Die 46. Mülheimer Theatertage „Stücke“ sind zu Ende! Seit 1976 finden diese im Mai/Juni statt. Nachdem die Theatertage letztes Jahr aufgrund der Covid-19 Pandemie abgesagt wurden, fanden sie in diesem Jahr vom 13.05 bis zum 29.05.2021 online statt. Die 46. Mülheimer Theatertage „Stücke 2021“ wurden vom Theater- und Konzertbüro Mülheim an der Ruhr und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen veranstaltet. Gefördert wurden sie von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Alle Stücke wurden per Livestream kostenlos zur Verfügung gestellt und manche sind auch im Nachhinein noch online abrufbar. Das letzte Stück wurde am 28.05. aufgeführt: „Tradödienbastard“ von Ewe Benbenek aus dem Schauspielhaus Wien. Dieses Stück gewann auch den Mülheimer Dramatikpreis, der am 29.05. per öffentlicher Livestream-Jurydebatte gewählt wurde.
Die Jury beschrieb „Tragödienbastard“ als einen Text, der sich mit großen Themen auf und hinter der Bühne beschäftigt: von Sexismus über Rassismus bis hin zu Klassismus, ohne dabei in Sozialkitsch abzudriften. Er zeichne sich durch eine virtuose Suchbewegung in der Sprache aus und sei eine sehr reife Form autofiktionalen Erzählens. Zudem wecke er ein Gefühl für Stimmen und Raum im Theater. Der Text sei eine vielversprechende Überraschung: auf allen Ebenen neu, interessant, klug, spannend.
Die Jury der Mülheimer Theatertage besteht aus Theaterschaffenden, Kritikern und Dramatikern. Neben dieser Jury kann auch noch das Publikum Bewertungen abgeben. Bewertet werden sollen die Stücke und ihre Texte an sich und nicht deren Inszenierungen. Dies macht die Mülheimer Theatertage einzigartig in ihrer Konzeption. Der Autor dieses besten Stückes, welches von der Jury allein bestimmt wird, den mit 15.000 Euro (Stand 2019) dotierten Mülheimer Dramatikerpreis. Der Publikumspreis ist dagegen undotiert und kann sich stark von der Bewertung der Jury unterscheiden. Dies hat sich beispielweise 2018 gezeigt, als das Preisträger-Stück der Jury vom Publikum auf den letzten Platz gewählt wurde. Dieses Jahr wurde der Publikumspreis nicht vergeben. Die Mülheimer Theatertage wollen Raum geben für Veränderungen der Gesellschaft, die sich auch auf das Theater und die Theaterstücke übertragen. Dieses Jahr wurde das Festival zusätzlich von sechs Blogger:innen begleitet. Das Team veröffentlichte täglich neue Beiträge von der ersten Inszenierung an bis zur Jurydebatte zum Schluss.
Seit 2007 gibt es auch ein Theaterfestival für Kinder, was seit 2010 ebenfalls ein Wettbewerb ist und an fünf der 14 Theatertagen stattfindet. Der Preis der „KinderStücke“ ist ebenfalls mit 15.000 Euro dotiert (Stand 2021) und wird von einer dreiköpfigen Jury vergeben. Nino Haratischwili gewinnt diesen Preis in diesem Jahr mit ihrem Stück „Löwenherzen“. Ein letzter Preis darf von einer Jugend-Jury vergeben werden. Diese setzt sich jedes Jahr neu aus interessierten Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren zusammen.
Nächstes Jahr werden die Theatertage hoffentlich wieder auf Mülheimer Bühnen aufgeführt.
Auf der Website der Mülheimer Theatertage www.stuecke.de gibt es weitere Informationen, aufgezeichnete Stücke und vieles mehr zu entdecken!