Vor zwei Wochen haben wir euch die Hörbuchserie DALI – Das allerletzte Interview vorgestellt. Für ihr Erstlingswerk wurde Visa Vie mit dem Deutschen Podcast Preis ausgezeichnet. Wie sich das Leben zwischen Moderationsjob, neuer Podcast-Realisation und Buch-Ideen als preisgekrönte Autorin anfühlt, erzählt sie im Digitur-Interview. Ein paar Hör- und Lesetipps gegen die Corona-Langeweile hat sie uns auch noch verraten – aber Vorsicht, nicht, dass ihr demnächst auch nach Monstern unterm Bett Ausschau haltet.
Digitur: Hey Visa Vie, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst und zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Deutschen Podcast Preises in der Kategorie „Bestes Skript/Beste Autorin“!
Visa Vie: Viiieeeeeelen Dank <3
Digitur: Auch wenn der Kategorie-Name schon zeigt, dass die beiden Elemente kaum voneinander getrennt bewertet werden können: Über welches Attribut freust du dich mehr, das des besten Skriptes oder das der besten Autorin?
Visa Vie: Der Fakt, dass ich jetzt durch die Welt laufen und von mir behaupten kann, eine ‚preisgekrönte Autorin‘ zu sein, ist schon so absurd, dass ich mich darüber am meisten freue. Ich habe mich bis vor Kurzem noch nicht mal wirklich getraut, mich überhaupt als Autorin zu bezeichnen, weil man sich das in meinen Augen erstmal verdienen sollte, umso großartiger fühlt sich das jetzt an!
Digitur: Was war denn zuerst da, die Story-Idee oder der Wunsch etwas selbst Geschriebenes zu veröffentlichen?
Visa Vie: Zweiteres. Ich träume schon seit 15 Jahren davon ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen, dass es dann ein Hörbuch wird, inhaltlich angelehnt an meine Karriere, die ich statt des Schreibens eingeschlagen habe, hätte ich aber nicht geahnt. Die Story-Idee entstand auch mehr oder weniger aus der Not heraus, mit Spotify ein noch nicht dagewesenes Format zu produzieren, dass meine beiden Lieblingsthemen vereint: Rap & Crime.
„DALI ist eine Hörbuchserie“
Digitur: Veröffentlicht wurden die drei Staffeln „Das allerletzte Interview“ auf Spotify als Crime-Story. Gewonnen hast du damit den Deutschen Podcast Preis und viele Hörerinnen und Hörer feiern dein spannendes Hörbuch. – Als was würdest du DALI denn selbst bezeichnen und war es von Beginn an als auditives Medium geplant?
Visa Vie: Für mich ist es, wenn man es ganz genau nimmt, eine Hörbuchserie. So richtig gab es das in der Form ja vorher auch noch nicht. Natürlich kein klassischer Podcast in dem Sinne, aber man kann DALI trotzdem ähnlich konsumieren. Es war aber von Anfang an klar, dass es die Story nur zum Hören geben wird. Ich habe mich mittlerweile auch trotz einiger Verlagsangebote gegen eine nachträgliche Buchveröffentlichung entschieden. Maximal in ganz kleiner Auflage, für die DALI-Ultras ;). Aber ansonsten bleibt es erstmal ein reines Hörerlebnis.
Digitur: Wer dir auf deinen Social-Media-Kanälen folgt, weiß, dass du ein großer John Niven Fan bist. Der irische Schriftsteller hat selbst 10 Jahre im Musikbusiness gearbeitet und schreibt nun hauptsächlich Romane. Auch du warst lange als Moderation von 16bars.de im Deutschrap-Kosmos zu Hause und bist es mit deiner wöchentlichen Sendung auf Radio Fritz immer noch. Man bekommt jedoch den Eindruck, dass du dich zunehmend auch anderen Dingen widmest. Dürfen wir uns zukünftig also auch auf Geschichten von dir freuen, die man sich in das eigene Bücherregal stellen kann?
