Die erfolgreiche Instant-Messaging-App Snapchat ist in aller Munde. Zuletzt machte sie durch ihren Börsengang von sich reden. Die App gibt es bereits seit September 2011, weltweit nutzen sie über 150 Millionen Menschen täglich aktiv. Snapchat ist besonders bei jungen NutzerInnen sehr beliebt. Wir haben uns gefragt, ob und wie Snapchat und Literatur zusammenpassen und stellen euch hier drei interessante Beispiele für diese Verbindung vor.
Bei Snapchat können NutzerInnen Fotos und Videos an ihre Freunde verschicken, die sich diese für eine einstellbare, begrenzte Zeit von bis zu zehn Sekunden und insgesamt nicht mehr als zweimal anschauen können. Dann löschen sich die Inhalte von selbst. Zudem bietet Snapchat die Möglichkeit, mehrere Snaps zusammen in einer Story zu veröffentlichen, die 24 Stunden lang sichtbar ist und in diesem Zeitraum immer wieder angeschaut werden kann.
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Mit Snapchat Geschichten erzählen
Die Stories-Funktion nutzt Katharina Krueger, um Kurzgeschichten zu schreiben bzw. zu produzieren. In ihrem Artikel „Literatur auf Snapchat: I love Short Stories“ beschreibt sie, warum sich Snapchat aus ihrer Sicht bestens für die Umsetzung dieser Erzählform eignet: Die knappe, auf wenige Figuren beschränkte Handlung lasse sich dort gut darstellen, Emojis, Sticker und Filter könnten Worte ersetzen und die variable Anzeigelänge der einzelnen Bilder könne als Gestaltungselement genutzt werden. Ihre mehrminütigen Geschichten mit Titeln wie „Barry Kant“ oder „Ohne Zwischenhalt“ veröffentlicht sie auch bei Youtube, womit sie jedoch die charakteristische Kurzlebigkeit der Snapchat-Stories aufhebt.
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Mit Snapchat für Literatur werben
Bislang sind Unternehmen, auch Verlage, in Deutschland bei der Nutzung von Snapchat noch zurückhaltend. Doch es bieten sich durchaus interessante Möglichkeiten. So stellt Frank Krings in dem Artikel „Nicht nur hip: Snapchat für Jugendbuch-Verlage“ dar, wie Jugendbuch-Verlage Snapchat für die Einführung und Vorstellung eines neuen fiktiven Jugendbuch-Helden kreativ nutzen könnten, indem sie dem Helden einen Snapchat-Account erstellen und Nutzer an seinem Leben teilhaben lassen. Krings betont dabei den Vorteil der Authentizität, der kreativen Gestaltungsmöglichkeiten sowie die Kurzlebigkeit der Inhalte, durch die man experimentieren könne „ohne etwas für die ‚Ewigkeit‘ schaffen zu müssen.“
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Mit Snapchat Literatur vermitteln
Die Beliebtheit von Snapchat bei jungen NutzerInnen macht die App auch für den Schulunterricht interessant. Eine literaturbezogene Nutzungsmöglichkeit stellt Peter Jochum in dem Artikel „Faust – gesnappt: Visuelle Literaturinterpretation mit Snapchat“ vor. In einem Unterrichtsbeispiel erstellten und bearbeiteten seine SchülerInnen Standbilder zu Goethes Faust I und veröffentlichten sie als Story, um sie dann gemeinsam zu analysieren. Die Frage, ob Snapchat das geeignete Tool für diesen Ansatz sei, löste allerdings bei Twitter eine angeregte Diskussion aus.
Die drei Beispiele zeigen mögliche Verbindungen von Snapchat und Literatur auf – sicherlich sind viele weitere möglich. Wir sind gespannt, wie sich die Nutzung der App, auch mit Blick auf die Konkurrenz durch Instagram (speziell die Instagram Stories) entwickelt und welche Ideen in Zukunft noch entstehen werden.
Linda Englisch