Schreiben unter Zwang, Kreativität auf Knopfdruck und das mit ausschließlich guter Laune. Texteditoren gibt es viele, doch dieser scheint es auf die Spitze der Absurdität zu treiben: Der „don’t worry, be happy“-Editor des Schweizer Entwicklers Samim kontrolliert per Webcam, ob der Schreibende während seines Schaffens lächelt. Sollte dem nicht so sein, löscht die Software gnadenlos den geschriebenen Text und verkündet „You failed!“. „Emotion enforcing“ nennt sich das System und wirft die Frage auf, ob wir mit einem Lächeln im Gesicht tatsächlich zufriedener, produktiver oder gar besser arbeiten?
Den Einfluss von Zeitdruck auf die eigene Arbeitsweise erleben vor allem viele Studenten zum Ende jedes Semesters und mit dem Nahen der Abgabefristen aufs Neue. Während einige an ihrer Prokrastination verzweifeln, laufen andere mit zunehmendem Druck und dem damit einhergehenden Zwang zu konzentriertem und ablenkungsfreiem Schreiben zu Höchstformen auf. Apps und Editoren, die sich genau dies – zum Beispiel durch das Sperren des Internetzugangs oder dem Verhindern von Änderungen im Text – zu Nutze machen, gibt es viele. Auch jene, wie der Flowstate-Editor, die einen Text nach einer vorher festgelegten Zeitspanne des Nichtstuns löschen. Im Gegensatz zu dem „don’t worry, be happy“-Editor geht es hier aber lediglich um die Optimierung des eigenen Schreibprozesses und nicht um die Gefühlslage währenddessen. Der Erfinder der „Gute Laune-Software“ verspricht: „writing with Don’t Worry Be Happy for even 2min has a tangible impact on your mental-state: You start to smile and laugh.“
Ob die Texteditoren ihr Versprechen halten und unsere Leistung und die eigene Gefühlslage tatsächlich positiv beeinflussen oder vielleicht doch eher das Aggressionspotential vor dem Bildschirm steigern, muss jeder selbst herausfinden.
In diesem Sinne: Fröhliches Schreiben!