Als Pendler, der jeden Tag mit der Bahn zur Uni und wieder zurückfährt, weiß ich eines ganz genau: Bahn fahren nervt! Es ist langweilig, die Bahn sowieso nie pünktlich und die Zeit, die ich vergeude, könnte ich definitiv sinnvoller nutzen. Klar, ein Blick auf’s Handy geht immer, aber wirklich interessante Sachen gibt’s bei Facebook und Co. auch nicht. Wie also die Bahnfahrt gestalten? Seit Anfang Juni läuft in New York das Projekt Subway Library, das genau auf diese Frage eine Antwort weiß.
Die Initiative, die von den öffentlichen Bibliotheken aus New York, Brooklyn und Queens sowie der Metropolitan Transportation Authority und Transit Wireless ins Leben gerufen wurde, stellt allen U-Bahn-Passagieren kostenlose E-Books auf ihren Tablets, Smartphones und E-Book Readern zur Verfügung.
Eine Geschichte für jede Strecke
Na klar, man könnte sich für die Bahnfahrt einfach selbst ein Buch einpacken oder auf’s Smartphone laden, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass nichts nerviger ist, als aussteigen zu müssen, wenn die Geschichte gerade richtig spannend wird. Dagegen hat die Subway Library vorgesorgt. Die Länge der E-Books ist nämlich an die Fahrzeit der Passagiere angepasst. Nachdem sich der U-Bahn-Nutzer in das U-Bahn-WLAN eingeloggt hat, wird er direkt zur Subway Library-Website weitergeleitet. Dort kann er sich bereits ausgesuchte E-Books herunterladen oder seine Fahrtdauer angeben. Subway Library sucht dann automatisch eine Kurzgeschichte oder einen Auszug aus einem Roman aus, der auf die angegebene Zeit abgestimmt ist. Das Lesen an der Haltestelle ist übrigens auch möglich.
Was darf’s sein?
Das Angebot der virtuellen Bücherei ist groß. Von Kinderbüchern über Neuerscheinungen zu bekannten Klassikern; der New Yorker U-Bahn Nutzer kann sich über viel Lesestoff auf dem Weg durch den Berufsverkehr freuen. Die Aktion läuft noch einen Monat, in dem die angebotenen Titel ständig wechseln werden. Lynn Lobash, die bei er New York Library für das Projekt mitverantwortlich ist, erklärt einen Vorteil, dem ich nur zustimmen kann:
It’s a lot different than the frantic sense of checking your email or being on Twitter.
In der Bahn einfach mal entspannen und abschalten, statt permanent online zu sein, das finde ich gut. Leider gibt es eine vergleichbare Initiative in Deutschland noch nicht. Das liegt auch daran, dass hier noch keine U- oder S-Bahnen über einen WLAN Zugang verfügen. Schade eigentlich, denn dann hätte ich vielleicht auch mal wieder mehr Lust auf’s Pendeln.
Janna Reichmann