„Sharing“ ist heutzutage aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken – in sozialen Netzwerken
werden virtuell Bilder, Videos, Gedanken und Veranstaltungen geteilt, Foodsharing und
Kleidertausche sind nichts Neues und auch das Teilen von Büchern in Form von Büchercafés,
Bücherkisten oder öffentlichen Bücherregalen liegt längst im Trend. Vor allem bezogen auf
die letzten Punkte wird immer mehr darauf geachtet, wie bestimmte Dinge wiederverwendet,
recycelt und weitergegeben werden können, um so für andere einen weiteren Nutzen
darzustellen. Neben dem materiellen Wert spielt hier auch der ideelle Wert eine große Rolle –
Wer hat sich beim Lesen eines Buchs nicht schon einmal gedacht, dass das, was das Buch
vermittelt, unbedingt weitergegeben werden sollte?
Damit diese Gedanken keine reinen Gedanken bleiben und nicht unnötig im eigenen Bücherregal verstauben, wurden vor einigen Jahren Konzepte und Projekte wie BookCrossing, Books On The Underground oder Books On The Subway gegründet. Das System dahinter ist ganz einfach – Fertig gelesene Bücher
sollen weitergegeben oder in Parks, Cafés oder der U-Bahn liegengelassen und anschließend
von einer hoffentlich lesefreudigen Person gefunden werden. Diese Person kann ihren Fund
nach dem Lesen erneut weitergeben und es bildet sich im Idealfall ein ewiger Kreis, der nicht nur aus umwelttechnischen Gründen zu bestaunen ist, sondern auch Geschichte hat: Ein Buch, das schon in verschiedenen Städten oder Ländern war, das schon bei Personen
unterschiedlichen Alters auf dem Nachttisch lag und das von allen LeserInnen mit anderen
Augen betrachtet wurde, ist schließlich viel interessanter als ein neu gekauftes. Von der Idee
dieser großen „Sharing“-Community inspiriert, wurde im März 2017 die Organisation The Book Fairies ins Leben gerufen. Die Gründerin Cordelia hat unter anderem bei Books On The
Underground mitgewirkt und fand die Idee des Bücherteilens so gut, dass sie die Menschen,
die teilten, liebevoll book fairies, also Bücherfeen, nannte. Daraufhin leitete sie die
Entstehung der gleichnamigen Book Fairies in die Wege und verknüpfte das Teilen mit dem
Verstecken von Büchern:
„We hide books around the WORLD for people to find, read, and then leave for the next
person. The best thing is that YOU can get involved to be a book fairy and share your books,
too!“
Wer möchte, kann weltweit teilnehmen und ebenfalls Bücherfee werden – im Online-Shop der
Book Fairies können für wenig Geld Aufkleber, Lesezeichen oder Bänder erstanden werden,
die auf die Bücher geklebt, in sie hineingesteckt oder um sie herumgewickelt werden und die
Teilnahme am Projekt kennzeichnen sowie den Ablauf und die Hintergründe des
Bücherversteckens erklären. Dass das Konzept bei vielen ankommt und zum Mitmachen
animiert, zeigen die vielen Likes und Posts zu dem Thema. Der Hashtag
#ibelieveinbookfairies wurde auf der Plattform Instagram etwa schon 20.086mal verwendet
und die offizielle Instagram-Seite bookfairiesworldwide ist mit 82.200 Abonnenten sehr
bekannt. Viele Länder, darunter auch Deutschland, ziehen nach und haben neben dem
offiziellen Account auch noch einen eigenen. So hat auch der Instagram-Account
bookfairiesgermany mittlerweile 786 Abonnenten. Bei Facebook und Twitter sieht es nicht
anders aus. Personen teilen hier ihre Erfahrungen, posten ihre Fundstücke und spornen sich
gegenseitig zum Lesen an. Besondere Aufmerksamkeit hat das Book-Fairy-Dasein aber durch
Schauspielerin und UN-Botschafterin Emma Watson erhalten. In ihren sozialen Netzwerken
postet sie immer wieder, wie sie selbst Bücher versteckt, die ihr am Herzen liegen. So vor
allem diese, die sie in ihrem feministischen Buchclub Our Shared Shelf, einer Gruppe der
bekannten Bücher-Datenbank und Austauschplattform Goodreads (wir berichteten darüber
schon auf Digitur: siehe hier), bespricht. Die Gruppe ist so erfolgreich, dass sich auch die
Book Fairies dazu entschlossen haben, einen Buchclub in Form einer Goodreads-Gruppe zu
erstellen. Resultiert ist daraus The Fairy Book Club, dem sich anschließen kann, wer möchte.
Jeden Monat wird dort online ein Buch vorgeschlagen, über das im Goodreads-Forum diskutiert wird. Diesen Monat an der Reihe ist eines der aussagekräftigsten, von einer Frau
verfassten Bücher der englischsprachigen Literatur – The Tenant of Wildfell Hall (1848) von
Anne Brontë. Die Zusammenarbeit der Book Fairies und Goodreads läuft so gut, dass sie
heute, am 18.09.2017, gemeinsam den Hide a Book Day feiern. Wer mitfeiern möchte und
gerade ein Buch zur Hand hat, das er/sie in die Welt hinaustragen möchte, nicht mehr braucht
oder ganz einfach Lust am Verstecken und Überraschen hat, sollte sich also schnell einen
passenden Ort zum Ablegen suchen…
Julia Bergemann