Sehr bekannt, viel diskutiert: der Berliner Stand-Up Comedian und, wie er des Öfteren (ironisch) betont, Beststellerautor Felix Lobrecht. Seine Aussagen haben schon das ein oder andere Mal Einzug in Seminargespräche gefunden und wurden von meinen Kommiliton*innen begeistert diskutiert – insbesondere die Themen, die er mit seinem Kollegen Tommi Schmitt in dem erfolgreichen Podcast Gemischtes Hack jeden Mittwoch auf Spotify diskutiert. Auch ich oute mich hiermit als Fan des Podcasts und des trockenen sowie reduzierten Humors, den Felix Lobrecht auf die Bühne bringt. Die fehlende Political Correctness in seinem Programm ist in einer Welt, in der man immer aufpassen muss zu gendern und niemandem auf die Füße zu treten mit dem was man sagt doch sehr erfrischend. Jetzt hat er seinen Roman Sonne und Beton (Ullstein fünf) als Hörbuch veröffentlicht – erneut sehr erfolgreich. Eingesprochen hat er das Hörbuch selbst und mich damit immer wieder verwirrt.
2017 kam Sonne und Beton auf den Markt und zeigte Berlin Neukölln-Gropiusstadt ganz ungefiltert. Viele Schimpfwörter, viele Drogen, viel Gewalt und wenig Schule. Dafür widerum Unmengen an familiären Problemen. Angelehnt ist der Plot an das Leben, mit dem Lobrecht in seiner Kindheit und Jugend konfrontiert war. Ich muss gestehen, dass ich das Buch nicht gelesen habe – neben dem ganzen Stoff, den man für die Uni lesen muss, lernen, arbeiten, Haushalt, usw. hatte ich irgendwie nicht die Lust noch mehr zu lesen. Da kam mir das Hörbuch ganz gelegen. Schon kurz nach der Veröffentlichung bei dem weltweit bekannten Musikstreamingdienst mit dem grünen Logo (Spotify), habe ich in Sonne und Beton reingehört.
Es geht um Lukas, der genau wie Lobrecht in Berlin aufwächst. Er geht auf eine Problemschule in einem Problemviertel. Hier ist man als Deutscher der Ausländer. Die Sprache, die Lobrecht wählt, ist charaktergebend für das Buch, das Hörbuch und auch für die Problembezirke, nicht nur die in Berlin. „Alter“, „bekackt“, „ficken“, „scheiß“ – Standardwortschatz von Lukas und seinen Freunden. Deutlich wird dies schon im ersten Satz des Romans. Normalerweise mag ich Bücher aus der Ich-Perspektive, die so authentisch sind, dass sogar die Sprache bis ins kleinste Detail auf die Figuren angepasst ist. Manche Szenen in Sonne und Beton sind brutal, auch die Sprache ist roh und zeigt Leser*innen, deren Realität eine ganz andere ist, wie hart es sein kann, ohne Privilegien groß zu werden.
Ich wünschte, ich hätte mir mehr ausdenken müssen.
Felix Lobrecht
Der erste Satz des Klappentexts. Die Jugend von Lukas ist nicht leicht und auch Lobrechts Jugend war mehr eine Serpentine als eine Gerade. Ich glaube genau das ist der Aspekt, der mich beim Hören so verwirrt hat. Die vielen Parallelen zwischen Lukas‘ Leben und Felix Lobrechts Biographie, vor allem in Kombination mit seiner Stimme. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich vorab zu wenig mit dem Buch beschäftigt habe und immer nur gehört und gelesen habe, dass es so viele Parallelen zwischen Protagonist und Autor gibt. Aber die Tatsache, dass der Autor sein eigenes Buch liest, hat mich immer wieder aus der Geschichte katapultiert. Die Story des Romans und das Leben des Autors haben bekannterweise so viel gemeinsam, dass es für mich fast unmöglich war, Lukas und Felix zu unterscheiden – zumindest beim Hören.
Ob die beiden beim Lesen für mich auch so eine Symbiose eingehen, kann ich nicht sagen – noch nicht, denn ich habe mir fest vorgenommen, das Buch noch zu lesen.