Heute beginnt sie, die Adventszeit. In vier Wochen wird bereits das Fest der Feste zelebriert. In den Supermärkten oder Kaufhäusern gibt es bereits seit September allerlei an typischem Gebäck oder Dekoration zu kaufen und mittlerweile sieht man auch vielerorts bunt geschmückte Häuser mit Lichterinstallationen, die auf das Weihnachtsfest einstimmen sollen. Augenscheinlich ist alles erstmal beim Alten geblieben. Und dennoch ist dieses Jahr vieles anders. Weihnachtsmarktbuden wurden entweder nicht aufgebaut oder stehen verschlossen und ohne Hoffnung auf baldige Öffnung auf den großen Plätzen der Innenstädte. Normalerweise würde an diesem ersten Adventssonntag in den Einkaufszonen großes Treiben herrschen. Das liegt sowohl an dem Weihnachtsmarkt, der Groß und Klein aus ihren Häusern lockt als auch an dem verkaufsoffenen Sonntag, der für dieses Datum geplant ist. Nicht so dieses Jahr. Um der Trübseligkeit oder der Quarantäne zu entkommen, hat die Digitur-Redaktion ihre persönlichen Buchempfehlungen zusammengestellt und wird diese bis Weihnachten an den Adventssonntagen vorstellen:
„Eigentlich kennt jeder die Geschichte von Romeo und Julia, denn Nacherzählungen und Adaptionen von Shakespeares wohl berühmtestem Werk gibt es zuhauf. Doch These Violent Delights legt die Geschichte noch einmal ganz neu auf. Als die neunzehnjährige Juliette Cai, die Erbin der Scarlett Gang, 1926 aus den USA nach Shanghai zurückkehrt, wird sie sofort in ein Mysterium um ein Monster und eine Krankheit, die Menschen dazu zwingt, sich die eigene Kehle herauszureißen, gezogen. Um weitere Tode zu verhindern, begibt sie sich auf die Suche nach der Ursache dieser mysteriösen Umstände. Doch immer wieder kommt ihr bei ihren Ermittlungen Roma Montagov, wiederum der Erbe der rivalisierenden White Flowers, in die Quere. Trotz ihrer Feindschaft müssen die beiden zusammenarbeiten, um die Stadt vor der Verdammnis zu retten. Die Blutfehde zwischen den Gangs und die wachsenden Spannungen durch die voranschreitende Kolonisierung Shanghais bilden das perfekte Setting für die interessanten Charaktere und ihre Geschichten, die nicht nur Shakespeare-Enthusiasten gefallen dürften.“ (Simon and Schuster 2020, 464 Seiten, 9,49 Euro)
„Sie haben alles verloren – ihre Farm und damit ihr Zuhause, ihr Einkommen, ihr Leben. Und als ob die plötzliche Obdachlosigkeit nicht genug wäre, die Diagnose: CBD. Moth hat nicht mehr lang zu leben. Raynor Winn nimmt ihre Leser*innen in The Salt Path (deutsche Version: Der Salzpfad) mit auf ihre inspirierende Reise: Als sich ihr Leben um 180 Grad wendete, beschlossen die Autorin und ihr Ehemann seit 36 Jahren Moth nicht aufzugeben, sondern ihre verbleibende Zeit gemeinsam zu nutzen. Auf dem South West Coast Path, ein Wanderweg entlang der Klippen Devons und Cornwalls – mit einer Länge von sage und schreibe 630 Meilen. Wer das Reisen vermisst und sich zum Ende dieses turbulenten Jahres nach etwas Hoffnung sehnt, liegt bei diesen Memoiren genau richtig. Der Kämpfernatur Raynor Winn gelingt es, ihre Leser*innen mit auf eine Reise voller Höhen und Tiefen entlang der atemberaubenden Küste Englands zu nehmen.“(Penguin Random House UK 2019, 288 Seiten, £9.99; deutsche Version: DuMont 2019, 336 Seiten, 14,99 Euro)
„Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Momenten. Flatterhaft, niederschmetternd, absurd, zufällig, intensiv, euphorisch. Begegnungen, Erinnerungsbruchstücke, Augenblicke – in lockerer Chronologie verdichtet erzählt. Da ist die Frau im indonesischen Regenwald, mit der er wortlos am Strand sitzend Steine ins Wasser wirft. Das Paar, das heimlich auf der Rolltreppe raucht und sofort durch den Lautsprecher lautstark von der Aufsicht zurechtgewiesen wird. Der Taxifahrer in Seoul, der ein guter Sprachlehrer sein will und den Erzähler während der Fahrt koreanische Standardsätze in Stadionlautstärke skandieren lässt. Gespräche in der Bahn, Fetzen von Konversationen, Alltag durchs Brennglas. Nebenschauplätze und erste Male. Roger Willemsen erzählt in Momentum sehr persönlich von Momenten, die wir in der Rückschau zu übersehen drohen, weil sie vielleicht nicht der große Erfolg, der nächste Meilenstein sind, sondern die leisen, kleinen Bruchstücke, die in unserem Dasein genauso ihren Platz einfordern wie die lauten, großen Erinnerungen, die leicht zu rekonstruieren sind. Ein intensives, feinsinniges, fast poetisch erzähltes Buch mit vielen kurzen Sequenzen, die für sich schon kleine, geschlossene Geschichten ergeben. Eine wunderbar entspannende, kurzweilige und tiefgründige Lektüre für die Feiertage.“ (S. Fischer 2012, 320 Seiten, 21,99 Euro)
Als der US-amerikanische Schriftsteller Jonathan Safran Foer Vater wurde, fingen er und seine Frau an sich Gedanken darüber zu machen, wie sie ihre Kinder ernähren wollen. Zuge fing der Schriftsteller an, sich mit Essen zu beschäftigen. Was essen wir und warum und was bedeutet Essen für die Menschen? ‚Warum essen wir Tiere? Würden wir sie auch essen, wenn wir wüssten, wie sie leben und sterben?‘ Foer stürzt sich dafür mit vollem Einsatz in dieses Thema. Er recherchiert nicht nur online, über Bücher und Gespräche mit Akteur*innen und Expert*innen, sondern bricht sogar auch in Tierfarmen ein, um selbst zu recherchieren. Auch wenn Tiere essen schon einige Jahre alt ist, greift es Themen auf, die aktueller nicht sein könnten. Schon 2009 schreibt Foer über Bakterien, Viren und Influenza-Pandemien, die mit der Fleischindustrie zusammenhängen und geht auf weitere wichtige Themen wie Massentierhaltung, Fleischkonsum, Tierethik und vieles mehr ein. Ein sehr lesenswertes Buch besonders in dieser Zeit!“ (Kiepenhauer & Witsch 2009, 399 Seiten, 19,99 Euro)
Was ist Kunst? Was macht die Mona Lisa so einzigartig? Wie entsteht überhaupt ein Kunstwerk? In Lockdown-Zeiten sind Museen leider geschlossen und solche Fragen bleiben unbeantwortet, oder werden sogar erst gar nicht mehr gestellt. Um Kunst weiterhin zugänglich zu machen, bieten viele Kunstinstitutionen nun ausweichend digitale Führungen, Podcasts und weitere Online-Formate an. So kann man sich gemütlich ein wenig Kulturprogramm nach Hause holen (ein Beispiel wäre hier das Essener Museum Folkwang). Es ist zu hoffen, dass die gesundheitliche Lage sich bald wieder erholt und auch Kulturstätten wieder einer besseren Zeit entgegenblicken können. Um sich auf diese (hoffentlich bald nahende) Zeit vorzubereiten, empfehle ich als Weihnachtswunsch das Buch Kunst verstehen von Maria Carla Prette. Damit kann man sich wunderbar über die Feiertage auf den nächsten Museumsbesuch vorbereiten. Das Buch vermittelt sehr einfach Grundlagenwissen über die einzelnen Kunstepochen und -stile und führt Leser*innen in die Sprache der Kunst ein. Ein guter Einstieg für Kunstanfänger*innen.“ (Naumann & Göbel 2017, 382 Seiten, 16,99 Euro)
Das war der Auftakt unserer diesjährigen Reihe „Kein Weihnachten ohne Bücher“. Nächsten Sonntag geht es in Teil 2 mit neuen Buchempfehlungen weiter!
Ein Kommentar