So langsam merkt man, dass sie da ist. Die Vorweihnachtszeit. Die Häuser sind mit weitaus mehr Lichtern als sonst geschmückt, im Supermarkt gibt es Unmengen an Schokolade und Plätzchen und auch die Weihnachtsmärkte laden mit ihren Buden zum Bummeln und Verweilen ein. Während für Kinder der Adventskalender erfunden worden ist, um die Wartezeit auf das wohl beliebteste Fest des Jahres zu erleichtern, sieht die Situation bei den Erwachsenen ganz anders aus. Adventszeit und freudiges Erwarten? Für diese Frage bleibt häufig keine Zeit. Kommen doch zu dem ganz normalen Alltagsstress unzählige Termine wie Weihnachtsfeiern, Weihnachtsmarktbesuche oder der Einkauf für das Festessen. Alles will gut geplant und organisiert sein. Von Gemütlichkeit und Ruhe ist in den vier Wochen vor Weihnachten kaum etwas zu spüren. Und dann müssen ja auch noch die Geschenke besorgt werden! Sehr beliebt sind Bücher. Und das nicht nur zum Verschenken. Viele freuen sich darauf, an den Weihnachtsfeiertagen endlich mal wieder ein gutes Buch in die Hand nehmen und lesen zu können. Wie schon in der Sommerausgabe hat sich die Digitur-Redaktion deshalb ihre persönlichen Empfehlungen für die kalte Jahreszeit überlegt.
„’Wir sind hier an der Schnittstelle zwischen dem Traumiversum und der Realität. Zwischen Wahnsinn und Vernunft. Im dunklen Herz der Nacht.‘ Mit Walter Moers‘ gedanklicher Odyssee Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr tauchen wir ein in das Gehirn von Prinzessin Dylia und gehen gemeinsam mit ihr, ihren Gedanken und dem Nachtmahr Havarius Opal auf eine Abenteuerreise. Mit dem Ziel, die an Schlaflosigkeit leidende Prinzessin in den Wahnsinn zu treiben, führt der personifizierte Alptraum Opal sie zur Amygdala – dem Teil des Gehirns, der für Ängste und Schrecken zuständig ist, wodurch sich eine ungewöhnlich schaurige Freundschaft entwickelt. Für alle Liebhaber der Zamonium-Romane ein Muss, aber auch für Neueinsteiger ein intensives Leseerlebnis, das garantiert die eigene Kreativität in der dunklen und kalten Jahreszeit wieder zum Leben erweckt.“ (Knaus Verlag 2017, 344 Seiten, 24,99 EUR)
„In Dan Simmons Roman Terror bricht der britische Polarforscher Sir John Franklin 1845 zu einer Forschungsreise Richtung Arktis auf. Ziel ist es, die Nordwestpassage erstmals in ost-westlicher Richtung zu durchkreuzen. Mit insgesamt 130 Männern an Bord bahnen sich die Schiffe »Terror« und »Erebus« einen Weg durchs Eis – und verschwinden spurlos. Was erstmal wie eine typische Abenteuer-Horror Story klingt, basiert auf wahren Ereignissen. Dan Simmons nutzt diese Ausgangssituation, um zu schildern, was mit der Besatzung passiert sein könnte. Dabei verbindet er historische Fakten mit Fantasy-Elementen, die auf Mythen der Inuit beruhen. Simmons erschafft eine beklemmende Atmosphäre in dieser eisigen Umgebung. Detailreich und spannend beschreibt er, wie sich die Situation auf den Schiffen immer weiter verschärft.“ (Heyne-Verlag 2007, 992 Seiten, 12,99 Euro)
„Es sich mit einer schönen Geschichte in der Weihnachtszeit gemütlich machen oder warmer Behaglichkeit doch ein wenig Gänsehaut und einen kalten Schauer verleihen? Karl Olsbergs Roman Mirror zeigt uns eine mögliche Perspektive für die Zukunft, in der Mensch und Technik eine Symbiose eingehen. Dass es dem Träger seines Mirrors immer gut geht, ist Ziel der kleinen Geräte. Doch wie sehr so ein Mirror das Leben und das Verhalten beeinflusst, wird der Journalistin Freya klar, als sich ihr Mirror beginnt seltsam zu verhalten und ihr durch die Begegnung mit dem autistischen Andy bewusst wird, welchen technischen Einflüssen sie alle unterliegen. Folgenschwer wird für sie der Gang an die Öffentlichkeit. Sich in der Weihnachtszeit auf das Menschliche zurückbesinnen und die Technik mal Technik sein lassen – Olsberg regt mit seinem Roman zum Nachdenken an. Er vergegenwärtigt, wie sehr uns die Technik schon jetzt beeinflusst und erschafft eine gar nicht so utopische Zukunft.“ (Aufbau Taschenbuch Verlag 2016, 407 Seiten, 12,99 Euro)
„Anais und Bruno wachsen bei ihrer Mutter auf, die ihr Geld an der Stange im Nachtclub verdient. Sie wissen nichts von ihren Vätern und lernen früh, Verantwortung zu übernehmen. Trotz allen Schwierigkeiten findet die Familie immer wieder schöne gemeinsame Momente in ihrer ganz eigenen ordnungslosen Welt, bis die Mutter wieder nach Rauch, Bier und Männern stinkt. Schließlich tauchen die Geschwister gänzlich in eine Phantasiewelt ab, tragen Äste und Steine in die Wohnung und verwandeln das Bad in einen Ozean, das Schlafzimmer in ein Gebirge und die Küche in eine Wüste. Julia Webers Debütroman Immer ist alles schön erzählt mit einer einfachen und dennoch eindringlichen und bildstarken Sprache von einer modernen und kaputten Familie, die sich immer wieder sagt, dass alles gut wird. Ein Roman, der mich sehr beeindruckt hat.“ (Limmat Verlag 2017, 256 Seiten, 24 Euro)
Das sind die ersten vier Buchtipps aus unserer Redaktion – nächsten Sonntag geht es weiter mit Teil 2!