Alida Bremer liest „Olivas Garten“ #EinBuchUDE

Alida Bremer bei der Lesung ihres Romans „Olivas Garten“. Foto: Digitur

Heute Abend fand mit einer Lesung der Autorin Alida Bremer an der Universität Duisburg-Essen die Auftaktveranstaltung zu dem Projekt „Eine Uni – Ein Buch“ statt.

Jeder hat seine eigene Geschichte des Verlassens und des Ankommens.

– Alida Bremer

Sehr direkt eröffnet die kroatische Autorin und Übersetzerin die Lesung mit einem Hinweis auf ihren südländischen Akzent. Alida Bremer erzählt den Zuhörer*innen, dass sie erst mit 27 Jahren nach Deutschland kam und mit viel Mühe ihr erstes deutsches Wort sprechen lernte. Sie berichtet von ihrem persönlichen Migrationshintergrund und erklärt wie sie, durch die Liebe geleitet, von Kroatien nach Deutschland reiste. Alida selbst sagt, dass diese Erfahrung sehr „hart“ für sie gewesen sei. Bremer erzählt dem Publikum, wie sie sich als studierte Literaturwissenschaftlerin in Deutschland zunächst wieder wie ein Kindergartenkind gefühlt habe, da sie der Sprache des Landes, in dem sie nun lebte, nicht mächtig war. Sie nahm die Herausforderung jedoch an und schreibt ihre Romane heute sogar auf Deutsch.

Ich bin aus ganz banalen Liebesgründen nach Deutschland gekommen.

– Alida Bremer

Alida Bremer im Gespräch vor der Lesung. Foto: Digitur

Im autobiografischen Roman „Olivas Garten“ folgt man der Protagonistin Alida auf den Spuren ihrer kroatischen Familie. Durch die Erbschaft eines Olivenhains an der kroatischen Küste macht sich die in Deutschland lebende Kroatin auf den Weg in ihr Heimatland. Dort beginnt für sie einerseits ein Bürokratiekampf und andererseits eine Reise durch die Vergangenheit der letzten fünf Generationen ihrer Familie. Dabei sind es die Frauen, die in ihrem Roman im Vordergrund stehen. Themen wie Heimat, Sehnsucht, Mittelmeer und vor allem die Kroatische Geschichte spielen eine große Rolle. Kroatien und Deutschland stehen im Fokus – Immer wieder wird das ‚zwischen diesen beiden Welten-Sein‘ thematisiert.

Mein Vater hat schon einmal Güter über die EU-Grenze geschmuggelt. Einen Oktopus etwa. Der am frühen Morgen in Dalmatien aus dem Eis genommen wurde und am nächsten Tag, gerade rechtzeitig aufgetaut, in Westfalen eintraf. Denn einen Oktopus muss man nach dem Fang entweder lange genug gegen die Hafenmauer schlagen oder, seit Beginn des technischen Zeitalters, einfrieren, um ihn so hinreichend weich für einen Oktopussalat zu bekommen.

– Olivas Garten

Der Roman spricht alle Sinne der Leser*innen an. Lebensmittel, die Zubereitung dieser und Gerüche werden detailliert beschrieben. Es kommt geradezu das Gefühl auf, die Leckereien schmecken zu können. Das Thema des Genusses und des Essens als Identitätsstifter steht jedoch im harten Kontrast zu den Tragödien der kroatischen Geschichte, die auf sehr ernste Weise im Roman vermittelt werden.

Aus subjektiver Sicht der Frauenfiguren beschreibt Bremer Erlebnisse aus den 1920er Jahren, dem zweiten Weltkrieg, dem Italienischen Faschismus und dem Balkankrieg. Auffällig sind auch die grün markierte Kapitel, die den Roman durchziehen: Diese beschäftigen sich mit den Gedanken der Großmutterfigur Oliva und fallen durch eine fast schon lyrische Form auf.

Hier unterbricht die Autorin ihre Lesung kurz und gibt preis, dass diese Figur aus dem Roman tatsächlich ihrer Großmutter Oliva entspricht, die in ihrer Erinnerung immer eine sehr schweigsame Person war. Grund dafür: ihre traumatischen Erlebnisse während des Krieges. Um die Schweigsamkeit ihrer Großmutter zu verbildlichen, kann der Leser lediglich Olivas Gedanken folgen – nie spricht sie. Durch die in grün markierten Kapitel gibt Bremer ihrer Großmutter dennoch eine Stimme.

Diese grünen Kapitel sind jedoch nicht einfach nur auf Emotionalität aufgebaut. Die Autorin erklärt ihrem gebannt lauschenden Publikum, dass sie für den Roman eine Recherche-Reise machte, während der sie Interviews mit Zeitzeugen durchführte. Außerdem achte sie auf exakte historische Genauigkeit und beschäftigte sich beim Arbeiten an dem Roman mit den Erinnerungsbüchern der alten Partisanenkämpfer. Aus diesen realen Erinnerungen setzt sie die Gedanken der Figur Oliva zusammen und so wird der Leser Zeuge der tragischen Ereignisse dieser Zeit.

Gerahmt von Oliven sitzt Alida Bremer am heutigen Abend auf der Bühne und liest aus ihrem Roman vor. Sie kombiniert dabei Stellen, die von der Sehnsucht nach dem Mittelmeer handeln und Szenen über das südländische Essen mit der grausamen Auseinandersetzung mit einem blutigen Jahrhundert. Mit jedem Wort das sie liest, lässt sie das Publikum an ihrer kroatischen Familiengeschichte teilhaben.

Alida Bremer liest: „Olivas Garten“. Foto: Digitur

Die Autorin strahlt während der gesamten Lesung Freude aus, insbesondere wenn es um die Besonderheit kroatischer Speisen geht und auch bei ernsteren Themen spricht sie voller Feuereifer. So beantwortet sie auch nach der Lesung ernste Fragen zur kroatischen Historie, geht auf tagespolitische Ereignisse aus Kroatien ein und verteilt lebhaft Buchtipps. Eine Autorin, die für den Inhalt ihres Romans brennt und die Geschichte ihrer Heimat verinnerlicht hat.

Mit Sekt und kroatischen Oliven haben die Zuhörer und die Autorin das heutige Event ausklingen lassen. Foto: Digitur

Überzeugt euch selbst und schaut in die Story-Highlights auf unserer Instagram Seite rein, in denen wir einige Moment eingefangen haben.

Darüber hinaus empfehlen wir auch jedem die folgenden Veranstaltungen des Projekts „Eine Uni – Ein Buch“ um gemeinsam über den Roman zu diskutieren und sich über Literatur zusammenzufinden.

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