In ihrer Kurzgeschichte The Ones Who Walk Away from Omelas kreiert Ursula K. Le Guin ein spannendes Gedankenexperiment: Der märchenhafte Ort Omelas liegt zwischen den Bergen und nahe am Meer. Er scheint der Ort des materialisierten Glücks zu sein und wird ausschließlich von zufriedenen Menschen bewohnt.
Das Glück dieser Gesellschaft kommt jedoch nicht ohne Preis: Ein einziges Kind, vernachlässigt, allein und ohne Kontakte zur Außenwelt, lebt in einem der schillernden Gebäude der Stadt und sein Leid ist der Preis für das gesamte Glück der anderen:
„[…] they all understand, that their happiness, the beauty of their city, the tenderness of their friendships, the health of their children […] depend wholly on this child’s abominable misery.” (S.6)
Während ein Großteil der Gesellschaft sich dazu entschließt, das Leiden des Kindes hinzunehmen, um weiterhin ein sorgenfreies Leben führen zu können, gibt es hin und wieder Personen, die sich entschließen Omelas den Rücken zu kehren. Sie können nicht mit dem Gedanken leben, auf dem Leid eines anderen Menschen ihr Glück aufzubauen.
Die philosophische Erzählung kann, wie Le Guin selber schreibt, für jeden etwas anderes bedeuten. Beim Lesen stellt man sich unweigerlich die Frage, wie man selbst reagieren würde. Die meisten würden vermutlich behaupten, dass sie zu denjenigen gehörten, die Omelas verlassen würden. Aber wenn man genauer darüber nachdenkt, stellt sich unweigerlich die Frage: Stimmt das? Leben wir nicht auch in einer ähnlichen Gesellschaft, deren Luxus auf dem Leid anderer beruht?
The Ones Who Walk Away from Omelas gibt es bei Thalia für 4,66€ als eBook zu kaufen.