Das Ruhrgebiet ist ein beliebter Schauplatz in der Literatur. Zeche Zollverein, die Bochumer Innenstadt oder die Villa Hügel sind nur drei von zahlreichen Orten in der Ruhrgebietsliteratur. Die Literaturkarte.Ruhr bietet online eine Übersicht und einen Zugang zur Literatur des Ruhrgebiets. „Sie ist eine (geo-)graphische Darstellung von Orten und ihren Geschichten, die im Ruhrgebiet untrennbar miteinander verknüpft sind“, sagt Leonie Hohmann aus dem Team der Literaturkarte.Ruhr.
Das Prinzip der Literaturkarte.Ruhr ist einfach: Auf der Webseite können sich Nutzer*innen nicht nur über verschiedene literarische Orte innerhalb des Ruhrgebiets informieren, sondern auch selbst aktiv werden und die Karte ergänzen. Die User*innen können hierbei nach verschiedenen, für das Ruhrgebiet relevanten Zeitabschnitten (Ruhrkampf, Strukturwandel, Kulturhauptstadtjahr) und den Kategorien Schauplatz, Autor und Institution sortieren. Die literarischen Orte werden Marker genannt und enthalten nicht nur berühmte Schauplätze und Werke der Ruhrgebietsliteratur, sondern auch teils vergessene Literatur. Klickt man auf einen Marker, gibt es genauere Informationen zum Ort, dem literarischen Werk, dem*der Autor*in und/oder der Institution. Die Webseite steht allen offen und Nutzer*innen können so den literarischen Gehalt der eigenen Nachbarschaft entdecken und Ruhrgebietsliteratur online erleben. Haben sie einen eigenen Vorschlag, kann dieser per Mail mit allen wichtigen Informationen an das Team geschickt werden.
Entstanden ist die Literaturkarte.Ruhr im Wintersemester 2015/16 innerhalb eines Seminars für Komparatistik-Studierende an der Ruhr-Universität Bochum. 13 Studierende schrieben gemeinsam mit ihrer Dozentin Dr. Stephanie Heimgartner an dem Konzept für die Literaturkarte.Ruhr. Gestartet ist die Literaturkarte mit 200 Markern. Bald wird der 350. Marker veröffentlicht. Bis heute setzen sieben Seminar-Teilnehmer*innen die redaktionelle Arbeit an der Literaturkarte.Ruhr fort und generieren stetig neue Inhalte.
„Der Großteil der Marker kommt aus unserer Redaktion, wir erhalten jedoch auch immer wieder interessante Vorschläge von unseren Nutzer*innen. Auch unser Netzwerk ist stetig mitgewachsen. So konnten wir zum Beispiel einen literarischen Rundgang durch die Bochumer Innenstadt anbieten, der im Rahmen des freien Kulturfestivals Bo-Biennale stattfand und großen Anklang gefunden hat“, sagt Leonie Hohmann. Über Twitter, Instagram und Facebook werden außerdem regelmäßig neue Marker und Neuigkeiten der Literaturkarte.Ruhr verkündet.
Der wohl berühmteste Schauplatz der Literaturkarte.Ruhr ist die Zeche Zollverein. Hier spielt ein Roman aus dem Jahr 2014, den der Amerikaner Anthony Doerr geschrieben hat. In Alles Licht, das wir nicht sehen wird die Geschichte zweier Jugendlicher in Essen und Paris während des zweiten Weltkriegs erzählt. Anthony Doerr erhielt für den Roman den Pulitzer-Preis für Belletristik. „Den Tipp zu diesem Roman haben wir von einer Nutzerin erhalten“, erzählt Hohmann.
Wie Digitur bereits berichtet hat, erschien im Januar im Klartext-Verlag der Freizeitführer Literarische Orte im Ruhrgebiet. Wegweiser zu Schauplätzen der Literatur. „Während unsere Online-Karte mehr zum Stöbern von zu Hause aus gedacht ist, geht unser Freizeitführer raus an die frische Luft und lädt die Lesenden ein, selbst Schauplätze der Literatur im Ruhrgebiet zu besuchen.“ Der Freizeitführer umfasst 31 spannende Ziele. Am Denstag, 19. März 19, findet um 20 Uhr in der Bochumer Buchhandlung Mirhoff & Fischer die erste Lesung zum Literaturführer statt.
In diesem Monat steht beim Team der Literaturkarte.Ruhr die Nachwuchssuche auf dem Programm. „Dafür bieten wir für Komparatistik-Studierende der Ruhr-Universität Bochum ein Seminar an, in dem sie viel über Literaturkartographie und die redaktionelle Arbeit an der Literaturkarte.Ruhr lernen“, so Hohmann.
Am Freitag, 8. März 2019, laden sie außerdem alle Freund*innen der Ruhrgebietsliteratur zum Vortragsnachmittag „Das Ruhrgebiet in Anthologien“ an die Ruhr-Universität ein. Der Eintritt ist frei, alle Infos gibt es in einem Facebook-Event.
Und wie definiert das Team die Literaturkarte in eigenen Worten? „Die Literaturkarte.Ruhr ist unser Herzensprojekt, das wir aus der Taufe gehoben haben und das wir mit viel Herzblut weiterhin begleiten. Inzwischen ist die Karte erwachsen geworden und bietet eine exklusive und umfassende Möglichkeit, Ruhrgebiets-Literatur zu erfahren. Das macht uns stolz.“
Die Literaturkarte.Ruhr schafft es also Literatur auch online sichtbar zu machen, sie dort neu zu entdecken und gleichzeitig Orte des Ruhrgebiets mit anderen Augen zu sehen.
Isabel Grabow
______
Der Freizeitführer:
Behrendt u.a.: Literarische Orte im Ruhrgebiet. Wegweiser zu Schauplätzen der Literatur. Klartext Verlag 2019. 144 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen. 16,95 €.