Die Liste der Berufe, die Lena Dunham ausmachen, ist lang. Sie ist sowohl als Drehbuchautorin, Filmproduzentin und Regisseurin der HBO-Serien Girls (2012-2017) und Camping (2018) bekannt als auch als Schriftstellerin ihrer autobiografischen Essay-Sammlung Not That Kind of Girl (2014). Außerdem hat sie bei mehreren Filmprojekten als Schauspielerin mitgewirkt und ist politisch engagiert. Sie hat etwa das Vorwort zu der von Nick Haramis herausgegebenen Essay-Sammlung Courage Is Contagious. And Other Reasons to be grateful for Michelle Obama verfasst und ist Mitgründerin des feministischen Newsletters Lenny Letter (Dazu findet ihr hier einen Digitur-Beitrag). Sie setzt sich für die Rechte von Frauen ein, kämpft für mehr Körperfreiheit und Selbstliebe und stellt auf ihrem Instagram-Profil ihre unverblümte Lebensrealität dar. Jetzt hat sie ein neues Projekt ins Leben gerufen – den Twitter-Buchclub #keepit100LD.
Mitlesen und diskutieren kann jede*r, die Meinung aller zählt, Mitglieder können Buchtitel und damit zusammenhängende Projekte und Aktivitäten vorschlagen sowie unter Verwendung des Hashtags #keepit100LD bei Twitter miteinander kommunizieren. Die einzige Einschränkung: Es werden nur Bücher gewählt, die weniger als 100 Seiten lang sind. Dies ermöglicht, dass eine breite Masse an Leser*innen die monatlich wechselnden Werke lesen kann, ohne dass es stressig wird, das zusätzliche Lesen mit dem Alltag zu vereinbaren. Auch das Medium Twitter trägt wesentlich dazu bei, da es die schnelle Kommunikation ohne räumliche und zeitliche Begrenzung ermöglicht. Wer möchte, kann den digitalen Buchclub jederzeit aufrufen, sich einbringen oder Ideen teilen. Ein konventioneller Club ließe dies nicht zu. Was Letzterem jedoch zugutekommt, ist der soziale Faktor – das Reden und Diskutieren von Angesicht zu Angesicht, das Aufeinandertreffen verschiedenster Menschen, das Zugehörigkeitsgefühl. Doch gerade der Online-Aspekt erlaubt die Teilnahme und das Kennenlernen von Personen aus aller Welt.
Ein Hashtag verbindet Menschen, die räumlich voneinander getrennt sind. Um das Gefühl von Nähe zusätzlich zu verstärken, chattet Lena Dunham einmal im Monat live mit den jeweiligen Autor*innen. Die Live-Chats und -Q&As können mitverfolgt werden und so entsteht eine neue Rezeptionsform, die in der analogen Welt schwer erreichbar wäre. So ist es fast undenkbar, mal eben Fragen an eine*n internationale*n Schriftsteller*in zu stellen, wenn man sich einem herkömmlichen Buchclub anschließt. #keepit100LD macht es möglich. Im September, dem Monat, in dem der Club launchte, wurde die Science-Fiction-Erzählung Binti (2015) von Nnedi Okorafor gelesen. Die Twitter-Konversation zwischen der Autorin und Lena Dunham fand am 06.10.2018 statt und kann hier nachgelesen werden. Thematisiert wurde unter anderem die Länge des Werks, das Dasein der Hauptfigur als starke Frau sowie die Lesepräferenz Nnedis. Im Oktober widmete sich der Buchclub Darcie Wilders Roman literally show me a healthy person (2017). Die November-Wahl wurde noch nicht bekannt gegeben, aber auch hier ist klar: Aufgrund der Schnelllebigkeit Twitters wird es nicht lange dauern, bis sich die Nachricht verbreitet.
Julia Bergemann