Das goldene Zeitalter der Fake-News

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Die rasante Verbreitung von Fake-News im Netz; Foto: pixabay, CCo.

Cannabis sei in Deutschland legal, Obama Muslim und Flüchtlinge allesamt Massenvergewaltiger – Fake-News wie Übertreibungen, Gerüchte oder schlechtweg Lügen verbreiten sich rasend schnell – vor allem wenn sie Ängste schüren, auf Empörung stoßen oder Verwunderung auslösen. Gerade nach An- schlägen oder Katastrophen kursieren innerhalb weniger Minuten erschütternde, vermeintliche Bilder des Geschehens – das Netz agiert mit einer ungemeinen Geschwindigkeit.

Das Problem dabei ist: Kaum einer nimmt sich die Zeit, Fakten zu hinterfragen und auf Glaubwürdigkeit zu prüfen. Geglaubt wird, was in unser Weltbild passt. Vor allem emotionale Themen wühlen das Netz auf und lassen in den sozialen Medien innerhalb von Minuten hitzige Diskussionen enormer Reichweite entstehen. Auf diese Weise schleichen sich jedoch nicht selten Falschmeldungen ein, die sich ebenfalls unglaublich rasant verbreiten. Die gefakte Meldung muss nur besonders emotional aufgeladen und aktuell sein und schon verbreitet sie sich wie ein Lauffeuer. Emotional aufgeladen sind dabei leider nicht selten die Themen, die Minderheiten betreffen, sodass falsche News oft auf deren Kosten gehen. So schrieb Hot Global News die erfundene Story eines als Flüchtling getarnten Terroristen, der es bis nach Kanada geschafft habe.

Das goldene Zeitalter der Fake-News? Tatsächlich zeigt sich an großen öffentlichen Ereignissen wie dem US-Wahlkampf, welche Macht die Verbreitung von Fake-Meldungen über soziale Medien haben kann. Gerade für Menschen der Öffentlichkeit ist Aufmerksamkeit ein wichtiges Gut. Doch neben dem politischen Kalkül und der Ressource der Aufmerksamkeit, können auch finanzielle Interessen hinter den Fake-News stehen. Schließlich bringen diese Nachrichten hohe Klickzahlen mit sich und sind damit optimal für die Einbettung von Anzeigenschaltungen.

Doch wie kommt es überhaupt, dass so viele Menschen nicht zwischen Fake und Wahrheit unterscheiden können und zu der Verbreitung der Meldung in den sozialen Medien beitragen? Wir leben schließlich in einer digitalisierten Welt und man müsste meinen, die Menschen und vor allem jüngere Generationen, die mit dem Internet und digitalen Medien aufgewachsen sind, kennen sich mit den Eigenheiten dieser Medien aus. Umso erschreckender ist die Erkenntnis einer Studie der kalifornischen Stanford Universität, dass ganze 80 Prozent der Jugendlichen nicht zwischen echten News und Werbebotschaften unterscheiden können. Wie herauskam, können die Jugendlichen also gekaufte und journalistische Information nicht auseinanderhalten, da sie die Informationen, die sie im Netz erhalten, kaum reflektieren oder hinterfragen. Eine Studie der britischen Medienaufsichtsbehörde kommt sogar zu dem Ergebnis, dass viele Jugendliche glauben, eine Information sei, sobald sie auf Google stehe, grundsätzlich wahr. Erschreckende Erkenntnisse, die zeigen, dass Handlungsbedarf besteht. Es gilt natürlich, nicht alles hinzunehmen und sich nicht einfach der Meinung der Massen anzuschließen. Doch was kann man außerdem tun?

Woran erkenne ich Fake-News?

  1. Nutzer überprüfen: Zu prüfen, wer den Post ins Netz gestellt hat und wie seriös dessen Profil ist, kann oft schon helfen.
  2. Bilder überprüfen: Die Bilder-Rückwärtssuche kann zeigen, ob das Bild aus dem Kontext gerissen wurde und bereits in einem anderen Zusammenhang verwendet wurde. Dazu einfach bei Google oben rechts auf Bilder klicken und anschließend eine URL einfügen oder das fragliche Foto hochladen.
  3. Videos überprüfen: Bei Videos hilft der „YouTube Data Viewer“ von Amnesty International. Das Programm zeigt euch das Upload-Datum und liefert Bilder zum Video, die in die Bilder-Rückwärtssuche eingegeben werden können. Vimeo und andere Videoplattformen bieten zudem eigene Suchmöglichkeiten an.
  4. Metadaten prüfen: Metadaten können viel Aufschluss über die Herkunft eines Bildes geben. Mit den sogenannten EXIF-Readern, wie dem „Metadata Viewer„, erhält man zum Beispiel Informationen zu Kameramodell, Datum, Uhrzeit und unter Umständen sogar die GPS-Daten der Aufnahme. Ganz so sicher sind diese Informationen jedoch nicht, da sie manipulierbar sind.
  5. Seiten, die Fake-Meldungen enttarnen: Gerade bei Facebook-Meldungen wird man schnell in die Irre geführt. Denn 24aktuelles.com ist beispielsweise ein Portal, auf dem Fake-News erstellt werden können, die täuschend echt aussehen. Werden diese in sozialen Netzwerken geteilt, ist auf den ersten Blick kaum noch nachzuvollziehen, ob es sich um eine echte Nachricht handelt. Wer sich hier nicht sicher ist, ob die Wahrheit abgebildet wird, kann die Seite Mimikama.at nutzen, die Fake-Meldungen enttarnt.
  6. Fake-News Seiten: Kennt man die typischen Fake-News Seiten, wie 24aktuelles.comNational Report und Hot Global News, weiß man bereits, welchen Seiten man nicht trauen sollte.

Zwar stehen viele Menschen der Presse skeptisch gegenüber, doch die wenigsten reflektieren wirklich. So glauben sechs von zehn Deutschen, dass Politik und Wirtschaft die Medien lenke. Während der Berichterstattung über die Flüchtlingskrise wurden deutsche Medien sogar als „Lügenpresse“ beschimpft. Tatsächlich haben Medien einen Einfluss auf die Bevölkerung. Ein ehemaliger Chefredakteur der „Berliner Zeitung“ soll sogar einmal gescherzt haben: „Die Medien sind ja die vierte Gewalt, aber was sind noch mal die anderen drei?“ Das zeigt, wie wichtig es ist, dass wir anfangen, trotz der rasanten Geschwindigkeiten des Netzes, nicht jede Information so hinzunehmen, sondern zu filtern, einzuordnen und zu reflektieren.

Aileen Singhof

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