Fundstück: Sidefacts zu Harry Potter

Harry Potter Fans aufgepasst: Zählt das Lesen unserer heißgeliebten Buchreihe etwa als politische Bildung?

Bild: pixabay.com

Verkleidet in Hogwarts Schuluniform und Umhang analysiert der Referent der Linken aus Essen, Effi Tassikas, in einem YouTube Video, inwieweit die Harry-Potter-Reihe als antifaschistische Jugendliteratur angesehen werden kann. Dabei gibt es, auch für hart gesottene Harry Potter Fans, interessante Sidefacts zu den historischen Parallelen zwischen realer Menschheitsgeschichte und fiktiver Zaubererwelt.
Beispielsweise fällt der Beschluss der Geheimhaltung von Magie von 1692, in den Harry-Potter-Geschichten, für uns historisch gesehene auf die Zeit des Beginns der Aufklärung. Zu dieser erlebten paradoxerweise der Glaube an Mythen und das Durchführen von Hexenprozessen ein Revival. Klar also, dass die Zauberer sich verstecken. Eine andere Parallele ist der Sieg Dumbledores über Grindelwald 1945, der zeitlich auf das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Auflösung der KZ’s fällt.

Tassikas zeigt Verbindungen zwischen Faschisten und den Todessern auf und deutet eine Analogie zwischen Hitler und Lord Voldemort an. Beide stehen für die Ermächtigung des „reinen Blutes“ über andere Gesellschaftsgruppen. Sie entsprechen dabei aber selber nicht ihrem angestrebten Ideal.
Auch die Etymologie bestimmter Bezeichnungen lassen sich historisch begründen. Wusstet ihr beispielsweise, dass vermutet wird, dass Todesser, engl. deatheater, vom historischen Begriff Beefeater stammt? So sollen Leibgardisten des englischen Königs  früher genannt worden sein. Wegen ihrer wichtigen Aufgabe bekamen sie häufiger Fleisch zu essen als der Rest der Bevölkerung. Eater soll dabei der Bedeutung eines Dieners entsprechen.
Neben den Vergleichen zu Nazigruppierungen lässt sich auch der Widerstand gegen die Machtübernahme in den Büchern, etwa durch den Orden des Phönix oder die DA (Dumbledores Armee), wiederfinden.
Zusätzlich zu den historischen Parallelen nimmt Tassikas eine wissenschaftliche Analyse der Bücher, basierend auf den Theorien Gupta und Rangwalas, zur Darstellung von Klasse und Hierarchie in der Welt der Zauberer, vor. Dabei wird zum Beispiel eine klare Trennung der Häuser Hufflepuff, Gryffindor, Ravenclaw und Slytherin aus Hogwarts deutlich. Diese spiegeln Arbeiter-, untere bürgerliche Mittelklasse, akademische Mittelklasse und die Oberschicht oder Aristokratie wieder. Eine klare Klassengesellschaft, wobei Hogwarts versucht einen Ort für alle Zauberer darzustellen. Neben der Hierarchisierung und Klassenunterscheidung ist in der Zaubererwelt auch Sklaverei erlaubt. Wir alle kennen Dobby den Hauselfen!
Heilman, Donaldson und Cordova zeigen, dass Harry-Potter mit weißen, heteronormativen, hegemonialen männlichen Hauptfiguren arbeitet. Harry endet immer als Held. Selbst Hermine, die ihm so oft das Leben rettet, bekommt nie die Anerkennung, die sie verdient. Die Lorbeeren gebühren Harry.

Als Fazit lässt sich sagen, dass die Buchreihe viele Parallelen zu historischen Ereignissen und antifaschistische Elemente einbringt, aber diese nicht immer konsequent zu Ende führt.
Tassikas verweist darauf, dass alle aufgeführten Punkte seiner eigenen Kreativität entspringen und sofern nicht anders darauf verwiesen wurde, nicht wissenschaftlich belegt sind.
J.K. Rowling, die auf Twitter sehr aktiv ist, bezieht dort gelegentlich Stellung zu Fan-Theorien wie dieser. Ihre Lieblingstheorie, dass Dumbledore tatsächlich der Tod sei, soll sie mit dem Tweet:

„A beautiful theory [that] fits“ (J.K. Rowling auf Twitter)

kommentiert haben. Mal sehen, ob sie auch das Video aufgreift.

Wenn ihr neugierig geworden seid, mehr erfahren wollt und ca. 30 Minuten erübrigen könnt, schaut euch den ganzen Kurzvortrag gerne auf YouTube an. Den Link dazu findet ihr hier: https://www.youtube.com/watch?v=iJh-xdTQ7no

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