Höher – schneller – weiter. Die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft und der Arbeitswelt scheint keine Grenzen zu kennen. Vor allem „schneller“ scheint das Motto zu sein, wer mit der digitalen Entwicklung Schritt halten will, muss sich stetig auf dem Laufenden halten.
Auch für Unternehmen bringt die Digitalisierung jede Menge Vorteile: Flexiblere Arbeitsmodelle, wie Home Office, sind nur durch digitale Vernetzung möglich – und genau das, was sich vor allem die jüngere Generation auf dem Arbeitsmarkt wünscht. Auch das Social Intranet zum kollaborativen und vernetzten Arbeiten ist immer mehr auf dem Vormarsch und entspricht in einer Generation, die mit Facebook groß geworden ist, der Lebenswirklichkeit. Dem gegenüber steht der althergebrachte 8-Stunden-Job: pünktlich Kommen, pünktlich Gehen, Aktenordner, in denen wichtige Dokumente abgelegt werden, jeder arbeitet für sich. Zwar nimmt diese Form des Arbeitens, das noch vor ein paar Jahren Gang und Gäbe war, immer mehr ab, doch es muss berücksichtigt werden, dass es auch Menschen gibt, die genau das wollen und vor (digitalen) Veränderungen eher zurückschrecken als sich dafür zu begeistern. Besonders große Unternehmen leisten hier einen enormen Spagat zwischen den Generationen und müssen aufpassen, dass sie die eine Seite nicht über- und die andere nicht unterfordern.
Wenn hier von Generationen die Rede ist, ist das eine Generalisierung. Natürlich gibt es auch in der Altersgruppe 65+ mehr und mehr Menschen, die sich mit dem Internet und dadurch auch (bedingt) mit der Digitalisierung anfreunden. So hat die Onlinestudie 2016 von ARD und ZDF herausgefunden, dass nicht nur die Internetnutzung im Allgemeinen, sondern auch die tägliche Nutzungsdauer in allen befragten Altersgruppen gestiegen ist (in der Generation 70+ beispielsweise um acht Minuten auf knapp eine halbe Stunde). Insgesamt geht aus der Studie aber auch hervor, dass es vor allem die jüngere Generation ist, die ihre Zeit online verbringt; eine jüngere Generation, zu der auch ich mich zähle. Eigentlich. Denn auch ich habe bei mir selbst schon oft festgestellt, wie ich mich bei bestimmten Dingen frage: „Muss das wirklich sein? Als ich klein war, war das nicht so!“ Zum Beispiel, wenn ich Grundschulkinder mit einem Smartphone sehe. Oder wenn an Weihnachten meine knapp fünfjährige Großcousine ein Tablet geschenkt bekommt. Und dann habe ich mich schon oft gefragt: „Wenn es mir mit Mitte 20 schon so geht, wie mögen es dann ältere Menschen empfinden, die nicht mit Internet, Computer und Handy aufgewachsen sind?“
Ob es nun ein altersbedingtes Generationen-Problem ist oder nicht; fest steht, dass es auf der einen Seite Menschen gibt, die ihre Überweisungen lieber direkt am Bankschalter machen oder ihren Urlaub im Reisebüro buchen, und auf der anderen Seite Menschen, die darüber lächeln und dies als altmodisch empfinden. Die Herausforderung ist es, eine „digitale Kultur“, ein „digitales Mindset“ zu bilden, wie es zum Beispiel Miriam Nagler formuliert. Hierbei geht es darum, im Arbeitsalltag eine Balance zwischen dem Analogen und dem Digitalen zu finden.
Ich glaube, dass dies nicht nur im Arbeitsalltag für Unternehmen wichtig ist, sondern auch für jede/n Einzelne/n von uns. Wir müssen in unserer breit gefächerten Gesellschaft einen Mittelweg finden, der die Generationen zusammenhält und nicht weiter voneinander entfernt. Denn auch die Online-Generation kann etwas von der Offline-Generation lernen: Den direkten zwischenmenschlichen Kontakt zu erhalten. Eine aktuelle Erhebung des Statistischen Bundesamtes hat ergeben, dass das Internet als Kommunikationsmedium mit dem Alter abnimmt. Das lässt sich leicht feststellen, wenn man in Cafés, Restaurants oder Clubs geht: Immer häufiger sieht man dort vor allem junge Menschen, die zwar miteinander, aber nicht füreinander da sind. Ganz allgemein scheinen sie lieber an einem anderen Ort sein zu wollen oder besser noch an mehreren Orten gleichzeitig. Denn Gruppen, in denen jede/r sein Smartphone in der Hand hält und mit anderen als den anwesenden Leuten kommuniziert, schnell die Neuigkeiten bei Twitter checkt oder Emails abruft, sind keine Seltenheit mehr. Und deshalb gilt für beide Seiten: Nicht den Anschluss verlieren – weder den digitalen, noch den sozialen.
Carolin Terhorst