Der Broadway schlängelt sich einmal quer durch Manhattan. (Bild: pixabay.com | thiemen)
Der Broadway in Manhattan ist wohl eine der berühmtesten Straßen der Welt. Aber natürlich nicht wegen der Autos, die tagtäglich über den grauen Asphalt rollen. Ganz im Gegenteil! Er ist das zu Hause von Glitz und Glamour, Extravaganz und Epik mit einer Theaterlandschaft, die ihresgleichen sucht. Die erfolgreichsten Musicals und Theaterstücke hausieren in den zahlreichen Theatern: Der König der Löwen, Wicked, Hamilton oder Harry Potter – um nur einen Bruchteil dessen zu nennen. Leider zieht dieser enorme Erfolg auch entsprechende Ticketpreise und frühzeitig ausgebuchte Shows nach sich. Sowohl passionierte New Yorker Theatergänger:innen, als auch spontane Tourist:innen müssen viel Zeit und Geld aufwenden, um in den Genuss einer mit Tony Awards überhäuften Show zu kommen. Das hält letztendlich viele davon ab, den Broadway zu besuchen. Als die Unternehmer:innen Elizabeth Durand Streisand und Eric Streisand dies herausfanden, war schnell eine Lösung für das Problem geboren: Das Broadway Roulette.
So funktioniert’s
Für einen Festpreis von 49-59$ (Umrechnung € ca. 1:1) gibt man die Entscheidungsgewalt aus den Händen und lässt den Zufall entscheiden, welche Show man sich am Broadway ansieht. Man wählt ein Datum, an dem man sich theaterfein machen möchte. Dann darf man wählen, ob sich das Glücksrad nur für Musicals, nur für Theaterstücke oder beides drehen soll. Ist man für beide Kategorien offen, hat man anschließend die Möglichkeit, fünf Stücke aus der Auswahl zu entfernen, die man auf gar keinen Fall sehen möchte. Das macht zum Beispiel Sinn, wenn man das ein oder andere schon kennt. Legt man sich auf nur eine Kategorie fest, so darf man lediglich zwei Stücke eliminieren. Hat man diese Vorauswahl getroffen und seine Tickets bestellt, so bleibt nur noch abzuwarten bis zum Tag der Aufführung, denn erst dann wird verraten, in welches Theater und welche Show man sich abends begeben darf.
Durch dieses Konzept können Theatersäle gleichmäßig gefüllt werden, unbezahlbare Musicals werden wieder erschwinglich und größeren Gruppen bleibt die Auseinandersetzung über die Wahl der Show erspart. Außerdem wird das außergewöhnliche Erlebnis einer Broadway Show um den Nervenkitzel des Glücksspiels erweitert. Wer das Theater mag und sich gerne überraschen lässt, ist beim Broadway Roulette jedenfalls gut aufgehoben…
Der Zufall entscheidet, in welche Show man sich angucken darf. (Bild: pixabay.com | TheAndrasBarta)
Mein Roulette-Erlebnis
…So wie ich zum Beispiel. Gemeinsam mit zwei Freunden probierte ich die Website aus und wurde nicht enttäuscht. Unsere Auswahl erstreckte sich sowohl auf die Theaterstücke als auch die Musicals. Auch wenn wir nicht mussten, eliminierten wir fünf Stücke. Wir waren zwar zuvor in noch keiner Show gewesen, aber unser Bauchgefühl ließ uns fünf Stücke, die für uns nicht sehenswert klangen, ausschließen. Ehrlich gesagt war unser Ausschlusskriterium hauptsächlich die Titel der Shows, da wir von den meisten noch nie etwas gehört hatten.
Am Morgen des Showtag erhielten wir dann eine E-Mail: Wir hatten Tickets für das Musical Hadestown gewonnen! Keine:r von uns hatte eine Ahnung vom Inhalt des Stücks. So begaben wir uns abends nichts ahnend in das Walter Kerr Theatre und mussten bereits eingestehen, dass allein die Optik des Theatersaal es wert ist, mal ein Broadway Musical zu besuchen. Der Saal war unerwartet klein und alt, ein bisschen im shabby chique Stil gehalten: Kronleuchter, Ornamente an der Decke und leicht abgewetzte rote Theatersessel. Völlig überwältigt waren wir dann aber vom Musical Hadestown. Es erzählt die Geschichten von Orpheus und Eurydike und Hades und Persephone. Ursprünglich aus der griechischen Mythologie wurden diese in eine Steampunk-Kulisse gesetzt und mit Musik der 20er-Jahre untermalt. Das Bühnenbild, die Musik, die Kostüme und die Leistung der Schauspieler gaben mir genau diese Extravaganz und Klasse, die ich vom Broadway zuvor erwartet hatte. Und ohne das Broadway Roulette hätte ich diese Wucht an Musical niemals erlebt.
Hat mittlerweile das gesamte Kontingent ihrer Lieblings-Bücherei verschlungen und jedes Genre einmal ausprobiert. Steckt ihre Nase nicht in einem Buch, findet man sie in Gesellschaft guter Freunde, auf dem Sportplatz oder mit einem Rucksack irgendwo in der Weltgeschichte.
