Medien wie Fotos, Videos und eBooks, persönliche Dokumente wie Briefe und Listen, Verträge und Rechnungen. All diese Daten sind miteinander verbunden und vernetzt: Durch unsere elektronischen Geräte wie Handy, Laptop und Tablet und noch mehr durch unser Heimnetz oder Cloud-Dienste. Wir haben uns privat und beruflich oft ein großes und komplexes Netwerk all unserer Daten aufgebaut. Dieses Phänomen beschrieben Martin Schallbruch, stellvertretender Direktor am Digital Society Institute der ESMT Berlin, und der Jurist Jan Möller auf der re:publica 2017 in Berlin. Bei ihrer Veranstaltung „Make life easy (again)!? Was wollen wir uns von Technologien abnehmen lassen und zu welchem Preis?“ gingen sie der Frage nach inwiefern wir uns von der Komplexität der Technologie leiten lassen wollen und was wir dabei alles beachten müssen. Martin Schallbruch stellte dabei die Vorteile dieser Vernetzung heraus: „Alles ist einfacher, denn alle Geräte reden mit mir und sind auch mobil immer für mich erreichbar.“ Dem gegenüber bemerkte Jan Möller, dass obwohl alles einfacher geworden ist, auf der anderen Seite auch alles komplizierter ist.
Denn: Alles muss verwaltet werden. Kaufe ich ein neues Gerät, muss richtig in mein Netz integriert werden. Die Frage ist also, wie wir als Normalverbraucher damit umgehen. Möller und Schallbruch fragten zum Einstieg das Publikum. Was bedeutet die Komplexität für jeden einzelnen? Was muss beachtet werden? Die Antworten sind interessant. Vielen geht es vor allem um die Sicherheit ihrer Daten. Andererseits ist aber auch die Rede von „sozialer Ausgrenzung“, wenn Dienste wie Dropbox oder WhatsApp vermieden werden. Damit fehlen Kommunikationskanäle.
Schallbruch und Möller möchten Lösungsansätze finden, um die Komplexität gegenüber dem Privatverbraucher zu verringern. Und während sie ihren ersten Ansatz vorstellen und überlegen, ob es nicht vielleicht doch einfacher ist, diese Komplexität zu ignorieren, überlege ich selbst, wie ich alles miteinander vernetzt habe. Allein durch die Uni, sind diverse Dienstleistungen und Vernetzungen unvermeidlich. Und auch privat nutze ich, wie die meisten, die ich kenne, verschiedene Kanäle, die miteinander verbunden sind. Dennoch bin ich sicherlich noch „harmlos“ im Gegensatz zu anderen, die wirklich alles nur noch digitalisiert festhalten. Seien es Fotos, die nur auf dem Smartphone und PC bleiben und höchstens bei Instagram der Welt präsentiert werden oder die ausschließliche Nutzung von E-Books und Musikdienstleistern wie Spotify. Ich denke, davon kann ich mich noch gut abgrenzen und bin ein bisschen froh darüber.
Ich selbst mag es nicht, wenn alles nur noch digital und online funktioniert. Ich schreibe noch immer gerne Postkarten und Briefe an meine Freunde und Familie – und das nicht nur, wenn ich im Urlaub bin. Ich drucke mir Fotos aus und höre liebend gerne CDs. Ich treffe Menschen lieber persönlich oder telefoniere mit ihnen als Diskussionen nur noch über WhatsApp laufen zu lassen, was dann manchmal leider doch unvermeidlich ist. Ich drucke mir Texte für die Uni lieber aus, um mir alles mit dem Textmarker zu markieren und handschriftlich Notizen an den Rand zu schreiben und erwische mich dabei, dass ich verärgert bin, wenn ein Dozent sagt: „Ich weiß ja, dass Sie sich alles nur noch auf ihrem Handy durchlesen.“ Denn das stimmt einfach nicht und ich bin bei weitem nicht die einzige, die dabei lieber noch analog läuft und die Texte, die sich zwar im Laufe des Semesters häufen und immer schwerer in der Tasche werden, mit zum Seminar schleppt. Und vor allem lese ich lieber ein gedrucktes Buch und spüre jede einzelne Seite durch meine Finger gleiten, während mir die Druckerschwärze in die Nase zieht und erfreue mich all meiner Bücher im Regal. Ich bin froh, mich so oftmals durch all diese Gewohnheiten von den technischen Netzwerken zumindest kurzweilig und teilweise distanzieren zu können und sehe auch, dass viele aus meinem Umfeld genauso handeln. Es sind also nicht alle Studenten ausschließlich auf „die Technik von heute“ beschränkt. Ich denke, ein gesundes Gleichgewicht aus Technologie und Analogie muss gegeben werden, um sich nicht in der Digitalisierung und virtuellen Welt zu verlieren. Manchmal muss davon eben auch Abstand genommen werden.
Das Thema Sicherheit, welches Möller und Schallbruch in ihrem Vortrag weiter behandeln, sollte dabei natürlich trotzdem nicht aus den Augen gelassen werden. Wie kann ich mein Netzwerk am besten Schützen? Was ist mir dabei wichtig? Wer wissen möchte, welche Lösungsstrategien die beiden parat haben, kann sich ihren Vortrag noch einmal bei YouTube ansehen.
Isabel Grabow