Wolf Biermann, einer der größten Kritiker des SED-Regimes in der DDR, wird nun, knapp dreißig Jahre nach der Wende, die Ehrendoktorwürde von der Universität Koblenz-Landau verliehen. Der Fachbereich für Philologie und Kulturwissenschaften möchte damit Biermanns Engagement um Literatur und Wissenschaft hervorheben.
Biermann wurde 1936 als Sohn kommunistischer Eltern in Hamburg geboren. Der Vater, nicht nur Kommunist, sondern auch Jude, wurde 1943 in Auschwitz ermordet. Daraufhin siedelte Biermann 1953 in die DDR über. Dort genoss er Schul- und Hochschulbildung. An der Humboldt-Universität Berlin studierte er die Fächer Wirtschaftswissenschaft, Philosophie und Mathematik. Ab 1960 veröffentlichte der Poet und „Liedermacher“, wie er sich selbst nannte, erste Lieder und Gedichte.
Der Inhalt: oft eine Kritik an der DDR-Regierung:
„ach, bedenkt: ich sitz hier fest
darf nach Ost nicht, nicht nach West
darf nicht singen, darf nicht schrein
darf nicht, was ich bin, auch sein“
(aus: Die Stasi-Ballade, 1970)
Mit seinen Liedern trat er bis 1965 auf, doch im November ’65 wurde ihm dann absolutes Publikations- und Auftrittsverbot in der DDR verhängt. Um weiterhin veröffentlichen zu können, schickte Biermann seine Manuskripte heimlich in den Westen. Für Konzerte reiste er auf die andere Seite der Mauer und musste dort bleiben, als die SED ihm 1976 verbot, wieder in die DDR zurückzukehren. Sowohl im Westen, als auch im Osten, sorgte dies für viel Aufruhr und Empörung und wurde später als Startschuss für den Zerfall des SED-Regimes betrachtet. Doch auch im Weste blieb der Kritiker politisch aktiv und verfasste neue Lieder und Gedichte. Nach der Wende engagierte er sich weiterhin und schrieb neben Gedichten und Liedern auch kritische Essays zum Weltgeschehen. Er versuchte sich damit, in die Tagespolitik einzumischen.
Heute zählt Biermann zu den erfolgreichsten Nachkriegsautoren. Für seine zahlreichen Veröffentlichungen wurden ihm bereits viele namenhafte Preise verliehen (vom Georg Büchner– bis zum Heinrich Heine-Preis ist alles dabei). 2007 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Berlin gemacht, 2008 zum Ehrendoktor an der Humboldt-Universität und dieses Jahr nun auch noch zum Ehrendoktor in Koblenz-Landau. Laut der Deutschen Presseagentur freute er sich über den Ehrentitel mit den Worten: „Als Poet kann ich mir das Tragen eines Doktortitels eigentlich nicht leisten, aber für Euren Zeitgenossen im Streit der Welt ist diese Ehre eine Ermutigung.“ Die Verleihung der Ehrenwürde findet am 28. Oktober im Theater Koblenz statt.
Hat mittlerweile das gesamte Kontingent ihrer Lieblings-Bücherei verschlungen und jedes Genre einmal ausprobiert. Steckt ihre Nase nicht in einem Buch, findet man sie in Gesellschaft guter Freunde, auf dem Sportplatz oder mit einem Rucksack irgendwo in der Weltgeschichte.