Peter Stamm war letzte Woche Poet in Residence der Universität Duisburg-Essen. In drei Poetik-Vorlesungen sprach der Schweizer Autor über sein Schreiben und seine Arbeit als Schriftsteller. Einen besonderen Einblick konnte eine Gruppe von Studierenden in der Schreibwerkstatt bekommen. In diesem kleinen Rahmen sprach Peter Stamm mit den Digitur-Redakteuren Tim Rotthaus und Niklas Ruddigkeit.
Digitur: Herr Stamm, Sie sagen über sich selber zu einer Generation von Autor*innen zu gehören, die mehr Filme gesehen als Bücher gelesen hat. Wie kommen Sie zu so einer Einschätzung?
Peter Stamm: Ich glaube, die Zeiten haben sich gewandelt. Schon in meiner Jugend habe ich viele Filme gesehen. Mich hat das geprägt. Auch in meinem Schreiben. Ein klassischer 90 Minutenfilm ist wunderbares Anschauungsmaterial für einen Schriftsteller. Dazu habe ich in meiner Kindheit Flöte spielen gelernt und viel Barockmusik gespielt. Das hat bis heute einen Einfluss auf mich.
Digitur: Wie steht es mit ihren Lieblingsregisseuren?
Peter Stamm: Die hatten großen Einfluss. Michelangelo Antonioni und Federico Fellini zum Beispiel. Aber auch das Hollywood-Kino oder Leute von Billy Wilder haben mich inspiriert.
Digitur: Haben Sie früher mehr gelesen als heute?
Peter Stamm: Habe ich, ja. Früher hatte ich mehr Zeit. Und dann gibt es auch Bücher, die nur in einem bestimmten Alter funktionieren, bevor man sie mit 65 Jahren wieder hervorkramt.
Digitur: Was macht für Sie heute gute Literatur aus?
Peter Stamm: Ich lese viel weniger Bücher zur Unterhaltung als früher. Vor allem der technische Aspekt des Schreibens interessiert mich heute.
Digitur: Ist dann zu erst die Technik eines Buches, die Sie ansprechen muss?
Peter Stamm: Einerseits ja, andererseits muss ein Buch mich auch emotional ansprechen. Ein Buch ohne Gefühle ist nicht interessant.
Digitur: Welches Buch hat Sie in letzter Zeit begeistert?
Peter Stamm: Ich habe vor kurzem mal wieder Georges Perecs „Ein Mann der schläft“ gelesen. Ein ganz tolles Buch. „Die Frau in den Dünen“ von Kobo Abe kann ich auch sehr empfehlen.
Digitur: Lesen Sie auch Gegenwartsliteratur?
Peter Stamm: Ab und zu lese ich gerne mal ein Buch meiner Kolleg*innen. Neulich zum Beispiel noch das Buch von Judith Kuckart.
Tim Rotthaus und Niklas Ruddigkeit
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