Wir sind jung, haben kein Geld und wollen nichts besitzen. Das sind wir, die Generation Y. Wir stehen auf digital, wir sharen statt zu kaufen und setzen damit auch im Buchmarkt den Trend. Eine 2013 von PriceWaterhouseCoopers durchgeführte Studie zur Nutzung von elektronischen Büchern bestätigt: 40 % der 18- bis 30-Jährigen würden auch E-Books gerne ausleihen. Als Antwort darauf entstehen immer mehr Plattformen, die diese neue Art des Lesens und Ausleihens innovativ und attraktiv aufbereiten wollen, darunter die „Kindle-Leihbücherei“, die mobile Bibliothek „Skoobe“ und bald auch „readfy“.
Im Oktober 2012 startete die Kindle-Leihbücherei in Deutschland mit über 200.000 E-Books im Angebot. Doch schnell zeigen sich die Tücken der so attraktiv verpackten neuen Dienstleistung von amazon. Voraussetzung Nummer eins ist eine Prime-Mitgliedschaft, die einem für 29 Euro pro Jahr natürlich mehr Vorteile bietet als der kostenlose Zugriff auf die stolze Anzahl von einem Buch pro Monat – immerhin ohne Rückgabefrist. Darüber hinaus benötigt man aber auch das passende Lese-Gerät. Diese Voraussetzung verpackt amazon mit den Worten: „Einen Kindle zu besitzen, lohnt sich jetzt noch mehr.“ Dahinter verbirgt sich schlichtweg, dass die Leihbücherei nur über die Kindle E Ink- und Kindle Fire-Geräte genutzt werden kann. Besitzer von anderen Tablets, eReadern oder Smartphones mit Kindle App gehen leider leer aus.
Endgerätübergreifend hingegen bietet die mobile E-Book-Bibliothek Skoobe auch seit Oktober 2012 ihren Nutzern einen völlig neuen Zugang zu der Welt der elektronischen Bücher. Keine vergriffenen Titel, bequem Bücher ausleihen und lesen per App oder auf dem Kindle, ab 9,99 Euro pro Monat. Das Flatrate-Modell lockt mit dem Versprechen des unbegrenzten Zugangs zu den Büchern in allen drei Preiskategorien. Einzig die Anzahl der synchronisierbaren Geräte und der gleichzeitig ausleihbaren Bücher sowie die Möglichkeit zum Offline-Lesen sind von Basic zu Plus und zu Premium verschieden. Doch was macht Skoobe anders als andere Angebote? Zum Launch der App stellte es sich als Gemeinschaftsunternehmen von arvato, der Verlagsgruppe Random House und der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck vor, das für E-Books aller Verlage offen steht. Es ist ein Geschäftsmodell, das versucht die Interessen der Verlage, der Leser und der Autoren miteinander zu vereinbaren. Als selbsternannter Förderer des Lesevergnügens garantiert Skoobe durch die enge Zusammenarbeit mit Verlagen die Qualität des Angebots und die sichere Bezahlung der Autoren. Das ist schon mal gut für das Gewissen, doch wie sieht es mit dem Angebot für das Lesevergnügen aus? Auf der Website wird schwammig mit „tausende aktuelle Titel“ geworben. Im Jahr 2013 wurden fast 14.000 neue Titel in den Katalog aufgenommen, der hauptsächlich aus deutschsprachigen Werken besteht. Von der Spiegel-Bestsellerliste ist aber beispielsweise nur ein Buch aus den Top Fünf zu finden. Für 9,99 Euro ist das Angebot noch ausbaufähig!
Vielleicht reizt da doch eher die Ankündigung von readfy: „Lies kostenlos so viel wie Du möchtest. Ohne Einschränkung.“ Das „neue Leseerlebnis“ ist zurzeit nur auf Android in der Testphase nutzbar. Der Full-Launch, auch auf iOS, ist für den Sommer geplant. E-Books von namhaften Autoren und Verlagen kostenlos lesen klingt erstmal gut, macht aber auch skeptisch. Wie wird das denn finanziert? Durch Werbung. Die Testphase wird dafür genutzt die kundenfreundlichste Art und Weise für die gelegentliche Einblendung von Werbebannern zu ermitteln. Mit dem Full-Launch wird dann auch ein Abo-System implementiert, durch das man sich von der Werbung stufenweise freikaufen und dabei zusätzliche Funktionen wie Social Reading und Offline lesen erwerben kann. Wen die Werbung nicht stört, der kann so tatsächlich das Angebot kostenlos nutzen. Im Moment bietet die App um die 15.000 Titel, die bis zum Ende des Jahres auf 30.000 erweitert werden sollen. Ob sich readfy mit seinem Konzept von seinen Konkurrenten absetzen kann, wird sich erst im Sommer zeigen. Einem Test steht aber nichts im Wege, denn Lesen kostet hier ja nichts.
Lisa-Marie Reingruber