Visa Vie: Defintiv! Ich spüre wie ich mich immer mehr vom Moderieren löse und zum Schriftsteller-Dasein hingezogen fühle. Meine Radiosendung werde ich zwar behalten, dafür brenne ich nach wie vor, aber das auf der Bühne oder vor der Kamera stehen reizt mich nicht mehr so wie das Schreiben. Mein allergrößter Wunsch ist es natürlich, irgendwann ein richtiges Buch zu veröffentlichen. Die Story steht, ich muss sie nur schreiben und den perfekten Verlag finden!
„Ich kann kaum abwarten, meine morbide Phantasie wieder mit der Welt zu teilen“
Digitur: Und bis dahin…stehen vielleicht noch weitere Podcasts an? Wie wäre die Machart deines nächsten Podcasts und welche Formate findest du selbst als Hörerin interessant?
Visa Vie: Ich bin gerade dabei einen neuen Podcast zu realisieren, in dem es auch um von mir verfasste Geschichten geht. Ich kann dazu leider noch nicht so viel verraten, aber hoffe sehr, dass es nicht mehr so lange dauert. Der dritte Teil von DALI ist jetzt auch schon wieder fast 5 Monate alt und ich kann kaum abwarten, meine morbide Phantasie wieder mit der Welt zu teilen. Ich habe das Gefühl, dass es da zum Glück ein paar Hörer*innen ähnlich geht. Ich selbst höre aber auch gerne die üblichen ‚Laber-Podcasts‘, darin sehe ich mich aber eher nicht so. Komplett hängen geblieben bin ich allerdings auf allen möglichen True-Crime-Formaten. Sowas könnte ich mir den ganzen Tag anhören, was für die geistige Gesundheit aber nicht immer allzu klug ist. Die Schlafzimmertür abschließen und unters Bett gucken vor dem Schlafengehen ist bei mir glaube ich eine Nebenwirkung von zu vielen Crime-Podcasts.
Digitur: Der Bestseller-Ratgeber, die oscarprämierte Romanverfilmung oder das Lieblingsbuch einer ganzen Generation…welches Buch hättest du gerne selbst geschrieben? Und gibt es ein Buch, dass dich schon lange ‚begleitet‘, das du immer wieder lesen kannst?
Visa Vie: Ratgeber les ich selten bis gar nicht und kann mir erst recht nicht vorstellen einen zu schreiben. Aber die anderen beiden Varianten klingen doch sehr verlockend. Lieblingsbuch einer ganzen Generation wäre natürlich der heilige Gral für mich. Meine größte Inspiration in Sachen Literatur ist wie schon angesprochen John Niven. „Kill your friends“ und „Gott bewahre“ haben mich wirklich sehr geprägt, sowohl was das Schreiben, aber eben auch den Geschmack als Leserin betrifft. Ich suche seitdem verzweifelt nach Autor*innen die ihm was die Düsterkeit, die explizite Sprache, die unterschwellige Gesellschaftskritik und dem Spannungsaufbau das Wasser reichen können, damit ich nicht immer dieselben sechs Niven-Bücher lesen muss, aber bislang hab ich noch niemanden gefunden. Es gibt aber natürlich in anderen Genres Schriftsteller*innen und Bücher, die ich sehr abfeiere.
Digitur: Dann kannst du unseren Leserinnern und Lesern zum Schluss ja vielleicht noch ein paar Tipps gegen die Corona-Langweile geben.
Visa Vie: Podcasts: Mordlust, Zeit Verbrechen, Die Zeichen des Todes, Verbrechen von Nebenan, Die Spur der Täter, Christin und ihre Mörder, Mord auf Ex, Drage, Crime Junkie… Oder DAS ALLERLETZTE INTERVIEW 😉
Bücher: (Fast) ALLES von John Niven (aber in der richtigen Reihenfolge – Erst „Kill your friends“, dann „Gott bewahre“, dann „Kill ´em all“, dann den Rest!) – Ferdinand von Schirach: „Verbrechen“, „Schuld“, „Strafe“ – Dany Sugerman: „Wonderland Avenue“ – Mitch Albom: „Dienstags bei Morrie“ – und ALLES von Hermann Hesse, das geht immer!