Mein liebster Feind: Ursula

„I admit that in the past I’ve been a nasty
They weren’t kidding when they called me, well, a witch
But you’ll find that nowadays
I’ve mended all my ways
Repented, seen the light, and made a switch
True? Yes!
And I fortunately know a little magic
It’s a talent that I always have possessed
And here lately, please don’t laugh
I use it on behalf
Of the miserable, the lonely, and depressed“ („Poor Unfortunate Souls“, 1997)

Quelle: Louisa Schückens

Es gibt böse Charaktere, die in ihrer Empathielosigkeit, ihrer Schärfe und ihrem Hass schlicht abstoßend sind. Sie sind flach, einseitig, erwecken nicht einen Hauch Sympathie. Sie sind Schlächter. Ursula ist anders. Ursula ist wuchtig, fast matronenhaft, trägt roten Lippenstift und lange Wimpern. Sie ist eine Diva. Ursula kann mit überbordendem Charme um sich werfen, wenn sie das möchte.

Ursula ist mächtig. In „Arielle, die Meerjungfrau“ ist sie der Antagonist, die Gegenfigur zu Triton, dem Vater von Arielle. Sie ist eine Meereshexe, hat einen menschlichen Oberkörper und den Unterleib eines Kraken. Ursula lebt in einer weitläufigen Höhle außerhalb von Atlantika. In der Verfilmung wird nicht explizit deutlich, warum sie Triton so extrem feindselig gegenübersteht. Zentral ist, dass sie nach seinem Dreizack giert, um die Herrschaft über ganz Atlantika übernehmen zu können. Begleitet wird sie von zwei Muränen, Flotsam und Jetsam, die ihr als verlängerter Arm und Spionageeinheit dienen. Im Laufe der Handlung versucht sie, Arielles Seele für sich zu verhaften, um Triton mit der Gefangenschaft seiner Tochter erpressbar zu machen.

Ursula weiss um Arielles Großherzigkeit und Liebe zu ihrem Vater. Sie weiss aber auch, dass die Prinzessin sich in einen Menschen verliebt hat, eine Konstellation, die der König aus mehreren Gründen nicht gutheißen kann. So stellt sie im Austausch für Arielles Stimme in Aussicht, die Königstochter für drei Tage in einen Menschen zu verwandeln, damit sie Prinz Erik für sich gewinnen kann.

Die Tatsache, dass Ursula Arielles Stimme möchte, lässt auf die Komplexität der Figur schließen. Arielle besitzt etwas, das Ursula selbst mit Magie nur eingeschränkt erreichen kann: Jugend, Schönheit. Ursula weiss auch, dass äußerliche Schönheit vergänglich ist, die Stimme aber, eine helle, weibliche, jung anmutende Stimme, die bleibt. Ursulas eigene Stimme ist tief, schallend, fast als männlich zu lesen. Zusammen mit ihrem sehr einnehmenden Erscheinungsbild, den nachgezogenen Brauen, dem kurzen, weißen Haar und dem großen Mund wirkt sie einschüchternd und bedrohlich. Um diese Wirkung zu reduzieren, bedarf es einer Stimme, die das Äußere in den Hintergrund treten lässt.

Ursula ist intelligent und weiß um ihre Schwächen. Natürlich ist sie auch getrieben von Rachsucht, von Neid und Gier. Aber mit ihrem schulterfreien Kleid, dem weißen Haar und dem roten Lippenstift hat sie bei all dem einfach wahnsinnig viel Stil. Und wenn schon böse, dann zumindest als Diva, nicht wahr?

 

 

 

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