„She does give the impression of something big. She is utterly unaffected: there are no outward adornments — she dresses quite atrociously. At first you think she is plain, then a sort of spiritual beauty imposes itself on you, and you find a fascination in watching her.“
So schildert Vita Sackville-West in einem Brief an ihren Ehemann Harold Nicolson ihren Eindruck von Virginia Woolf, nachdem die britische Schriftstellerin die Aristokratin 1922 nach einem ersten Treffen zu einer kleineren Dinnerparty zu sich nach Richmond eingeladen hatte.
Sie schreibt weiter:
„I’ve rarely taken such a fancy to anyone, and I think she likes me. At least, she asked me to Richmond where she lives. Darling, I have quite lost my heart.“
Virginia Woolf ist zu diesem Zeitpunkt 40 Jahre alt. Sie hat bereits drei Romane veröffentlicht. Zwei ihrer bekanntesten Werke, Mrs Dalloway und Orlando, sollen erst noch erscheinen. Vita fasziniert Virginia mit ihrem Temperament, ihrer Ausstrahlung und der Welt, aus der sie kommt. Die beiden Frauen gefallen einander. Die Begegnung sollte der Beginn einer knapp zwanzigjährigen Beziehung aus Freundschaft, Liebe und professioneller Zusammenarbeit sein. Es entsteht ein Briefwechsel zwischen zweien, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Vita, aus adeligen Verhältnissen stammend, Diplomatengattin und Schriftstellerin, präsent, lebendig, offen lesbisch, unstet. Auf der anderen Seite Virginia, zart, fast ätherisch, häufig eher zurückhaltend, verkopft. Sie flechten für sich ein Band, das sich niederschlägt in zarter Nähe, in Sorge umeinander, aber auch in koketter Direktheit und Eifersüchteleien.
„Look here Vita. Throw over your man and we’ll go to Hampton Court and dine on the river together and walk in the garden in the moonlight and come home late and have a bottle of wine and get tipsy. And I’ll tell you all the things I have in my head, millions, myriads. They won’t stir by day only by dark on the river. Think of that. Throw away your man I say and come.“ (Virginia an Vita, 1927)
Intim und eindrucksvoll liest sich die Spannweite dieser Gefühlswelten zwischen den Zeilen, zeichnet die sich verändernde Beziehung der beiden Frauen nach. Der Briefwechsel endet erst mit Virginias Tod im Jahr 1941.
Das Zeugnis einer Beziehung, die selbst nach hundert Jahren ihren Zauber und ihre Radikalität nicht einbüßt.
Das Buch ist in englischer Sprache für 11,19 Euro bei Thalia erhältlich.
Rheinländerin mit Leib und Seele. Professionelle Quasselstrippe, Schokoladenabhängige und Kaffeeliebhaberin. Kann sehr gut über Dinge fallen, über Loriot fachsimpeln und lange schlafen.