Fundstück: Loulu – von #heimatliebe zu rechtem Hass

Die fiktive Plattform Vire simuliert im Spiel „Loulu“ die Funktionsweise von TikTok. (Bild: Eva Beckmann)

Pling! Nachricht von Frida: „hast du gerade zeit?“. Sie ist Opfer eines antifeministischen Shitstorms geworden. Frida ist Influencerin und deine gute Freundin. Selbstverständlich stehst du ihr in dieser Situation bei, oder?

So beginnt das Spiel „Loulu“, das im Juni 2021 von onlinetheater.live und HAU Hebbel am Ufer veröffentlicht wurde. Als „interaktive Fiktion“ (App-Beschreibung) verbindet die App Smartphone-Spiel, digitales Theater und politische Aufklärung. Die Suche nach den Verantwortlichen für die Anfeindungen gegen Frida führt mitten in ein Netz aus rechtsradikalen Inhalten und Gruppen. Simulierte Interaktionen auf Plattformen, die funktionieren wie TikTok und Telegram, fiktive Charaktere, die sich an realen Vorbildern orientieren. „Loulu“ entwirft ein realistisches Bild von strategischer Manipulation durch die „neue Rechte“ und Radikalisierung im Internet.

Ohne das Reproduzieren diskriminierender Sprache kommt das Spiel dabei nicht aus. Vorangestellt sind deshalb ausdrückliche Triggerwarnungen vor rechtsextremen, antisemitischen, frauen- und LGBTQIA+-feindlichen Inhalten sowie gewaltvoller Sprache. Außerdem werden die extremistischen Äußerungen während des Spiels auf mehreren Wegen eingeordnet. In einer Chat-Simulation mit Freund:innen wird das Gesehene reflektiert. Auch Videos des Kanals @minute_medienkompetenz auf der TikTok-ähnlichen Plattform Vire vermitteln Hintergrundinformationen. Der herzförmige Like-Button – wichtig, um sich mit Hilfe des Algorithmus der rechten Bubble anzunähern und so dem Netzwerk, das den Shitstorm verantwortet, auf die Spur zu kommen – wird schon früh durch einen Mittelfinger ersetzt.

„Loulu“ ist in rund eineinhalb Stunden durchgespielt und beschäftigt sich vor allem mit den antifeministischen und frauenfeindlichen Narrativen der rechten Blase. Besonders spannend ist die Steigerung von subtilen Hinweisen auf rechte Gesinnung, wie dem #heimatliebe, zu offen rechten Inhalten auf immer exklusiveren Plattformen.

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