterben. Roger Willemsen sitzt am Krankenbett des Jungen und fragt ihn, wohin er gern reisen würde. Tom antwortet: „Ans Ende der Welt.“ Also reisen sie gemeinsam, in Gedanken, an Orte, die der Junge nie mehr sehen wird.
Diese Geschichte bildet die Initialzündung für die folgenden Reisen. Der Ich-Erzähler steckt sich die äußersten geographischen Eckpunkte ab, von Patagonien über den Nordpol, von Island bis nach Südafrika, von der Eifel bis nach Tonga, auf der Suche nach dem Ende der Welt, nach dem Sinn, nach dem Ende altbekannter Ordnung und dem „Und was kommt dann?“.
22 Reiseerzählungen sind in diesem Buch zusammengefasst. 22 Erzählungen, die ganz persönliche Eindrücke liefern über die Endpunkte dieser Welt und wie wir sie wahrnehmen, was sie ausmachen. Wir lernen, dass ein Endpunkt nicht nur geographisch gekennzeichnet sein muss, dass auch ein Bordell in Bangkok, ein Bett ins Minsk oder eine Behörde im Kongo das Ende der Welt bedeuten können.
„Da war es vier Uhr früh, alles schlief, und ich tappte durch die Gänge. Um halb sieben Uhr fiel mir eine Frau aus dem Aufzug entgegen, betäubt von Insektenspray. Ich hielt sie kurz im Arm. Glücklich fühlten wir uns beide nur, weil das Insektenspray so stark war. ›In dieser Gegend‹, sagte sie, ›entwickeln sich alle Dinge dramatisch.‹«
Roger Willemsen malt in diesen kurzen Sequenzen Sprachbilder, sorgt dafür, dass ich mir den Geruch in diesem Krankenzimmer, die Luft am Nordpol und die Wärme auf Tonga vorstellen kann, fast filmisch führt er durch die abgelegenen Ecken der Welt und an Orte, die vielleicht auch nicht der erste Anlaufpunkt für die Urlaubsplanung auf der Weltkarte wären. „Die Enden der Welt“ ist sehr bereichernd, kurzweilig und eine Empfehlung für alle, die etwas Besonderes suchen.
Rheinländerin mit Leib und Seele. Professionelle Quasselstrippe, Schokoladenabhängige und Kaffeeliebhaberin. Kann sehr gut über Dinge fallen, über Loriot fachsimpeln und lange schlafen.