Fundstück: „Teufelsköche“ von Juan Moreno und Mirco Taliercio

17 Geschichten über Menschen, für die kochen alles ist. Quelle: Louisa Schückens

Juan Moreno versteht nicht viel vom Essen. Zumindest sagt er das von sich selbst. Der Grund: er stamme aus einer südspanischen Familie, in der beim Frühstück über das Mittagessen geredet werde und beim Mittagessen über das Abendessen. Trotzdem hat er ein Buch übers Essen geschrieben. Naja, nicht ganz. Es ist ein Buch über Köch*innen geworden, weil sie, so sagt er, die besten Geschichten erzählen.

Geboren wurde die Idee über einem Abend mit viel Wein und schwelgen in der Vergangenheit. Zusammen mit seinem Freund und dem Fotografen dieses Buches, Mirco Taliercio, saß Moreno in einem Münchener Restaurant.  Über Ecken kamen sie auf den Besitzer, Gerry Addesso zu sprechen, neben dem Taliercio einmal zufällig im Flugzeug gesessen hatte. Ein Mann mit herben Gesichtszügen und grauem Kurzhaarschnitt, mit Zigarre und ironischem Lächeln im Mundwinkel. Eigentlich ausgebildeter Dreher, kam Addesso in den 70er-Jahren nach Deutschland, begann qualitativ nicht besonders hochwertigen Fisch über den Brenner nach München einzuliefern und wurde schließlich Koch, ohne vorher jemals in einer professionellen Küche gestanden zu haben. Es folgten klassisch italienisch angelehnte Gerichte, viel Pasta, viel Fisch, kochen nach Intuition, nicht nach Rezept. Wenige Wochen, nachdem Moreno Addesso für das Buch interviewt hatte, wurde dieser wegen Drogenhandels festgenommen. Natürlich kochte er im Gefängnis weiter.

Dieses Buch versammelt Geschichten von Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Hinter dem nicht besonders originellen Titel führen Juan Moreno und Mirco Taliercio 17 Lebensläufe aus aller Welt zusammen, jede*r so einzigartig und extrem, unangepasst und besessen, dass es zum Lachen, zum Weinen, zum Staunen einlädt. Da ist Faith Muthoni, die auf der größten Müllhalde Nairobis ein Restaurant eröffnet hat. Da ist Brian Price, der in Texas 200 Todeskandidat*innen Henkersmahlzeiten kochte. Oder Frank Pellegrino in New York City, der trotz Geboten von 40.000 Dollar nur für den Präsidenten oder den Papst kurzfristig die Reservierungen ändern würde.

Dass Juan Moreno großartig schreibt, ist kein Geheimnis. Ergänzt werden die wunderbaren Portraits von 36 Farbfotografien, die Mirco Taliercio eingefangen hat, Aufnahmen, die Persönlichkeiten zeigen. Besonderes Schmankerl: Nach jeder Geschichte sind die Lieblingsrezepte der Köch*innen vermerkt.

Das Buch ist gebraucht in unterschiedlichen Online-Portalen wie booklooker ab etwa 5,00 Euro erhältlich.

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