Der berühmteste Gedankenstrich der Literaturgeschichte – die Marquise von O… zu Gast in Oberhausen. In Kleists Novelle wird eine Frau gehobenen Standes ohne ihr Wissen schwanger und sucht, verstoßen von ihrer Familie, den Vater ihres Kindes, um ihn zu heiraten.
Zwischen Schauspiel und Lesung – das Theater Oberhausen verbindet in Heinrich von Kleists Die Marquise von O… Weltliteratur, Theaterdarstellung und Musik. Die musikalische Lesung unter der Regie von Florian Fiedler findet in der St. Marienkirche in Oberhausen statt. Die Marienkirche ist als Aufführungsort bewusst gewählt. Sie bietet eine außergewöhnliche Akustik und die mystische Atmosphäre stellt einen direkten Bezug zur unbefleckten Empfängnis her.
Das Theater Oberhausen bezeichnet seine Darstellung als
„Ein[en] verletzte[n], wütende[n] Monolog gegen die Doppelmoral einer Gesellschaft, die, wenn sie von Besinnung auf Werte spricht, eigentlich gar nicht weiß, auf welche.“
Die Besonderheit liegt in der Verkörperung aller Figuren durch die Schauspielerin Ronja Oppelt. Sie wird ausschließlich von der musikalischen Begleitung Martin Engelbachs unterstützt. Die Schauspielerin spricht ihr Publikum direkt an, bezieht es mit ein und entwickelt so eine ganz spezielle Dynamik, die die Zuschauer begeistert.
Die musikalische Untermalung ist vielfältig – vom intensiven Orgelklang über anhaltende ruhige, liebliche Klaviermusik bis hin zu jazziger Gitarre. Das akustische Spektrum ist breit gefächert und stets passend zur Stimmung eingebaut. Gerahmt wird das Stück durch den Gesang der Darstellerin; den Einstieg in die erste Szene begleitet Feeling Good von Michael Bublé. Gegen Ende singt sie ein Medley aus Songs wie I will always love you (Whitney Houston) und Rape me (Nirvana) – Stücke über die Abhängigkeit in der Liebe.
Ich Vergleich mit der geringen Anzahl von Schauspielern ist die Kostümgestaltung so opulent und unterschiedlich wie vielfältig. Das Kostüm steigert sich von einem schlichten schwarzen Jumpsuit, mit dem Ronja Oppelt die Figur der Marquise einleitet, über ein aufblasbares Bienenkostüm. Die Schauspielerin selbst bezeichnet sich darin als „Elefant im Raum“ und lässt den Zuschauer über ihre eingeschränkte Bewegungsfreiheit schmunzeln. Die Biene verdeutlicht durch ihren Stachel aber auch die Wehrhaftigkeit der Frau. In der Schlussszene trägt die Marquise Jumpsuit, Bienenkostüm und Brautkleid übereinander um ihre Entwicklung zu verdeutlichen. Ergänzt wird das Hochzeitskleid durch eine MP5, eine Maschinenpistole, welche die Marquise auf den Kirchgang richtet.
Mit der Schlussszene positioniert sich das Theater Oberhausen eindeutig für starke Frauen und gegen Missbrauch.
Eine weitere Vorstellung findet am 19.02.20, um 19:30 Uhr in der St. Marienkirche in Oberhausen statt.
Die Zugezogene aus der Region zwischen Münsterland und Kohlenpott fühlt sich in beiden Umgebungen heimisch. Ihre Lesevorlieben sind vielfältiger Art; neben Geschichten von Sir Arthur Cannen Doyle’s Sherlock Holmes stehen die Jane Austen Klassiker und Fantasyromane. Hat Sie ihre Nase nicht in einem Buch, treibt sie gerne Sport, am liebsten im Team, oder trifft sich auf ein oder zwei Kaffee mit Freunden in der Stadt.