Die Frage danach, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, ist sicherlich nicht einfach zu beantworten. Ōba Yōzō, der Protagonist von „No Longer Human“, beschäftigt sich mit dieser Thematik jeden Tag, weil er nicht in der Lage ist, seine Emotionen auszudrücken oder die anderer zu verstehen. Um trotz seiner inneren Zerrissenheit ein halbwegs normales Leben führen zu können, gibt er sich bereits früh als Klassenclown und blamiert sich regelmäßig selbst, um seine Scham hinter einer Fassade aus Belustigung zu verstecken.
Als ein Klassenkamerad bemerkt, dass Yōzō nur simuliert, gerät dieser in Bedrängnis. Auch der strenge Vater sowie die Misshandlung durch die Angestellten seiner Familie legen die Basis für ein unglückseliges Leben. Alkoholismus, Depressionen, Angstzustände: Yōzō stolpert von einem blutigen Unglück ins nächste, oft auch aufgrund seines Drangs nach Selbstzerstörung. Ob er dabei seine Menschlichkeit verliert oder ob er je welche besaß, ist eine Frage, die im Laufe des Werks wieder und wieder eine Rolle spielt.
Ursprünglich wurde „No Longer Human“ bereits 1948 von Osamu Dazai veröffentlicht und gehört noch heute zu den wichtigsten literarischen Werken Japans. Neben zahlreichen Verfilmungen und Manga-Adaptionen ist die Version von Junji Ito wohl eine der bekanntesten. Der berühmte Horror-Mangaka zeigt mit seiner Variante des japanischen Klassikers nicht nur die Spitze seines zeichnerischen Könnens, er hebt auch Story und Charaktere auf eine neue Ebene. Die Atmosphäre, die Ito durch Mimik und seine grotesken Darstellungen erreicht, sucht ihresgleichen. Wer also Lust hat, einen Klassiker in neuem Gewand zu genießen, dem sei „No Longer Human“ von Junji Ito besonders ans Herz gelegt. Thematiken und Abbildungen sind allerdings nichts für schwache Gemüter!
Der Manga ist entweder beim Verlag Viz selbst für 34,99$ zu finden, oder bei eurem lokalen Buchladen für circa 25 – 30€.
Sollte der Jazz-Enthusiast seine Freizeit mal nicht mit Literatur oder Videospielen gestalten, schwingt er chaotisch den Kochlöffel. Ansonsten ist er vor allem Freund der japanischen (Pop-)Kultur in jeder Form und Farbe: Manga und Anime gehören bei ihm zum Ra(h)menprogramm.