Letzten Montag haben wir uns in dem ersten Teil unseres Specials mit den Arten von Liebe auseinandergesetzt, die in der Regel weniger Aufmerksamkeit bekommen. Heute geht es definitiv um die herkömmliche romantische und körperliche Liebe, die aber genauso wie Menschen in allen Formen und Variationen auftritt.
Wir kennen sie, wir lieben sie. Die super schnulzigen Liebesromane, die den Spannungsbogen einer Landstraße in Ohio haben. Was nicht heißt, dass sie nicht trotzdem schön zu lesen sind. Und manchmal ist Liebesdrama, das nichts mit einem selbst zu tun hat auch genau das, was man in seinem Leben braucht.
Die Handlung von solchen Liebesromanen ist meistens bereits von weitem vorherzusehen und nicht unbedingt für jede*n etwas.
Aber!
Manchmal kommt ein Liebesroman daher, bei dem es auf jeden Fall um die Romantik geht, die eigentliche Handlung aber so besonders ist, dass sie überraschen, faszinieren und definitiv unterhalten.
Im zweiten Teil unseres Valentinstags-Special stellen wir euch deswegen 3 Liebesromane vor, die das Genre von einer neuen Seite betrachten und beim Lesen einen Heidenspaß machen.
„Das Rosie-Projekt“ – Graeme Simsion
Don Tillmann hat ein sehr organisiertes Leben. Er hat eine gute Wohnung, einen festen Job als Genetik-Professor und beschließt, dass er nun heiraten möchte. Dafür entwickelt er das Ehefrau-Projekt. Mit einem Fragebogen möchte er seine perfekte Partnerin finden. Und dann kommt Rosie, die in allen Kategorien ungeeignet ist. Sie will ihren biologischen Vater finden und braucht dafür Doms Kenntnisse. Sie gehen eine Zusammenarbeit ein, um sich gegenseitig zu helfen, wobei neben Dons persönlichem Projekt nun auch das Rosie-Projekt durchgeführt wird. Und irgendwie wird Rosie für Don, für den menschliche Beziehungen oft höchst verwirrend und irrational erscheinen, immer wichtiger.
„Das Rosie-Projekt“ erzählt von der leise aufblühenden Liebe aus der Sicht eines Protagonisten, der neurodivers ist, dies aber selbst nicht bemerkt. Seine Sicht auf die Welt ist erfrischend, ohne ihn selbst zu einem Stereotyp oder einer Fantasiefigur zu reduzieren. Auch der Verlauf der Beziehung der beiden Protagonisten ist toll zu lesen und die im Laufe der Handlung entstehenden Missverständnisse führen nie zu einem genervten Augenrollen des Lesers.
„Felix Ever After“ – Kacen Callender
Felix war noch nie verliebt und hat tief in sich die Sorge, dass er für eine Beziehung als schwarze queere Transperson eine Randgruppe zu viel ist und keinen Partner finden wird. Nachdem er von einem Mitschüler anonyme Hassnachrichten erhält, beschließt er, den anderen mit einer falschen Identität hereinzulegen. Aber irgendwie eskaliert die Situation aus einer mehr oder weniger harmlosen Rache-Aktion in ein quasi-Liebesdreieck, durch das sich Felix mit seinen verwirrenden Gefühlen navigieren muss.
Der amerikanische Roman „Felix Ever After“ befasst sich neben der spannenden Liebesgeschichte mit ernsten Themen der eigenen Identität und Selbstwahrnehmung. Aspekte wie Felix‘ Transition spielen definitiv eine wichtige Rolle in der Handlung, sie ist aber nicht das einzige, über das er definiert wird. Felix ist ein Protagonist mit Problemen, Sorgen und Freunden. Seine Transidentität ist ein Teil von ihm, nicht seine gesamte Persönlichkeit, auch wenn er selbst zu Beginn des Romans mit diesem Denken Probleme hat. Seine Auseinandersetzung mit seiner eigenen Identität und Sexualität sind sensibel und nachvollziehbar geschrieben und auch das Gefühl, sich zum ersten Mal zu verlieben wird mit viel Takt behandelt. Die Handlung hat einige Wendungen und fesselt nicht nur durch die tollen Charaktere und den berührenden Schreibstil.
„Ice Planet Barbarians“ – Ruby Dixon
Nachdem wir euch zwei tolle, berührende Liebesromane vorgestellt haben, in denen die Romantik nicht das einzige Handlungsmittel ist, kommen wir nun zu einem sehr anderen Buch.
„Ice Planet Barbarians“ wurde eher als Meme und nicht als ernstzunehmender Roman bekannt, das auf TikTok und YouTube Berühmtheit erlangte als unterhaltsamer, völlig unrealistischer Smut-Roman. Ein Blick auf das Cover genügt, um genau zu wissen, um was es in dieser Geschichte geht.
Die Protagonistin wacht auf einem Alienschiff auf und wird an besagte Bewohner eines Eisplaneten verkauft. Sie muss sich in dieser neuen Welt zurechtfinden und lernen, mit den für weibliche Befriedigung erschaffen zu seienden Aliens zurechtkommen.
Die Lesezeit beträgt in etwa zwei Stunden und doch war es unterhaltsam, genauso wie man manchmal gerne Trash-TV schaut. Die Geschichte gut geschrieben und zeigt an manchen Momenten die ernüchternde Realität der Protagonistin auf. Diese Momente werden dann schnell wieder von einer Sexszene unterbrochen, diese Unterschiede in den Tönen der Handlung sind es aber, die die Leser weiter unterhalten.
Wir hoffen, diese Ansammlung an etwas anderen Liebesromanen verlängert eure Valentinszeit noch etwas und bringen euch schöne Leseerlebnisse!