Zunächst möchte ich kurz das Werk vorstellen, dass als Inspiration für dieses Fundstück hergehalten hat: „Blue Giant Supreme“ von Shinichi Ishizuka. In der Manga-Serie geht es um den jungen Jazz-Musiker Dai Miyamoto. In seiner Heimat Japan ist es ihm bereits gelungen, sich einen Namen zu machen und viele Menschen mit seiner Musik zu beglücken. Nun zieht es den ehrgeizigen Japaner aber nach Europa, genauer gesagt nach München. Dort will er nicht nur sein musikalisches Repertoire erweitern, sondern auch neue und andere interessante Jazz-Gleichgesinnte kennenzulernen.
Was folgt, ist eine beispiellose Reise durch Deutschland, bei der sich Dai mit nicht vorhandenen Deutsch-Kenntnissen sowie gebrochenem Englisch durchschlägt und auf ein unterwartet hohes Maß an Gastfreundlichkeit stößt. Trotz Sprachbarrieren schafft er es, sich mit dem vielsagenden Klang seines Saxophons zu verständigen und findet schon bald Anschluss an eine zunächst befremdlich wirkende Jazz-Szene. „Blue Giant Supreme“ besticht aber nicht nur durch seine wohltemperierte Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor sowie seinen gut geschriebenen Charakteren, sondern auch durch seine Darstellung von Musik. Nur wenige Mangaka schaffen es, derart meisterhaft Töne und Intensität zu zeichnen. Bei vielen Stellen fühlt es sich an, als würde man einem Live-Konzert von Dai Miyamoto beiwohnen.
Wie bereits erwähnt war „Blue Giant Supreme“ aufgrund seines Inhalts und gewissen Momenten der Auslöser für das Thema dieses Fundstücks: die Kombination von Musik und Literatur. Wird während der Lektüre ein Lied oder ein Musikgenre genannt, lohnt es sich zu pausieren und YouTube hervorzukramen, um dem erwähnten Song zu lauschen. Dadurch gewinnt nicht nur die Szene an atmosphärischer Dichte, man entdeckt auch neue Musik, die sich vielleicht einen festen Platz im Alltag des oder der Hörenden erobern kann. Zwar schaffen es gerade bildgewaltige Werke wie „Blue Giant Supreme“ für sich selbst zu sprechen. Dennoch ist die musikalische Untermalung des genannten Songs eine hervorragende Möglichkeit, das Erleben der Lektüre noch lebendiger zu gestalten. Ein Beispiel: In Band vier der Manga-Reihe spielt Dai zusammen mit drei anderen Musiker*innen den Song „So What“ von Miles Davis. Die kraftvolle Musik geht mit den Bildern eine Symbiose ein, die seinesgleichen sucht, und hebt sowohl das auditive als auch das literarische Erlebnis auf ein neues Level.
Wenn ihr euch selbst überzeugen wollt, wie Ishizuka Musik und Manga verbindet, findet ihr den ersten Band der Reihe bei Carlsen für 8 Euro. Bei „Blue Giant Supreme“ handelt es sich um den Nachfolger zu „Blue Giant“, der aber erst ab September 2021 bei uns erscheinen wird. Von „Blue Giant Supreme“ sind derzeit vier Bände auf deutsch erhältlich.
Sollte der Jazz-Enthusiast seine Freizeit mal nicht mit Literatur oder Videospielen gestalten, schwingt er chaotisch den Kochlöffel. Ansonsten ist er vor allem Freund der japanischen (Pop-)Kultur in jeder Form und Farbe: Manga und Anime gehören bei ihm zum Ra(h)menprogramm.
Ein schöner Text.
Bezüglich der Thematik musste ich auch an den ersten Band von „Scott Pilgrim“ denken und wie dort Musik dargestellt wird – das in Kombination mit dem Filmsoundtrack ist auch noch mal eine Erweiterung der Lektüreerlebnisses. Ein ähnlich gelagertes Beispiel wäre, sich während des Schmökernd in einem Manga den (sofern existenten) Anime Soundtrack anzuhören. Mein Favorit dafür wäre „Naruto“. 🙂
Oh ja, der Soundtrack von Naruto macht den Manga noch mal um einiges lebendiger und gibt ihm einen Kick, den man halt sonst nur beim Anime bekommt. Habe letztes Jahr dank der Massiv Bände noch mal den kompletten Manga gelesen und den Soundtrack das ein oder andere Mal angeworfen, wirklich eine super Kombination!