Kein Weihnachten ohne Bücher! Teil 3

Der dritte Advent ist der vorletzte Sonntag der christlichen Adventszeit. Bild: CCO pixabay

So langsam wird es eng: Bis Weihnachten ist es nicht mehr weit. Die dritte Kerze am Adventskranz wird angezündet, mehr als die Hälfte der Türchen vom Adventskalender sind geöffnet und es werden letzte Runden über den Weihnachtsmarkt gedreht. In vielen Großstädten steht an diesem Wochenende außerdem die Vergrößerung des ökonomischen Gewinns auf dem Plan. Denn der dritte Advent bedeutet besonders in Nordrhein-Westfalen auch verkaufsoffener Sonntag. Für beide Seiten sicherlich von Vorteil: Die Unternehmen erzielen Profit, während all diejenigen, die bisher noch keine Zeit hatten, den freien Tag nutzen können, um Geschenke für das Fest zu kaufen oder anderweitige Weihnachtsbesorgungen zu erledigen. Verkaufsoffene Sonntage stellen sich daher besonders in der Adventszeit zu einem Phänomen des Konsumrauschs heraus. Es wird gekauft ohne Ende – aber was davon wird wirklich benötigt? Sicher, lang gehegte Wünsche wollen erfüllt werden. Wer in literarischer Hinsicht noch nicht weiß, was verschenkt werden könnte, findet hier die nächsten vier Buchempfehlungen aus unserer Redaktion – wie immer bunt gemischt!

Lektüreempfehlung von Niklas Ruddigkeit: „Der goldene Handschuh“. Bild: Niklas Ruddigkeit

„Hamburg, St. Pauli: In der Unterwelt des Kiez ist die Luft von permanenten Zigarettenqualm vernebelt, Suff und Verwahrlosung an der Tagesordnung. Die Kneipen wie der Goldene Handschuh sind eigentlich Abbruchquartiere für die Gestrandeten der Stadt. In dieser trostlosen Welt ist Fritz Honka einer von vielen. Und doch ist er anders. Als er versucht, eine Frau aus dem Goldenen Handschuh näher kennenzulernen, eskaliert die Situation. Die Verzweiflung führt Fritz Honka soweit, dass er als grausamer Frauenmörder in die deutsche Geschichte eingeht. Heinz Strunk nimmt uns in Der goldene Handschuh mit in diese kaputte Welt. Er lässt uns an den grausamen Taten Honkas teilhaben. Ein faszinierend unheimlicher Roman, der Facetten aufzeigt, die man kaum glauben kann. Ein erbarmungsloses Buch, das zu keiner Stelle herablassend ist.“ (Rowohlt Taschenbuch Verlag 2016, 254 Seiten, 11 Euro)

 

Lektüreempfehlung von Joanna Meißner: „Mit der Faust in die Welt schlagen“. Bild: Joanna Meißner

„Meine Empfehlung für die kalte und vielleicht auch trostlose Winterzeit ist der Debütroman Mit der Faust in die Welt schlagen von Lukas Rietzschel. Dieser beschreibt, wie die zwei Brüder Philipp und Tobias in einer Provinz im Osten aufwachsen und durch ihr soziales Umfeld scheinbar unweigerlich zu Wutbürgern heranwachsen. Die Beziehung der Eltern scheitert ebenso wie das geschwisterliche Verhältnis zwischen den ambivalenten Brüdern. Die drohende Perspektivlosigkeit treibt die Familie auseinander. Der Roman ist unterteilt in drei Lebensabschnitten der Brüder. Dabei wird ihre Entwicklung von der Einschulung bis zum Einstieg in das Berufsleben skizziert. Der Roman ermöglicht einen Eindruck von Wut und Ohnmacht, bietet dabei jedoch bewusst keine Erklärung in Bezug auf Rechtsextremismus.“ (Ullstein-Verlag 2018, 316 Seiten, 20 Euro)

 

 

Lektüreempfehlung von Tabea Meuser: „Die geheime Geschichte“. Bild: Tabea Meuser

„Der junge Student Richard Papen bewirbt sich am Hampden College in Vermont und wird Teil der Griechisch-Klasse von Julian Morrow. Diese besteht nur aus sechs Studenten. Schnell freundet er sich mit den anderen aus der Gruppe an, wobei er nicht nur zusammen mit ihnen Griechisch lernt, sondern auch reichlich Alkohol konsumiert. Die Freundschaft der Gruppe scheint jedoch nicht unerschütterlich zu sein. Bald merkt Richard, dass die Freunde ein dunkles Geheimnis belastet. Nach und nach deckt Richard das Geheimnis seiner Freunde auf und wird dabei selbst mit hineingezogen. Donna Tartts Die Geheime Geschichte handelt von Freundschaft und Vertrauen – und dem Griechischunterricht. Der Roman ist durchzogen von klassischen Zitaten und ein weiteres zentrales Thema ist das Schicksal, welches sich häufig in griechischen Tragödien finden lässt.“ (Goldmann Verlag 2017, 736 Seiten, 13 Euro)

 

Lektüreempfehlung von Marisa Müller: „Die andere Seite“. Bild: Marisa Müller

„Alfred Kubins erster und einziger Roman Die andere Seite ist ein Meisterwerk der Phantastik. Entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts führt Kubin die Leser in die Traumwelt des absoluten Herrschers Patera – doch nichts ist, wie es zu Anfang scheint. Überraschend, grotesk und voller Hingabe für Details kreiert Kubin verblüffende Bilder. Bis zur letzten Seite wird man in der Spannung der Geschichte gefangen gehalten. Nichts für schwache Nerven: Das dystopische Szenario ist nicht nur in eine äußerst düstere Kulisse eingebettet, sondern offenbart eine geheimnisvolle Kraft, die vor nichts und niemandem Halt macht. Dieser omnipräsenten Kraft und anderen Geheimnissen der Traumstadt ‚Perle‘ ist der Protagonist auf der Schliche. Er schildert die Erlebnisse auf eindringliche Art und Weise, sowohl in seinen Träumen als auch in seiner Realität. Und auch er merkt, dass ein apokalyptischer Kampf um ‚Perle‘ unweigerlich bevorsteht.“ (Rowohlt Taschenbuch Verlag 2010, 256 Seiten, 9,99 Euro)

 

Das war der dritte Teil unserer Reihe Kein Weihnachten ohne Bücher! Nächste Woche geht es in die vierte und gleichzeitig auch letzte Runde. Wir wünschen allen einen schönen dritten Advent!

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